„Winterhilfswerk“-Ausstellung in Waldstetten als Beispiel für den Propaganda-​Druck der Nationalsozialisten

Ostalb

Rems-Zeitung

Vor und während des ZweitenWeltkrieges wurden auch inWaldstetter Werkstätten große Mengen Abzeichen für das Winterhilfswerk hergestellt. Über diesen Teil der Geschichte gibt eine am Sonntag im Waldstetter Heimatmuseum eröffnete Ausstellung (bis zum 15. September).

Sonntag, 11. Mai 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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Von Dietrich Kossien
WALDSTETTEN. Recht groß war das Interesse der Waldstetter, als am Sonntagmorgen Altbürgermeister Barth in Waldstettens Heimatmuseum die Wanderausstellung eröffnete. Sie wurde vom Museum in Miltenberg zusammengestellt und mit Waldstettern Exponaten ergänzt.
Die Ausstellung hatte nämlich einen örtlichen Bezug, zumal vor und während des Zweiten Weltkrieges in Waldstetten in großen Mengen Abzeichen für das Winterhilfswerk hergestellt und dazu auch Haus– und Straßensammlungen in der Gemeinde unterm Stuifen durchgeführt worden waren. Wie vielfältig die Abzeichen für das Winterhilfswerk waren und wie abwechslungsreich ihre Motive, zeigte die Ausstellung der kleinen Abzeichen, die die Älteren alle noch kennen dürften, hatte sie doch fast jeder meist mehrfach bei sich zu Hause oder am Revers. Auf jeden Fall gelang es dem NS-​Regime, etwas, was eigentlich ein Sozialwerk sein sollte, als Propaganda-​Instrument des Nationalsozialismus zu missbrauchen.
Rainer Barth begrüßte die Gäste, darunter auch die Saxofongruppe M.f.G. (Mir fier Gießkanna), Waldstettens Bürgermeister Michael Rembold und Dr. Ulrich Müller, der die Einführung hielt. Auch Wißgoldingens Ortsvorsteherin Ingrid Banzhaf galt ein Gruß. Vor wenigen Wochen habe man die Ausstellung in Aschaffenburg abgeholt und dann mit Ingrid und Karl Weber im Heimatmuseum die kleineren und größeren Exponate sowie die Infotafeln aufgebaut.
Das Museum selbst sei im Besitz einer Spendenliste aus dem Jahr 1935, die auch zu sehen sei, in die jeder Spender seinen Namen selbst eingetragen habe. 1933 sei das Winterhilfswerk gegründet worden. Ursprünglich habe das NS-​Sozialwerk von 1933 bis 1943 vor allem in den Wintermonaten Geld– und Sachspenden gesammelt, um damit arme Familien zu unterstützen. Dafür erhielten die Spender kleine Plaketten, Figuren und Abzeichen mit den verschiedensten Motiven, Urkunden, Schmuckteller, Anhänger und anderes mehr.
Viele und aufschlussreiche Informationen gab es dann von Prof. Dr. Ulrich Müller, der sich ausführlich mit diesem Teil der deutschen Geschichte beschäftigt und einiges darüber zusammengetragen hatte – auch darüber, dass Hitler selbst die Gründung des Winterhilfswerks angeregt habe, obwohl es schon in der Weimarer Republik Vorläufer gegeben habe.
Mit der Gründung sei von Hitler der Propagandaminister Goebbels beauftragt worden. Überall und alles sei dann gesammelt worden. „Sozialismus der Tat“ hätten es die Nationalsozialisten genannt. Ausführlich setzte sich Dr. Müller mit dem allem auseinander, sodass man gut nachvollziehen konnte, wie sich diesem engmaschig geknüpften Netz kaum jemand entziehen konnte.