Ostalb-​Bauerntag in Iggingen zum Thema „Wie sicher sind unsere Lebensmittel?“

Ostalb

Rems-Zeitung

Lebensmittel sind in aller Munde – und Berichte über Lebensmittelskandale sind es auch. Qualität und Sicherheit von Nahrungsmitteln standen gestern Abend im Mittelpunkt des Bauerntags in Iggingen – zuerst bei einem Referat und dann bei der Podiumsdiskussion.

Freitag, 28. März 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
146 Sekunden Lesedauer


Von Gerold Bauer
IGGINGEN. „Dies ist heute ein etwas anderer Bauerntag“, sagte der Vorsitzende des Bauernverbands Ostalb, Anton Weber. Statt mit Agrarpolitik und mit fachlichen Betrachtungen zum Pflanzenbau oder zur Tierhaltung befasse man sich dieses Mal mit der Wahrnehmung durch die Verbraucher. Als Veranstalter freute er sich darüber, dass er nicht nur viele Repräsentanten von Verbänden und Behörden in der Igginger Gemeindehalle begrüßen konnte, sondern auch deutlich mehr Frauen als bei anderen Bauerntagen.


Landwirtschaftsdirektor Dr. Hans Börner sprach stellvertretend für Landrat Klaus Pavel und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Kunde dieses Abends eine möglichst breite Öffentlichkeit finde. Positiv sei zu bewerten, dass die regionale Herkunft von Lebensmitteln von Verbrauchern fast automatisch mit Frische, Qualität und Sicherheit gleichgesetzt werde. „Dieses Vertrauen verpflichtet zur besonderen Verantwortung. Und das Landratsamt Ostalbkreis trägt dem Wunsch der Menschen nach regionaler Vermarktung Rechnung.“
Gespannt war das Publikum auf die Hauptreferentin des Abends. Privatdozentin Dr. Gaby-​Fleur Böl ist Abteilungsleiterin im Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin und stellte klar, dass sich die Verbraucher in Deutschland wegen etwaiger Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Nahrungsmitteln überhaupt keine Sorgen machen müssen.
„Die Lebensmittel waren früher keineswegs gesünder — man konnte nur viele Inhaltsstoffe gar nicht nachweisen“, machte sie deutlich und verwies auf die heute üblichen, sehr hochentwickelten Labormethoden. Aufgrund der extremen Sicherheiten, die bei den geltenden Grenzwerten eingebaut seien, müsse man sich selbst bei geringer Überschreitung keine Sorgen um die Gesundheit machen. Leider lese man nirgends, dass zum Beispiel Pflanzenschutzmittel auch den Menschen vor Gefahren schützen. Wenn durch Verzicht auf Pestizide die Lebensmittel Schimmelpilze enthalten, berge das ein hohes Risiko, an Leberkrebs zu erkranken. Denn keineswegs sei die Natur immer nur gütig zum Menschen.
Obwohl die Bevölkerung sehr wenig Angst vor bakteriellen Infektionen habe, liege darin ein viel höheres Gesundheitsrisiko als in chemischen Rückständen, betonte Dr. Böl. Anhand von Umfrage-​Ergebnissen belegte sie, dass die individuelle Risikoeinschätzung der Menschen oft sehr weit von der tatsächlichen Bedrohung abweiche.


Ein Vor-​Ort-​Termin des Ostalb-​Bauernverbandes befasste sich gestern nachmittag auf dem Betrieb der Familie Schäfer aus Vellbach mit den Themen „Pflanzenschutz“ und „Tierwohl“. Dem Vorsitzenden Anton Weber war es ein großes Anliegen, einiges gerade zu rücken, was in der öffentlichen Meinung als Fakten betrachtet wird. „Diese Vorurteile stimmen einfach nicht“, so Weber.


Von der Ausbringung der Pflanzenschutzmittel gehe keine Gefahr für die Bevölkerung aus, betonte Martin Diemer. Er ist Pflanzenbau– und Pflanzenschutzexperte im Geschäftsbereich Landwirtschaft des Ostalbkreises und erläuterte, dass alle Landwirte eine Sachkundeprüfung für den Umgang mit diesem Substanzen ablegen und dass die Mittel vor der Zulassung zehn bis 15 Jahre lang intensiv geprüft werden. Ein weiterer Faktor, warum der Umgang mit Pflanzenschutzmitteln heute als unbedenklich gilt, liegt laut Diemer an der Technik. Flüssige Mittel und Spritzen mit Injektionsdüsen stellen heute sicher, dass die Substanzen nur dort hinkommen, wo man sie braucht.

Ähnlich falsch informiert seien die Verbraucher bezüglich der Schweinehaltung in modernen Mastställen. Ohne Stroh sei die Hygiene, zum Beispiel bezüglich Bakterien und Pilzen, wesentlich besser und die Tiere deshalb erfahrungsgemäß auch wesentlich seltener krank, versicherte Bauer Rudi Schäfer und fügte hinzu, dass er keine vorbeugende Antibiotika-​Gaben ins Futter mische. „Wenn die Haltung stimmt, braucht man das auch überhaupt nicht. Die Tiere bleiben dann in der Regel gesund und fühlen sich wohl“,

(mehr dazu in der Rems-​Zeitung vom 29. März 2014)