Harte Zeiten für die Werkrealschule

Ostalb

Rems-Zeitung

An einigen wenigen Schulen funktioniert das Modell noch. Sie bekommen eine fünfte Klasse für ihre Werkrealschule zusammen. Aber auf eine große Zukunft kann sie nicht hoffen, wenn man die jetzt vom Schulamt veröffentlichten Anmeldezahlen sieht.

Mittwoch, 27. März 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
165 Sekunden Lesedauer

Von Manfred Laduch
OSTALBKREIS. Zwischen dem 20. und 22. März 2013 hatten die Eltern der Kinder aus der Grundschulklasse 4 die Möglichkeit, ihr Kind an einer weiterführenden Schule zum Besuch der neuen Klassen 5 im Schuljahr 2013/​2014 anzumelden. Dabei mussten sie nicht mehr um die Meinung der Grundschullehrer kümmern: Die verbindliche Bildungsempfehlung der Grundschule war im Frühjahr 2012 aufgehoben worden,
Das Wahlverhalten der Eltern wird sich nachhaltig auf die regionale Schullandschaft auswirken, erklärt das Schulamt. Dort ist man allerdings auch davon überzeugt, dass nicht allein die Skepsis der Familien in Sachen Werkrealschule für den starke Rückgang der Schülerzahlen in diesem Bereich gesorgt hat. Vielmehr hänge er auch mit der Einrichtung von insgesamt zehn neuen Gemeinschaftsschulen zusammen, die aus Werkrealschulen hervorgegangen sind.
Fakt ist: An vier der sieben Haupt– bzw. Werkrealschulen im Altkreis Schwäbisch Gmünd kommt im Schuljahr 2013/​14 keine fünfte Klasse zusammen. Dafür wäre eine Mindest-​Schülerzahl von 16 notwendig. Sie wird nicht erreicht an der Schule am Römerkastell in Böbingen (12 Anmeldungen), der Hauptschule Lorch – hier gibt es einen Antrag auf Einrichtung einer Verbundschule – und der Uhlandschule Bettringen (je 8) sowie der Heinrich-​Prescher-​Schule in Gschwend, wo ganze fünf Anmeldungen vorliegen.
Die Konsequenz lautet: Jahrgangsübergreifende Klassen. Die Neuen werden gemeinsam mit der Klasse 6 unterrichtet; wo es selbst dann noch eng wird, sind auch drei Jahrgänge in einem Klassenraum denkbar. In Gschwend wird über eine solche Lösung bereits intensiv nachgedacht, da es schon im vergangenen Jahr nur sieben WRS-​Anfänger gab.
Eine Ausnahme ist für die Mozartschule in Hussenhofen denkbar, wo 15 Schülerinnen und Schüler zur Hauptschule angemeldet wurden. Die Mindestzahl genau erreicht hat die Werkrealschule Schwäbischer Wald in Mutlangen. Eine mehr verzeichnet die Werkrealschule Unterm Hohenrechberg in Waldstetten. Keine Schwierigkeiten dürfte es für die Werkrealschule Leintal in Leinzell (19 Anmeldungen) und die Rauchbeinschule in Gmünd (23) geben.
Was in jedem Fall nachdenklich macht, ist die Entwicklung der Zahlen. In Böbingen waren es vergangenes Jahr noch 18 Anfänger im fünften Schuljahr, in Waldstetten 28 und in Mutlangen hat sich die Anzahl von 31 quasi glatt halbiert.
Die beiden im Altkreis Gmünd startenden Gemeinschaftsschulen haben ausreichend Zulauf, der nach Ansicht des Schulamtes allerdings noch größer hätte sein können. An der Heubacher Schillerschule gibt es 27 Anmeldungen, an der Friedensschule auf dem Rehnenhof 22. Für Heubach bedeutet das, dass der Klassenteiler von 28 – und damit die vom Kultusministerium eigentlich vorgesehene Zweizügigkeit – bei einer weiteren Anmeldung erreicht wäre.
„Wie es langfristig weitergeht, muss man abwarten“, erklärt der stellvertretende Schulamtsleiter Rainer Kollmer. Auch wenn die Werkrealschule „auf dem absteigenden Ast“ sei, habe sie pädagogisch gesehen ihre Daseinsberechtigung. Schließlich gebe es immer Schüler, die die eigentliche Realschule nicht packten.
An dieser Schulart sind die Anmeldezahlen im übrigen weitgehend stabil: Heubach hat 2013 ebenso 78 Anmeldungen, wie schon 2012. Leinzell sinkt von 71 auf 68, Lorch von 71 auf 65, Mutlangen von 74 auf 65, Adalbert Stifter in Gmünd von 94 auf 86, die Gmünder Schiller-​Realschule von 54 auf 53.
Die Freie Evangelische Realschule „Domino Servite“ in Lindach bleibt bei 22 Anmeldungen konstant, die Waldstetter Franz-​von-​Assisi-​Realschule nimmt sogar von 86 auf 89 Anmeldungen zu.
Das Regierungspräsidium veröffentlichte gestern die vorläufigen Anmeldezahlen an den Gymnasien. „Die vorläufigen Zahlen belegen unterm Strich erneut hohen Zuspruch für die Gymnasien“, erklärte dazu Regierungspräsident Johannes Schmalzl. In einzelnen Kommunen werde es unumgänglich sein, dass Klassenausgleichsmaßnahmen an bestimmten Gymnasien durchgeführt werden, hebt die Stuttgarter Behörde hervor.
Veröffentlicht wurden die Zahlen einstweilen allerdings nicht nach Schulen, sondern nur nach Städten getrennt. Danach haben sich am Gymnasium Friedrich II. in Lorch 84 Schülerinnen und Schüler angemeldet. In Gmünd sind es 253, am Rosensteingymnasium in Heubach 87. Wie die Rems-​Zeitung bereits am Samstag veröffentlichte, meldeten sich am Hans-​Baldung-​Gymnasium 122 Fünftklässler an. Hier entschieden sich 100 für den neunjährigen Zug (82 Prozent) und nur 22 (18 Prozent) für G 8.