Die neue Energiegenossenschaft Rosenstein stellte sich in der Silberwarenfabrik vor

Ostalb

Rems-Zeitung

Regionale Energiegenossenschaften können Vertrauen schaffen und das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Energiewende schärfen. In Heubach stellte sich die Energiegenossenschaft Rosenstein gestern den Bürgern vor.

Dienstag, 24. September 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
136 Sekunden Lesedauer


Von Gerold Bauer
HEUBACH. Als Moderator des Abends (und einer der beiden Vorstände der neuen Genossenschaft) machte Bürgermeister Frederick Brütting deutlich, dass fossile Energieträger unweigerlich zur Neige gehen und der Ausstieg aus der riskanten Atomkraftnutzung inzwischen ein breiter Konsens sei. Darüber hinaus machen es massive Klimaveränderungen und daraus resultierende Katastrophen nötig, intensiv darüber nachzudenken, wie man mit diesem Planeten umgehen soll.
Ein Weg, um die unabdingbare Energiewende voran zu treiben, sei die Gründung von Genossenschaften, in denen jeder seinen Beitrag zur Förderung regenerativer Energien leisten können. Damit wirklich alle daran partizipieren können, habe man bei der Heubacher Energiegenossenschaft den Mindestanteil auf 100 Euro angesetzt. Der Schwerpunkt liege auf dem Betrieb von Photovoltaikanlagen; zwei davon seien in Heubach bereits in Betrieb, eine dritte werde gebaut.
„Sie können sofort Mitglied werden“, appellierte Brütting an die rund 120 interessierten Bürgerinnen und Bürger im Saal der Silberwarenfabrik. Die Ausgangsbasis sei derzeit gut, denn die Energiepreise steigen ständig und die Zinsen seien niedrig. Darüber hinaus können die Mitglieder der Genossenschaft in Form von Anlagen in der Region buchstäblich sehen, wo ihr Geld angelegt ist.
Stellvertretend für den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, der kurzfristig wegen politischer Verpflichtungen absagen musste, zeigte der Chef der dortigen Stadtwerke und Geschäftstführer der Tübinger Energiegenossenschaft, Wilfried Kannenberg, den Weg auf, wie sich auch kleinere Kommunen und Bürger als Investoren auf dem Energiemarkt einbringen und damit energiepolitische Akzente setzen können. Natürlich könnten die Stadtwerke auch selbst als Investoren aktiv werden, aber Kannenberg ist überzeugt, dass der genossenschaftliche Weg erfolgversprechender ist. „Wir wollen das Bewusstsein für die Endlichkeit der fossilen Ressourcen stärken — denn nur so schafft man die Energiewende. Ich kann Sie hier nur ermutigen, diesen Weg gezielt und engagiert zu gehen!“, sagte er.
Dass der Schwerpunkt zunächst auf die Photovoltaik gelegt werde (obwohl die Effizienz bei der Windkraft höher sei), liege vor allem daran, dass man bei der Sonnenenergie schon mit relativ kleinen Summen Anlagen finanzieren könne. Außerdem sei es wichtig, auch das Thema „Energiesparen“ nicht aus den Augen zu verlieren, sondern eventuell durch geeignete Förderprogramme Anreize bei der Bevölkerung zu schaffen. Vielen Hausbesitzern sei zum Beispiel gar nicht bekannt, dass die größten Stromfresser alte Heizungspumpen seien, die man für rund 350 Euro austauschen könne und diese Maßnahme sich schon nach zwei Jahren durch gesparten Strom amortisiert habe.
Prof. Dr. Georg Kleiser, Aufsichtsrat der neuen Energiegenossenschaft Rosenstein, veranschaulichte die Bedeutung von Leistungsangaben bei Photovoltaikanlagen, und Matthias Hillenbrand (gleichermaßen Vorstand der Raiffeisenbank Rosenstein und auch der Energiegenossenschaft) erläuterte die finanziellen Rahmenbedingungen. Weil — unabhängig von der Zahl der gezeichneten Geschäftsanteile — jedes Mitglied nur eine Stimme habe, sei eine Genossenschaft eine absolut basisdemokratische Angelegenheit, die auch nicht Gefahr laufe, von einem finanzkräftigen Investor „übernommen“ zu werden. Die nach zwei Jahren erstmals mögliche Dividende sei mit gut zwei Prozent bewusst vorsichtig kalkuliert; dafür handle es sich aber um eine sehr sichere Anlageform.
Die erste Phase der genossenschaftlichen Arbeit werde nun geprägt sein vom Suchen, Finden und Realisieren von neuen Photovoltaik-​Projekten, die sich besonders auf jenen Gebäuden anbieten, wo durch einen hohen Anteil an Eigenstrom-​Nutzung die Wirtschaftlichkeit sehr hoch ist. Mit im Boot wird dabei auch das Energiekompetenzzentrum Ostalb (EKO) in Böbingen sitzen.