„Planspiel Kommunalpolitik“ der Schillerschule Heubach

Ostalb

Rems-Zeitung

Zuhören, sich einbringen, überzeugen, aber auch abwägen und zu Kompromissen bereit sein, das sind alles Voraussetzungen demokratischen Handelns. Beeindruckend und praktisch wurden sie umgesetzt von zwei achten Klassen der Schillerschule in Heubach.

Samstag, 29. März 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
107 Sekunden Lesedauer

HEUBACH (brd). Bei einer Planspiel-​Sitzung als Jugendgemeinderat mit Bürgermeister Frederik Brütting im Sitzungssaal des Rathauses konnten die Jung-​Demokraten zeigen, was sie bei den vorausgegangenen zwei Projekttagen mit Mitarbeitern der Friedrich-​Ebert-​Stiftung gelernt hatten. Und das war eine ganze Menge! Eine Tagesordnung mit fünf Anfragen und fünf Anträgen lag vor und so konnte es gleich losgehen. Die Schüler merkten schnell, dass man bei ihrem Bürgermeister ganz konkret über das Anliegen Bescheid wissen musste und es ebenso detailliert begründen sollte. Denn dieser war ebenfalls bestens vorbereitet und hatte auch immer gleich das richtige Kartenmaterial der jeweiligen Örtlichkeit parat.
Manches scheiterte an den Finanzen, manches an gesetzlichen Vorschriften wie zum Beispiel der Bau einer Brücke über den Klotzbach, der in einem Überflutungsgebiet liege. Es gab aber auch eine spontane Zusage zum Ausbau einiger Treppenstufen zwischen Bushaltestelle und Adlerstraße. Und das gilt jetzt tatsächlich. Das war nicht nur Spiel. Überhaupt präsentierte sich Brütting als einer, der die jungen Leute und ihre Anliegen sehr ernst nahm, ihre Vorstellungen geschickt strukturierte und Kompromisse vorschlug, die dann in den Abstimmungen auch weitgehend angenommen wurden. Richtig lebhaft und engagiert wurde die Diskussion beim Antrag auf einen Getränkeautomaten in ihrem Schulgebäude. Dieses Thema lockte auch viele Stillen aus der Reserve. Ebenfalls regen Gedankenaustausch bewirkte der Antrag für eine Zaunerhöhung beim Bolzplatz an der Schule. Auffallend war, dass es bei Abstimmungen fast immer auch Gegenstimmen gab, selbst als es um koffeinhaltige Getränke im gewünschten Automaten ging. Das zeigte, dass hier junge Leute saßen, die zu ihren differenzierten Meinungen standen und dies auch deutlich zeigten. Keine Fähnlein im Wind.
Spannend wurde es, als Brütting beim letzten Punkt, der Forderung nach mehr Sitzgelegenheiten im Bereich Schlossplatz, spontan einen Ortstermin vorschlug, der bei schönstem Frühlingswetter auch gleich durchgeführt wurde. Und spannend war auch, dass es sich die Jugendlichen bei genauerem Hinsehen anders überlegten und den Antrag ablehnten. Damit nahm dieses Planspiel überraschend im Freien sein Ende. Der Dank galt Vinzens Huzel von der Friedrich Ebert-​Stiftung, dem Schul-​Sozialarbeiter Andreas Dionyssitis, allen beteiligten Lehrkräften und der Schulleitung, dem engagierten Bürgermeister und allen Schülerinnen und Schülern, die sich ganz hervorragend eingebracht hatten. Wenn 14-​Jährige neben Grillplätzen auch noch an Sitzgelegenheiten für Senioren mit Rollator denken, dann braucht es einem nicht bange zu werden. „Demokratie braucht Demokraten“, so hatte es Friedrich Ebert vor einem Jahrhundert formuliert. Das deutsche Volk musste danach lange üben. Und das müssen wir heute noch. Die Heubacher sind dabei.