Frauen in Führungspositionen finden oft keine guten Rahmenbedingungen, um Familie und Beruf in Einklang zu bringen

Ostalb

Rems-Zeitung

Die politische Diskussion um Frauen in Führungspositionen läuft auf allen Ebenen. Wie sieht es in den Unternehmen der Region Ostwürttemberg aus? Nicht optimal, betont die Industrie– und Handelskammer. Es sei noch immer nicht leicht, Familie und Beruf in Einklang zu bringen, weil vielerorts die Betreuungszeiten für Kinder nicht zu den Arbeitszeiten passen.

Freitag, 08. März 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
97 Sekunden Lesedauer


OSTALBKREIS (ihk). Für die beiden Landkreise Heidenheim und Ostalbkreis hat die IHK anlässlich des Weltfrauentags am 8. März 2013 ihre Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen dahingehend analysiert.
Über 23 000 Datensätze wurden für die Untersuchung ausgewertet. Dabei wurden Inhaber, Geschäftsführer, Vorstände, Vorstandsmitglieder, Gesellschafter, Filialleiter oder auch Betriebsleiter als Führungskräfte gewertet. Betrachtet man alle analysierten Betriebe, so stehen bereits in 28 Prozent der Unternehmen Frauen in Führungsverantwortung.
Auch im Vergleich zu den großen Konzernen sind in den kleinen und mittleren Unternehmen der Region Ostwürttemberg deutlich mehr Frauen in Führungsverantwortung. Betrachtet man Kleingewerbetreibende und Handelsregister-​Unternehmen getrennt, so wird bei den Kleingewerbetreibenden sogar bereits jedes dritte Unternehmen von einer Frau geführt. Bei den Unternehmen, die im Handelsregister eingetragen sind, dominieren in den Führungsfunktionen noch die Männer mit einem Anteil von 86 Prozent. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. Demnach stagniert der Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Privatwirtschaft in den letzten Jahren bei 27 Prozent. Der Blick auf die Branchen zeigt, dass in der Industrie männliche Führungskräfte dominieren. Hier sind 15 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt. Im Handel und der Dienstleistungswirtschaft sind Frauen stärker vertreten. Bei Dienstleistern stellen Frauen 29 Prozent und im Handel 30 Prozent der Führungspositionen.
IHK-​Hauptgeschäftsführer Klaus Moser: „Die Wirtschaft kann auf keine qualifizierte Führungskraft verzichten, gleichgültig ob Mann oder Frau. Die eigentliche Aufgabe lautet daher, die gesellschaftlichen und betrieblichen Bedingungen so zu gestalten, dass Führungsaufgaben auch tatsächlich von beiden Geschlechtern in gleicher Weise wahrgenommen werden können. Eine systematische Förderung und Beteiligung von Frauen auf allen Führungsebenen ist zielführender als eine symbolische Quote.“
Kinderbetreuungsangebote passen oft nicht zu den Arbeitszeiten
Die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf stimmen laut Moser noch nicht. Dies stelle Mütter und Väter gleichermaßen vor Herausforderungen. Kinderbetreuungszeiten in Kindergärten und Schulen, die am frühen Nachmittag enden oder in den Ferien nicht verfügbar sind, werden kaum einer Form der Erwerbstätigkeit gerecht. Die Zahl der Betreuungsmöglichkeiten in Kindergärten oder über Tagesmütter sei trotz aller Anstrengungen noch unzureichend und erschwere die Besetzung von Führungspositionen mit Frauen.