Hilfsaktion für einen jungen Mann aus dem Bruckertal

Ostalb

Rems-Zeitung

Tim Asprion, ein junger Mann, Student aus dem Bruckertal, kämpft gegen den Krebs, und er kämpft nicht allein.Eine teure, allem Anschein nach erfolgversprechende Therapie wird von den Krankenkassen wohl nicht übernommen. Familie, Freunde und die Patentante organisieren nun Hilfe.

Donnerstag, 07. August 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
205 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND/​LORCH (bt). Das sei selbstverständlich, sagen sie. Für alle Beteiligten war es gar keine Frage, dass unverzüglich, trotz der ungeklärten Kostenfrage, mit einer insgesamt dreimonatigen Therapie begonnen wird; zur Finanzierung wird eine ganze Reihe von Aktionen geplant. Tim war fünfeinhalb, als seine Mutter auf der alten B 29 tödlich verunglückte. Die junge Frau, hatte mit ihrer besten Freundin ausgemacht: „Wenn mir mal was passiert …“. Wie man das halt so sagt in dem Alter. Es ist ihr etwas passiert. Und Patentante Mirjam hat nie aufgehört, sich zu kümmern. Selbstverständlich.
Tim ist bei den Großeltern aufgewachsen, Hannelore und Karl Asprion in der Brucker Sägmühle, hatte auch viel Kontakt zum Vater. Er war in der Grund-​, dann in der Hauptschule: „Mir wurde erst später klar, dass es wichtig, ist, was zu lernen“, sagt er und lächelt. Er erarbeitete sich in zwei weiteren Jahren den Realschulabschluss und absolvierte dann eine Ausbildung zum Kfz-​Mechatroniker in der Mercedes-​Niederlassung – wo sie ja nun wirklich nicht jeden nehmen. Ein guter Beruf, die richtige Entscheidung. Aber mit dieser Sicherheit im Rücken wollte Tim Asprion noch mehr. Er sattelte die Fachhochschulreife drauf und studiert nun im vierten Semester Maschinenbau an der FH Aalen. Ein junger Mann, der seinen Weg ging. Bis er beim Duschen über eine Beule am Bauch strich. „Ich renne nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt“, versichert er, aber bei dem Ding in seinem Bauch hatte er „einfach kein gutes Gefühl“. Der Internist in Gmünd schickte ihn nach dem Ultraschall sofort zur MRT (Kernspintomografie), wo Organe und Gewebe mithilfe von Magnetfeldern und Radiowellen dargestellt wurden und sich ganz klar ein etwa drei mal drei Zentimeter großer Tumor abzeichnete. Das bedeutet ja nun erstmal nur eine unerklärliche Schwellung, aber der muss natürlich auf den Grund gegangen werden. Drei Gewebeproben wurden genommen, mittels Schnitt und Stichkanal in den Tumor, um sicher zu stellen, dass es nicht durch die Entnahme zur Streuung kommt.
Asprion ist keiner, dem das große Drama liegt, aber es begann eine schwierige Zeit, die an den Nerven zerrte. Nach der ersten Probe gab’s Entwarnung: „Es sieht gut aus.“ Nach der zweiten wurde Alarm gegeben. Das Ergebnis der dritten wartete Asprions Lorcher Hausarzt nicht ab und schickte den Jungen umgehend nach Tübingen. Dort wurde ein sehr seltenes ASPS Weichteil Sarkom festgestellt, das binnen zehn Tagen in einer vierstündigen Operation gemeinsam mit einem großen Teil des rechten Bauchmuskels entfernt wurde. Tim erholte sich schnell und gut, ein Kunststoffnetz stabilisiert seither den operierten Bereich und sorgt dafür, dass andere Muskelpartien den Verlust kompensieren. Weil wichtige Organe in unmittelbarer Nähe waren, wurde das Gewächs im Minimalabstand rausgenommen. Aber das ist nicht das Problem.
Einige kritische Stellen an Stirnbein, linker Hüfte und rechtem Schienbein erwiesen sich als harmlos, aber dass der Tumor optisch noch nicht gestreut hat, ist maßgeblichen Studien zufolge kein Grund für Entwarnung: Dieser Tumor ist bekannt dafür, dass er sehr schnell in die Blutgefäße wuchert und dort unkontrolliert streut – Herz, Hirn, Lunge, alles kann betroffen sein, und wenn der sehr aggressive Tumor einmal gestreut hat, sinken die Überlebenschancen rapide. Als Experte gilt Prof. Dr. Cord Naujokat aus Heidelberg, der diese Therapie dringend notwendig nennt. Die Heidelberger Tumorkonferenz wurde vorgezogen, um schnellstmöglich, also gleich nach der Wundheilung, mit der adjuvanten, der begleitenden und unterstützenden Therapie beginnen zu können. Die Medikamente, die Tim helfen sollen, sind auf dem neuesten Stand der Krebsforschung; das bedeutet, dass die Stammzellen der Krebszellen vernichtet werden müssen. Erste Aussagen der Krankenkassen – was so auch von anderen Fällen bekannt ist – machen wenig Hoffnung, dass diese Therapie vor dem Auftreten der ersten Metastasen bezahlt wird. Dann aber ist es zu spät, sagen Onkologen wie Naujokat, die in diesem Fall und mit Blick auf all die Fälle, in denen der Krebs zurückkommt, zu den Medikamenten drängen. Tim Asprion jedenfalls ist überzeugt. Und nimmt immer um 9, 14 und 21 Uhr seine Tabletten. In jedem Zyklus gibt’s zudem zwei Infusionen. Maujokats für Asprion maßgeschneiderte Krebskombinationstherapie ist nichts, was zum Vergnügen gemacht wird: Vier Zyklen a 21 Tage begannen Mitte Juli – und damit, dass dem jungen Mann fünf Tage lang furchtbar elend war. Die Zahl der weißen Blutkörperchen nahm zwischendurch drastisch ab. Aber er kämpft. Er hat ja noch viel vor. Sein Umfeld unterstützt ihn aus ganzer Kraft. Autokunst, Kuchenverkauf, Benefizveranstaltungen aller Art sind im Gespräch. Und nein, „selbstverständlich“ ist das nicht. Tim Asprion dankt ihnen allen aus ganzem Herzen.

Fabian Bruck, Alfdorfer Sänger, gestaltet am 15. August, um 20.30 Uhr im Schorndorfer Club Manufaktur Schorndorf ein Benefizkonzert (Eintritt frei) für Tim Asprion. Ebenfalls im Club Manufaktur gibt’s am 30. August, um 20.30 Uhr ein Konzert mit Old Johnny‘s Crew. Wer Tim helfen will, findet die Infos im Internet:
www​.gofoundme​.com/​b​xrwi4