Bürgerinformation zur Flüchtlingsunterbringung in Alfdorf hervorragend besucht

Ostalb

Rems-Zeitung

Dass auch die Gemeinde Alfdorf ein gewisses Kontingent an Flüchtlingen unterbringen muss, stellt niemand in Frage. Heiß diskutiert wurden gestern Abend bei der Bürgerinformation in der alten Sporthalle allerdings die Themen „wieviele“ und vor allem „wo“.

Donnerstag, 06. November 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
149 Sekunden Lesedauer

Von Manfred Laduch
ALFDORF. Fast 300 Menschen hatten sich zur Freude von Bürgermeister Michael Segan eingefunden, um über die Unterbringung von Flüchtlingen in den nächsten Monaten und Jahren zu diskutieren. Seit September habe man das Thema schon im Gemeinderat erörtert, sagte der Bürgermeister. Und er betonte zum ersten Mal, was er im Verlauf des Abends noch mehrfach deutlich machen musste: „Es ist noch keine Entscheidung gefallen.“
Denn der Gemeinderat sei sich einig gewesen, zunächst „in die Bevölkerung hineinzuhören“. Allerdings werde auch an diesem Abend keine Entscheidung getroffen. Die stehe im Gemeinderat erst am 17. November an. Dann allerdings müssen erste Beschlüsse gefasst werden.
Die Gemeinde, so Segan, sei für die Zweitunterbringung einer gewissen Anzahl von Flüchtlingen verantwortlich. Das sind jene, die nach zwei Jahren die Erstunterbringung – vor allem in Sammelunterkünften – verlassen. Im laufenden Jahr seien Alfdorf acht Flüchtlinge zugewiesen worden, die derzeit in der früheren Obdachlosen-​Unterkunft in der Hauptstraße 82 wohnten.
Für 2015 seien 16, für 2016 weitere 32 dieser Flüchtlinge avisiert. Die Kapazität in der Hauptstraße 82 sei jedoch erschöpft. Deshalb habe man im Amtsblatt darum gebeten, weitere Wohnmöglichkeiten zu melden. Drei Antworten seien eingegangen; sie werden in den nächsten Tagen geprüft.
Es gebe nun mehrere weitere Vorschläge. Einer lautet, die Bewohner der Hauptstraße 82 vorläufig auszuquartieren, das Haus abzureißen, und ein neues Flüchtlingsgebäude dort zu erstellen. Ein Gebäude an der Ecke Untere Schlossstraße/​Farbgasse sei wegen erheblicher Mängel problematisch.
Segan wies eindringlich darauf hin, dass es neben der gesetzlichen auch eine moralische Verpflichtung gebe, Flüchtlinge unterzubringen. Deshalb sei man mit dem Rems-​Murr-​Kreis im Gespräch, in Alfdorf auch eine Einrichtung zur Erstunterbringung zu schaffen.
Gedacht sei an ein Gebäude in Modulbauweise neben dem Rewe-​Markt für bis zu 60 Personen. In Frage käme auch eine gemeinsame Einrichtung mit dem Kreis auf einem Gewerbegrundstück am Strutweg.
In der Diskussion machte eine Bürgerin deutlich, dass „Verteilen in Ordnung ist, Konzentrieren nicht“. Das schaffe Aggressionen. Dieser Beitrag erhielt viel Applaus. Ein Bürger mahnte, dass häufig von Flüchtlings-​Familien gesprochen werde. Die Mehrheit der Unterzubringenden seien aber alleinstehende Männer.
Es wurde gefordert, klar zwischen Erst– und Zweitunterbringung zu unterscheiden. Eine ländliche Gemeinde wie Alfdorf mit ihrer schwachen Infrastruktur sei für eine Erstunterbringung von 60 Personen kaum geeignet, hieß es.
Bürgermeister Segan appellierte, dass die Gemeinde dem Landkreis auch ein Stück weit Solidarität schulde. Über die Anzahl der Personen in Erstunterbringung könne man dabei diskutieren. „Um 60 Flüchtlinge zu integrieren ist Alfdorf zu klein“ lautete die Antwort aus dem Publikum.
„Flüchtlinge aufzunehmen ist wichtig, aber eine Ghettobildung muss unbedingt vermieden werden“, forderte ein Alfdorfer, der überdies darauf hinwies, dass das ehemalige Pfahlbronner Rathaus leer stehe. „Um die Zweitunterbringung kommen wir sowieso nicht herum. Deshalb müssen wir uns fragen, wie viele Menschen wir darüber hinaus integrieren können“, lautete eine weitere Meinung.
Michael Segan machte deutlich, dass der Gemeinderat am 17. November zwar über die Zweit-​, nicht unbedingt aber über die Erstunterbringung entscheiden müsse. Eine Bürgerin erklärte, dass eine Willkommenskultur vonnöten sei. Man müsse seine Flüchtlinge kennen „so wie der Gmünder OB“. Deshalb sollten sich Interessierte zu einer „Arbeitsgruppe Flüchtlinge“ zusammenfinden“, forderte sie und erhielt dafür viel Beifall.
Gegen die gemeinsame Einrichtung mit dem Kreis am Strutweg sprach sich ein direkter Nachbar aus. Gerade dort zwischen Pfahlbronn und Brech seien die Beschäftigungs– und damit Integrationsmöglichkeiten für Flüchtlinge besonders dünn gesät. Ein weiterer Alfdorfer appellierte an die Bevölkerung, der Gemeinde leer stehende Häuser anzubieten, um dezentrale Unterbringung zu ermöglichen.