Das Ärztehaus in Lorch kommt

Ostalb

Rems-Zeitung

Es ist ein Projekt, an dem man inLorch schon seit Jahren zugange ist: das Ärztehaus. Jetzt wird es konkretmit einem viergeschossigen Hausan der Gaisgasse, das als„Dienstleistungsgebäude“ firmiert.

Donnerstag, 04. Juni 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
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LORCH (rw). Die Bagger rückten auf dem an der Stuttgarter Straße und der Gaisgasse in der westlichen Innenstadt gelegenen Grundstück schon vor Wochen an – allerdings nicht zum Baubeginn. Das 1400 Quadratmeter große Areal, heute eine grüne Wiese, befindet sich seit Jahrzehnten im städtischen Eigentum. Es war vor gut einem Jahrzehnt selbst daran gedacht, darauf ein Mehrgenerationenhaus zu errichten. Daraus wurde nichts, ebenso wenig wie aus mehreren bisherigen Anläufen in Sachen Ärztehaus, als dessen Standort auch schon einmal das Binz-​Areal ins Auge gefasst worden war. Dort wird jetzt ein umfängliches Wohnbauvorhaben realisiert.
Eine Bauvoranfrage für ein großes Dienstleistungsgebäude mit Flachdach an der Gaisgasse liegt der Stadtverwaltung vor. Das Haus ist viergeschossig angelegt, wobei das vierte Geschoss etwas zurückgesetzt ist und vom Architekten als Dachgeschoss bezeichnet wird.
Vorgesehen ist im Erdgeschoss eine Apotheke. Ins erste Obergeschoss sollen Praxen für Allgemeinarzt, Ergotherapie und Logopädie, im zweiten Obergeschoss ist Platz für Physiotherapie und Psychotherapie, und ins Dachgeschoss könnte eine Gynäkologie-​Praxis, allesamt zugänglich über einen Aufzug. 21 Pkw-​Stellplätze sind geplant, außerdem noch drei Behinderten-​Stellplätze sowie eine kleine Fläche für Fahrräder.
Der Investor wartet auf grünes Licht aus dem Gemeinderat, möglicherweise wird darüber noch in der Juni-​Sitzung beraten. Aber ganz so schnell wird es voraussichtlich doch nicht gehen: Die erwähnten Bagger waren im Auftrag des Landesdenkmalamtes angerückt zu einer ersten Sondierungsgrabung. Voruntersuchungen dieser Art sind in der Lorcher Innenstadt wegen des Römerkastells und des zugehörigen „vicus“, der römischen Zivilsiedlung, obligatorisch. Durch Kastell und Siedlung führte einst die wichtige Römerstraße im Remstal.
In der Tat wurde man – anders als auf dem Binz-​Areal, wo ebenfalls sondiert worden war – an der Gaisgasse fündig, sagt Dr. Christian Bollacher, der zuständige Gebietsreferent für archäologische Denkmalpflege des Landesdenkmalamtes. Zwar traten keine Spuren von Steinbauten zutage, wohl aber solche von Holzbauten, erkennbar an charakteristischen Bodenverfärbungen – „nichts Ansehnliches für den Laien, aber ein Puzzlestück für den Fachmann.“ Die Siedlungsspuren erstrecken sich zudem über das ganze Areal. Anders als das Kastell sei der vicus schlecht erschließbar, weil im ganzen Mittelalter bis in die Gegenwart über dessen Reste gebaut wurde, „umso wichtiger ist es, das Vorhandene anzuschauen, bevor es zerstört wird“, so Christian Bollacher.
In Absprache mit der Stadtverwaltung wird das Denkmalamt im Sommer noch einmal gründlich graben. „So zügig wie möglich“, verspricht der Gebietsreferent. In Lorch müsse es Bauherren immer klar sein, dass mit Funden aus der Römerzeit zu rechnen ist.