Bedeutet Wachstum für Landwirte automatisch wirtschaftlichen Erfolg und Lebensqualität?

Ostalb

Rems-Zeitung

Vor Kurzem fand die Mitgliederversammlung des Landwirtschaftlichen Meistertisches Aalen-​Ellwangen im Gasthaus Kellerhaus in Aalen-​Oberalfingen statt. Der Vorsitzende, Peter Schacherer vom Oberen Kolbenhof in Essingen-​Forst, gab zunächst einen kurzen Rückblick auf die Veranstaltungen des zurückliegenden Jahres 2012. Dabei referierte ein Unternehmensberater über das Zusammenspiel von Wachstum, wirtschaftlichem Erfolg und Lebensqualität.

Mittwoch, 03. April 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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OSTALBKREIS (pm). Geschäftsführer Karl-​Johann van Eeck (vom Geschäftsbereich Landwirtschaft des Ostalbkreises) konnte über eine gute Kassenlage berichten. Manfred Berreth aus Altmannsweiler trug das Ergebnis der Kassenprüfung vor, wobei er eine ordnungsgemäße Belegablage und Kontoführung bescheinigte. Die Entlastung des Vorstandes beantragte der ehemalige Vorsitzende Hans Brandstätter von den Lixhöfen in Neresheim, die dann einstimmig durch die Versammlung erfolgte.
Referent in der Jahreshauptversammlung war Martin Horneber, Trainer für Führungskräfte aus Roßtal bei Nürnberg. Sein Thema lautete „Unternehmenswachstum gestalten und steuern — und dabei Lebensqualität trotz Druck und Belastung bewahren“. Horneber ist er gelernter Landwirt und Landwirtschaftsmeister und mittlerweile 51 Jahre alt. Noch vor zwölf Jahren war er hauptberuflich in der Landwirtschaft im eigenen Betrieb tätig. Die Landwirtschaft hatte er 1985 von seinem Vater übernommen und dann biologisch organisch ausgerichtet. Inzwischen ist er Unternehmensberater, hat seine Landwirtschaft verpachtet und ein Trainingscamp für Unternehmer auf der Hofstelle eingerichtet.
Eingangs stellte er fest, dass Unternehmensführung generell eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit ist. Der Erfolg hänge dabei nicht von der Unternehmensgröße ab, sondern vielmehr vom Unternehmer beziehungsweise vom Unternehmerpaar. Zum Wandel in der Landwirtschaft meinte Horneber, dass das Wesen des Lebens stete Veränderung bedeute und dass „Wachstum gestalten und steuern“ ein aktiver und positiv besetzter Prozess sei. Zunächst gelte es, im Unternehmensbereich Kernkompetenzen festzustellen. Dazu gelte es weiter folgende Fragen eingehend zu erörtern: Was ist unsere Leidenschaft? Was können wir wirklich gut? Was kauft der Markt?
Zu der Fragestellung „Unternehmenswachstum gestalten und steuern“ benannte er verschiedene Ansätze, die zu beachten sind. Zunächst gelte der Grundsatz: „Nimm dir Zeit und beweg dich nicht wie in einem Hamsterrad. Dann suche die Stille“. Denn es werden für grundlegende Entscheidungen Zeit für sich selbst und für das Unternehmerteam benötigt. Weiter: „Achte auf deine Stärken und Neigungen!“ Dabei führt er an, dass zum Beispiel bei einer Depression genau das getan werde, was einem grundlegend widerspricht. Weiter gelte es die Beziehungen, die wichtig sind, zu pflegen – innerhalb des Unternehmens aber auch außerhalb des Unternehmens und im privaten Bereich. Weiter mahnte er, den nötigen betrieblichen Freiraum zu erhalten, das heißt nicht jedes Finanzvolumen sollte so ohne weiteres aufgenommen werden. „Wachstum“, so Horneber, „ist kein absoluter Garant dafür, dass etwas im Unternehmen, in der Unternehmensführung und letztendlich auch in der Einkommensbasis besser wird.“
Dann stellte Horneber Werte für sogenannte dynamische Betriebe vor. Er unterscheidet dabei zwischen Werten, die verbinden und Werten, die trennen. Zu den Werten die verbinden zählt er Verantwortung, Gemeinschaft – so zerstöre zum Beispiel ein „Pachtkrieg“ Gemeinschaft, Nachhaltigkeit, Fairness. Als Werte, die eher trennen, nannte er die Gewinnmaximierung, das absolute Opfern oder Sparen für später, für den Aufbau – will heißen, das Hinausschieben aller Entscheidungen auf später, bis zum Beispiel ein möglicher Hoferbe mit der Ausbildung fertig ist. Ein weiterer trennender Wert sei für ihn Selbstmitleid und ständiges Beklagen von misslungenen Vorgängen.
Im weiteren Verlauf seines Vortrags arbeitete Horneber den Unterschied zwischen Managen und Führen heraus. So sei dort zu managen, wo etwas passieren muss. Das Führen beginne jedoch dort, wo etwas passieren kann. Zum Managen zählte der Referent Aktivitäten wie das Geschäft am Laufen halten, das Kontrollieren, Krisen und Probleme bewältigen, das Erledigen und Abarbeiten von Prozessen.
Zu dem Prozess des „kann passieren“, des Führens eines Unternehmens, zählte Horneber so grundlegende Positionen wie die mittelfristige und langfristige Planung von Arbeit und Personal, die Überprüfung und Hinterfragung von Prozessen, die Beziehungspflege im Unternehmen und auch außerhalb, die Planung und Durchführung der Fort– und Weiterbildung, die Beschäftigung mit der Zukunft, wo steht mein Unternehmen in drei bis fünf oder 20 Jahren, was sind meine Stärken, wie gelingt eine Entwicklung, wer hat im Unternehmen in bestimmten Prozessen das Sagen.
Horneber schloss seinen Vortrag mit einem Spruch von Alec Mackenzie, der da lautet „Nichts ist einfacher als beschäftigt zu sein und nichts schwieriger als effizient zu sein!“ (Alec Mackenzie ist der Verfasser des Klassikers für Zeitmanagement unter dem Titel „Die Zeitfalle“).