Pater Bala und der Schwäbische Wald helfen Straßenkindern

Ostalb

Rems-Zeitung

Zu jedem kleinen Gesicht auf dem Foto hat er einen Namen, eine Geschichte und den unbedingten Willen, diesem Kind zu einer Zukunft zu verhelfen: Derzeit wirbt Pater Bala in Spraitbach und Durlangen für sein Hilfsprojekt, dem Straßenkinder in Indien ein Daheim, eine Ausbildung und damit Zukunft verdanken.

Donnerstag, 07. August 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
178 Sekunden Lesedauer


SPRAITBACH (bt). Pater Bala, wie er genannt wird, eigentlich Balaswamy Madanu, mag den Schwäbischen Wald und kommt immer wieder gerne hierher zurück. Auch in diesem Jahr hat er die Urlaubsvertretung übernommen. Wenn er kommt, bringt er sein großes Anliegen mit, „seine“ Kinder, deren Gesichter, Namen und Schicksale er den Menschen hier nahe bringt.Längst gibt es einen Förderverein „Pater Bala und die Straßenkinder“, der von Hedwig Barth und Monika Schuster auf den Weg gebracht wurde.
Er tut sich schwer, die Menschen hier wirklich begreifen zu lassen, wie es zugeht auf den Straßen von Hyderabad im Süden Indiens. Wie alleingelassen die Kinder sind, die sich hier irgendwie durchschlagen und die nur eine einzige Chance haben: Dass sich jemand wie Pater Bala kümmert. Der Geistliche zeichnet nicht das Bild kleiner Engel: Einige seiner Schützlinge haben etwas angestellt in ihren Dörfern, andere hatten mit Drogen zu tun, mussten sich prostituieren. Sie sind verdreckt, vielfach krank, seit frühester Kindheit mit Gewalt vertraut, mit familiären Problemen nach Tod oder Trennung. Die meisten sind von daheim weggelaufen, um dann auf der Straße völlig ungeschützt Misshandlung und Missbrauch ausgesetzt zu sein, Hunger, Krankheit und dem Wissen, nirgendwo gewollt zu sein. Ganz zu Beginn des Pallottiner-​Hilfsprojekts hat Pfarrer Bala 20 dieser Kinder in einer Wohnung untergebracht – ungeachtet ihrer Kaste, ihrer Religionszugehörigkeit, ihrer Geschichte. Da lebten Kinder in Not auf der Straße, und er begann, ihnen zu helfen.
Längst wurde eine leerstehende alte Schule angemietet, die als „Übergangshaus“ dient. Hier werden die Straßenkinder zunächst mit dem Notwendigsten versorgt, lernen die Grundbegriffe von Hygiene und Körperpflege, werden eingekleidet und vor allem dürfen sie einen bewachten, ungestörten Schlaf genießen – einige haben nie zuvor in einem Bett geschlafen. 35 Kinder werden hier aufgenommen. Mit jedem spricht Pfarrer Bala, um nach Möglichkeit eine Rückkehr in die Familie zu ermöglichen und entsprechend zu vermitteln. Vielfach ist das aber nicht möglich. Etwa im Fall des siebenjährigen Summit, dessen beide Eltern tot sind und der nur noch eine bettlägrige Großmutter hat, die er mit seiner Bettelei auf Hyderabads Straßen ebenfalls ernähren musste. Nach der ersten Zeit wechseln Pater Balas Kinder in ein „Rehabilitationszentrum“, das mit Durlanger und Spraitbacher Hilfe gebaut werden konnte und das jetzt fertig gestellt ist. Hier wird den Kindern und Jugendlichen, die sich entschließen, nicht zu ihren Familien zurückzukehren, auf Jahre hinaus Unterkunft und Unterricht angeboten, wenn gewünscht auch eine Vermittlung in einen Ausbildungsberuf.
Nächstes Projekt ist ein Neubau, der die angemietete alte Schule ersetzen soll, außerdem braucht das neue Haus dringend Möbel – noch schlafen die Kinder dort auf dem Boden. Es ist noch richtig viel zu tun, und Pfarrer Bala gibt sein Bestes für die Kinder, die ihm so wichtig geworden sind. Es bedarf vieler Spenden, ihnen zu helfen, aber jedes einzelne Kind, sagt er, hat die Chance verdient.
Kirchenfest und Infoabend
mit Pater Bala
Der Förderverein unterstützt den Geistlichen. Unter anderem wird es auch in diesem Sommer Aktionen geben. Am morgigen Samstag stellt Pater Dr. Bala um 19.45 Uhr, nach dem Gottesdienst, im Gemeindezentrum in Spraitbach mit einem Informationsabend und mit Hilfe einer Powerpoint-​Präsentation sein Straßenkinderprojekt vor. Dabei werden auch die jüngsten Erfolgsnachrichten vor Augen geführt – die Einweihung des neuen Wohn– und Schulhauses und die Grundsteinlegung fürs neue Übergangshaus.
Am Sonntag, 24. August, gibt es um 10.30 Uhr einen Gottesdienst mit dem Degginger Vier’gsang in der St.-Antonius-Kirche in Durlangen, zu dem auch zwei Alphörner beitragen. Anschließend ist im und am Antonius-​Kindergarten Zeit für leibliche Stärkung und die Begegnung mit Pater Bala.

Pallottiner Dr. Balaswamy Madanu ist seit 15 Jahren Priester; er hat lange in Deutschland gelebt, und hier promoviert. Ab 2007 half er in den Sommermonaten in der Seelsorgeeinheit Schwäbischer Wald aus, und auch als er 2010 nach Indien zurückkehrte, hörte er nicht auf, sich für Land und Leute zu interessieren und hier im Sommer als Urlaubsvertreter Dienst zu tun. Unser Foto zeigt ihn mit Aufnahmen aus seiner Straßenkinderhilfe – etwa mit dem neu erbauten „rehabilitationszentrum“, das gleichermaßen Schutz und Geborgenheit schenkendes Heim und Schule ist.