Gestern Abend stellten sich die vier Kandidaten für den Bürgermeisterposten in der Eschacher Gemeindehalle vor

Ostalb

Rems-Zeitung

Das Interesse bei der gestrigen Vorstellung der Eschacher Bürgermeisterkandidaten war groß — die Gemeindehalle war bis auf den letzten Platz belegt. Ein jeder wollte sie sehen und vor allem hören — die vier Bewerber Jochen König, Renate Iwaniw, Hans-​Peter Reuter und Michael Eller. Von Nicole Beuther

Sonntag, 30. Mai 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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ESCHACH. In Abwesenheit der anderen Bewerber hatte ein jeder der Kandidaten zunächst zehn Minuten Zeit, die Eschacher von seiner Eignung als Bürgermeister zu überzeugen. Anschließend gab es vier Fragen aus dem Gemeinderat — für die Antwort hatten die Kandidaten zwei Minuten Zeit.
„Die Gemeinde hat es verdient, gut in die Zukunft geführt zu werden“, sagte Bürgermeister Reinhold Daiss, der gestern als Wahlausschussvorsitzender fungierte. Jochen König, der sich als erster der Kandidaten vorstellen durfte, hob seinen kooperativen Führungsstil hervor, den er, ebenso wie Pünktlichkeit und Verlässlichkeit, bei der Bundeswehr erlernt habe. Einige Jahre hat er dort gearbeitet, unter anderem war er bereits mit 28 Jahren Leiter der Buchhaltung und mit der Führung von 15 Soldaten und acht zivilen Angestellten betraut. Einsätze der Bundeswehr in Afghanistan etc. hätten ihn dazu veranlasst, einen anderen Weg einzuschlagen. Es folgte das Studium zum gehobenen Verwaltungsdienst, Studiumende ist in sechs Wochen.
Anschließend möchte er „frischen Wind nach Eschach bringen“. Die Gemeinde biete das Fundament, das ein Bürgermeister benötige — „gewachsene Strukturen, aber immer noch genug Wachstumspotential“. Außerdem sei aufgrund der überschaubaren Einwohnerzahl bürgernahes Arbeiten möglich — etwas, was ihm besonders am Herzen liegt. Im Falle einer Wahl würde er, so König, mit seiner Frau („der wichtigste Mensch in meinem Leben und der ruhende Pol“) nach Eschach ziehen. Solide Finanzen; Förderung von sportlichen, musischen und kirchlichen Aktivitäten; Vereinbarkeit von Familie und Beruf; ein hohes Maß an Lebensqualität für Senioren, Förderung des Ehrenamts; attraktive Wohnortgemeinde — der 36-​Jährige, derzeit wohnhaft in Abtsgmünd-​Pommertsweiler, hat sich jede Menge für Eschach vorgenommen, sollte er die Wahl am 13. Juni gewinnen. Doch er weiß: „Auch ein Bürgermeister König wird keine Wunder vollbringen können.“ Wichtig sei es, das wünschenswerte vom machbaren zu trennen.
Die Eschacherin Renate Iwaniw wünscht sich einen Heimsieg, „weil mir meine Heimatgemeinde sehr am Herzen liegt“. Sie habe das Handwerkszeug von der Pike auf gelernt, sagte sie und kam auf ihre derzeitige Tätigkeit bei der Stadt Heubach zu sprechen, wo sie seit 1994 Leiterin des Ordnungsamtes ist. Ein Job, so erklärte sie, der Geradlinigkeit, Hartnäckigkeit und Durchsetzungsvermögen verlange.
„Ich bin Eschacherin. Ich bin eine von Ihnen“, sagte Iwaniw. Nicht nur, weil sie hier wohnt. Die 49-​Jährige war bereits von 1994 bis 2004 Eschacher Gemeinderätin und stellvertretende Bürgermeisterin. Außerdem ließ sie nicht unerwähnt, dass sie maßgeblich bei der Sanierung und Erweiterung der Grundschule sowie dem Kindergarten beteiligt gewesen ist. „Wer sollte das Beste für Eschach wollen, wenn nicht ich?“, fragte sie. „Lassen Sie uns in Eschach weiter zusammenwachsen.“ Erreichen möchte die Mutter zweier Töchter dies mit einem Rathaus, das „für alle ein verlässlicher Ansprechpartner sein soll“, mit einem Radweg nach Schechingen, mit einer Jugendarbeit, bei der sich die Jugendlichen mit tatkräftiger Unterstützung selbst miteinbringen sollen und mit Betreutem Wohnen — „ich möchte rüstigen Rentnern das Gefühl geben, dass sie gebraucht werden“.
Familie und Soziales wird auch bei Hans-​Peter Reuter großgeschrieben — derzeit ist er Abteilungsleiter im Amt für Familie und Soziales der Stadt Schwäbisch Gmünd, wo er auch wohnt. Außerdem, erzählte er gestern, lebe er in einer Patchwork-​Familie mit Kindern im Alter von vier bis 24 Jahren, „ich kann gut mitreden, wenn es um Kindergarten und Schule geht“. Reuter gefällt die „schöne Landschaft in Eschach und die vielen, guten Vereine und Leute“. Seit über 30 Jahren ist der 46-​Jährige Bassist beim ersten Musikverein Stadtkapelle Schwäbisch Gmünd. „Vielleicht auch bald im Musikverein MV Holzhausen“, schmunzelte er. Auch er würde im Falle einer Wahl mit seiner Familie nach Eschach ziehen. Hier wolle er dann den Vereinen eine offene Tür bieten, mit dem Gemeinderat vertrauensvoll und konstruktiv zusammenarbeiten, für den Erhalt und den Ausbau der Infrastruktur sorgen und bei alldem die Bürger einbinden und „auch deren Rat suchen“. „Ich werde mich mit voller Kraft einsetzen“, so Reuter. Das möchte auch Michael Eller, der sich als „Wirtschaftsmann von den Kandidaten“ sieht. Er bringe sowohl pädagogische (er ist gelernter Jugend– und Heimerzieher), als auch wirtschaftliche Kompetenzen (derzeit ist er Ausbilder für kaufmännische Berufe an der Deutschen Angestellten Akademie) mit. Genau diese Mischung passe zu einem Bürgermeisteramt. Doch letzten Endes sei es doch der Geist, mit dem man seinen Beruf ausübe, entscheidend. Er wolle ein Bürgermeister sein, „der begriffen hat, dass alle Gesetze, die beschlossen werden, den Menschen dienen und sie nicht einengen“. Sollte er Bürgermeister von Eschach werden, dann möchte er während seiner Amtszeit jede Familie einmal besuchen. Außerdem sei es ihm ein Anliegen, den Radweg nach Schechingen zu bauen und weiter die Vereine im Ort zu stärken. Auch möchte er eng mit Obergröningen zusammenarbeiten. „Ich sage Ja zu Obergröningen“, so Eller und bekräftigte dies nochmals in der anschließenden Fragerunde der Gemeinderäte — die Frage, wie sich die Bürgermeisterkandidaten die künftige Zusammenarbeit mit Obergröningen vorstellen, war nämlich eine dieser vier Fragen. Jochen König plädiert für klare Strukturen, „man muss wissen, wer der Chef ist“. Renate Iwaniw hofft, „dass wir uns einigen können“. Bestimmte Dinge, wie die Tatsache, dass die Kinder nach wie vor nach Eschach zur Schule gehen, müssten bestehen bleiben. „Obergröningen braucht Eschach, aber Eschach braucht auch Obergröningen“, sagte Hans-​Peter Reuter, der in dieser Angelegenheit „kein so großes Problem“ sieht. Eine weitere Frage aus dem Gemeinderat hatte die strukturelle Weiterentwicklung Eschachs zum Inhalt. Iwaniw ist es wichtig, dass immer genügend Bauplätze zur Verfügung stehen; junge Einwohner seien wichtig, um Schule und Kindergarten im Ort zu halten. Eller bekräftigte nochmals sein Vorhaben, den Radweg nach Schechingen bauen zu wollen. Wichtig sei es aber auch, sich um die Anliegen zu kümmern, „die schon beschlossen sind“. Über allem stehe jedoch ein gutes Miteinander. „Eschach ist sehr gut aufgestellt“, sagte Reuter. Aufgabe sei es, Betriebe und Gewerbe zu erhalten und die Ortsmitte wieder zu beleben sowie Bauplätze für junge Familien anzubieten. König sprach regenerative Energien an und dass der ländliche Charme erhalten bleiben müsse. Angesprochen wurden von allen Kandidaten auch das Breitbandkonzept. Eller sprach von einem wichtigen Vorhaben, man müsse aber auch bedenken, dass es sehr teuer sei. Reuter sprach sich für eine Umfrage aus (Wer will den Anschluss?, Wer ist bereit zu zahlen?) sowie den Zusammenschluss mit anderen Kommunen. Es gebe wenig Einsparmöglichkeiten, sagte König, der von einem langfristigen Vorhaben sprach. Iwaniw berichtete von ihrer Erfahrung aus Lautern, wo erfolgreich ein Zuschussantrag gestellt wurde, „wir müssen sehen, dass wir auf den Zug aufspringen“.