Ausfahrt der Gschwender Seniorenrunde führte nach Neresheim und zur Burg Katzenstein

Ostalb

Rems-Zeitung

Nicht immer erfreut der Wonnemonat Mai die Reisenden, nämlich dann, wenn die Temperaturen niedrig und die Wolken grau sind dazu der Wind unangenehm bläst. Doch das konnte die Gschwender Senioren nicht aufhalten, einige kulturelle Schätze des Ostalbkreises zu besuchen.

Dienstag, 18. Mai 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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GSCHWEND (jw). Pünktlich um 11 Uhr begann die Führung in der Abteikirche des Benediktinerklosters Neresheim. Bereits beim Betreten war man beeindruckt von der Helle und der Leichtigkeit, die das Bauwerk ausstrahlt verbunden mit den herrlichen Deckengemälden. Eine Führerin erzählte den historischen Ablauf und kam dann auf die Künstler zu sprechen, die dieses großartige Juwel der Baukunst gestaltet haben. Die Klosterkirche wurde von Balthasar Neumann entworfen und ist eine der größten barocken Hallenbauten Süddeutschlands. Der Grundriss hat die Form eines Kreuzes überspannt mit sieben Kuppeln. Als Neumann 1753 starb, änderten seine Nachfolger die Pläne auch aus Kostengründen und bauten die Kuppeln flacher als vorgesehen, wodurch aber die Stabilität beeinträchtigt wurde.
Das führte dazu, dass 1960 die Kirche aus Sicherheitsgründen geschlossen werden musste. Mit außergewöhnlichen, umfangreichen Maßnahmen wurde das Gebäude von 1965 bis 1975 gesichert und restauriert.
In der Kirche finden sich herrliche Kuppelfresken des Kirchenmalers Martin Knoller aus Steinach in Tirol. Der Künstler hat mehrere Jahre daran gearbeitet. Er konnte wegen der Temperaturen nur im Sommer arbeiten und ließ sich auf dem Rücken liegend auf einem Brett an Seilen über 30 Meter hochziehen. Besonders schwierig hierbei ist es gewesen, so zu malen, dass dem Betrachter von unten die Größenverhältnisse glaubhaft erscheinen. Auch die Figuren, die „herunterzufallen“ scheinen, so zu zeichnen, ist ein Wunderwerk und es lohnt sich wirklich, diese herrlichen Arbeiten im Original zu betrachten.
Die Orgel von Neresheim ist ein Prachtstück vom genialen Orgelbauer Johann Nepomuk Holzhay. Sie hat 3553 Pfeifen, die Kleinste misst zwei Zentimeter und die größte 5,17 Meter. Beim Blick von unten in der Abteikirche sind allerdings nur 99 Orgelpfeifen zu sehen. Die Akustik der Kirche ist umwerfend. Die Führerin stimmte mit den Besuchern ein Kirchenlied an, das den Kirchenraum mit einem wundervollen Klang füllte. Um 12 Uhr kamen die Mönche zu ihrem Stundengebet, einer feierlichen Liturgie mit dem lateinischen gregorianischen Choral.
Nach kurzer Fahrt war dann die Stauferburg Katzenstein bei Dischingen erreicht. In der Burgschänke wartete ein stärkendes Mittagsmahl auf die Besucher. Burgherr Michael Walter begab sich anschließend mit den Gschwendern zu einer Burgbesichtigung. Seine Führung gestaltete sich äußerst sachkundig und kurzweilig — versehen mit vielen witzigen, aber auch bissigen Nebenbemerkungen.
Seit 1967 sind umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt worden, wodurch eine der wertvollsten Burganlagen Süddeutschlands aus romanischer Zeit ihrem Rang entsprechend wiederhergestellt werden konnte. Die Burg ist fest mit der Landschaft verwurzelt. Ringmauer, Palas und Bergfried erheben sich mächtig auf einem Felsen. Vor allem der Bergfried, der „Katzenturm“ scheint mit seinen gewaltigen Buckelquadern mit dem Fels verwachsen zu sein. Der ursprüngliche Eingang liegt sieben Meter über dem Boden. Dieser Turm enthält einen offenen Steinkamin aus romanischer Zeit, in dessen Mantel als heraldische Zeichen Katze und Lilie eingemeißelt sind.
Die Burg ist gleichzeitig ein Musterbeispiel für eine Wehranlage mit mehreren Innenhöfen, Wehrgängen und Basteien. Der aus dem 12. Jahrhundert stammende Palas konnte im Zuge der Instandsetzung der Burg wieder neu erstehen; sein unterstes Geschoss wird von zwei mächtigen Tonnengewölben überspannt und enthält den 23 Meter tief in den Fels gehauenen Burgbrunnen.
Die dem Heiligen Laurentius geweihte romanische Burgkapelle gab den Restauratoren eine bis zu drei Schichten umfassende Ausmalung frei, die unter einer dicken Tünche verborgen gewesen war. Unter einer barocken Schicht kamen spätgotische Wandbilder von außerordentlicher Qualität zutage. Trotzdem aber wurden unter Aussparung einiger Belegstücke diese Bildwerke zugunsten der darunter noch hervorragend konservierten ursprünglichen Ausmalung entfernt. Zusammen mit den übrigen Malwerken, die fast alle Wände der Kapelle ausfüllen, konnte hier ein Kunstwerk von überregionalem Rang wieder gewonnen werden. Das Ehepaar Walter versucht durch Führungen, Gastronomie und Veranstaltungen wie Mittelaltermärkte wieder Leben in die Burg zu bringen mit dem Ziel, Burg Katzenstein stetig weiter zu renovieren.