Bundesverdienstkreuz für Christiane Schuhmacher

Ostalb

Rems-Zeitung

Würdigung einer Lebensleistung und Dank der Gesellschaft – das verbinde sich mit dieser Verleihung desBundesverdienstkreuzes. Mit dem Orden wurde Dr. ChristianeSchuhmacher, die Gründerin der Deutschen Stiftung für Menschen mit Down-​Syndrom, ausgezeichnet.

Donnerstag, 11. Juni 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
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MUTLANGEN (rw). Einen so großen Rahmen findet man bei Anlässen wie diesem sonst nicht so häufig. Am Mittwochnachmittag war das Vereinszimmer des Mutlanger Forums bis zum letzten Platz gefüllt, mit Freunden, Weggefährten und Honoratioren. Es galt eine Frau zu würdigen für ihr besonderes Engagement für benachteiligte Menschen: „Eine beachtliche Lebensleistung – aber sie hat noch viel Lebensleistung vor sich“, sagte Bürgermeister Peter Seyfried in seiner Begrüßung. Von der Arbeit der Ärztin Dr. Christiane Schuhmacher profitierten viele Betroffene und deren Familien.
Im Auftrag von Bundespräsident Joachim Gauck und Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreichte die Staatssekretärin im Kultusministerium Marion von Wartenberg den Orden. In ihrer Laudatio erinnerte sie an das Ärztegelöbnis, Menschen in deren So-​Sein anzunehmen. „Eltern von Kindern mit Down-​Syndrom haben ähnliche Sorgen“, sagte sie: wie man sie im Leben begleitet und ihnen gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Christiane Schuhmacher, selbst Mutter eines Kindes mit Down-​Syndrom, habe eine Aufgabe und Berufung darin gefunden, die Gesellschaft besser über das Down-​Syndrom aufzuklären. Sie nahm Kontakt auf zum Arbeitskreis Down-​Syndrom in Bielefeld und machte sich daran, eine Stiftung zu gründen, für deren Anerkennung als gemeinnützig ein Kapital von 50 000 Euro nötig war. Es kam unter anderem zur Gründung eines Kunstkreises für Kinder mit und ohne Behinderung, den der Kunstpädagoge Uwe Feuersänger leitet, und zu Spendenaktionen. Schließlich gelang es, das Aufklärungsprojekt in der Stiftung zu institutionalisieren. Bedeutung erlangte die Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung mit einem Film, in dem Christiane Schuhmacher über Forschungsstand, Behandlungsmöglichkeiten und Folgekrankheiten des Down-​Syndroms spricht, „eine fundierte menschliche und fachliche Wissensvermittlung, die aufzeigt: du hast eine Chance mit diesem Kind gut zu leben, und das Kind hat eine gute Chance.“ Das Stiftungskapital sei mittlerweile auf 110 000 Euro gewachsen, die Fusion mit dem Arbeitskreis erfolgt. Dies habe sie zusätzlich zu ihrer Arbeit in der Praxis und beim DRK geleistet.
„Schauen Sie diesen Kindern in die Augen, dann weiß man schon alles. Wann man etwas verändern muss, wann man mehr machen muss“, sagte Landrat Klaus Pavel. Der Reichtum des Landkreises und der Kommunen bestehe im bürgerschaftlichen Engagement. Es bewähre sich in Situationen, in denen der Staat nicht helfen kann, mit Rat und persönlichem Austausch. Der Prozess, dass Menschen mit Behinderung die Chancen erhalten, die ihnen zustehen, sei „bei weitem noch nicht abgeschlossen.“ Dankesworte sprach Rita Lawrenz, seit 2013 Vorsitzende der Stiftung, der Christiane Schuhmacher weiter im Präsidium und in der Beratung verbunden bleibt.
In ihrem Dank blickte die Geehrte auf die Entstehung der Stiftung zurück, die 2004 als „Sandkastenidee“ begonnen und mit vielen Aktionen ihren Fortgang genommen habe: „Wir sind Teil eines Teams, so sehen wir die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.“ Besonderer Dank galt ihrem Mann Dr. Elmar Schuhmacher „fürs Rücken freihalten“.
Flugs gingen Hüte für die nächste Spendensammlung durch die Reihen. Die beflügelnde musikalische Umrahmung übernahm die Gruppe „Daydream“, ein Stehempfang beschloss die Feier.