Jochen König als Eschacher Bürgermeister im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung eingesetzt

Ostalb

Rems-Zeitung

Der neue Eschacher Bürgermeister Jochen König wurde gestern offiziell in sein Amt eingesetzt. In den Reden wurde deutlich, dass die erste Amtszeit eines neuen Schultes immer mit hohen Erwartungen verbunden ist.Von Gerold Bauer

Donnerstag, 23. September 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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ESCHACH. Sehr viele Eschacher ließen es sich gestern nicht entgegen, wie ihr neuer Bürgermeister von Gemeinderat Rolf Späth ins Amt eingesetzt und verpflichtet wurde. „Die sehr hohe Wahlbeteiligung von 75 Prozent hat bewiesen, dass die Eschacher Bevölkerung ein starkes Interesse am Geschehen in ihrer Gemeinde haben“, sagte Späth und hob hervor, dass der deutliche Vertrauensbeweis bei der Wahl nicht nur für den neuen Bürgermeister Jochen König eine Verpflichtung sei, sondern auch für die Eschacher. Die Bürger müssten nun auch den von ihnen gewählten Bürgermeister nach Kräften unterstützen. Dies gelte auch für den Gemeinderat, so Späth, der nicht hinter dem Bürgermeister, sondern ihm zur Seite stehen wolle. Zu Beginn der ersten Amtszeit eines neuen Bürgermeisters gebe es erfahrungsgemäß viele und hohe Erwartungen; doch man sei gut beraten, wenn man dem neuen Mann nun auch genügend Zeit gibt, seine eigenen Vorstellungen reifen zu lassen. An König gewandt sagte Späth: „Sie werden auch Entscheidungen treffen müssen, die nicht nach jedermanns Geschmack sind; umso wichtiger ist es deshalb, dass die Gründe für die Entscheidungen nachvollziehbar sind!“. „Wir würden uns freuen, wenn man am Ende Ihrer Amtszeit von einer Ära König sprechen würde“, sagte Späth und räumte ein, dass dieses Amt sicherlich nicht leicht sei — zumal nicht nur der Bürgermeister, sondern auch dessen Familie fast ständig unter den Augen der Öffentlichkeit lebe und das Privatleben nicht selten unter den vielen offiziellen Terminen leide. Nach den Einsetzungs– und Verpflichtungsformalitäten schloss Rolf Späth mit den Worten: „Die Wähler haben die Geschicke ihrer Gemeinde in Ihre Hände gelegt!“
„Die Erinnerung an diesen schönen und ganz besonderen Tag wird ihnen auch in Zukunft Kraft und Mut geben“, versicherte Landrat Klaus Pavel und fügte schmunzelnd hinzu: „Das Amt eines Bürgermeisters ist eines der schönsten — es kommt gleich nach dem Landrat und dem Gmünder Oberbürgermeister“. Pavel verwies auf die vielen Berührungspunkte zwischen den Gemeinden und dem Landratsamt, verbunden mit der Zusicherung einer guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit. Der enge Kontakt mit der Bevölkerung präge die Kommunalpolitik, und deshalb sei dabei auch eine hohe Transparenz erforderlich.
Das Alter des neuen Eschacher Bürgermeisters, 36 Jahre, sei ideal, betonte der Landrat. Er habe noch jugendlichen Elan, verfüge aber auch schon über ausreichend Berufs– und Lebenserfahrung. Und die Gemeinde Eschach stehe finanziell auf einer soliden Basis, weil die Politik schon bisher stets am Machbaren orientiert war.
Bundestagsabgeordneter Christian Lange (SPD) würdigte die beeindruckend hohe Wahlbeteiligung bei der Eschacher Bürgermeisterwahl und sprach davon, dass die Bürgermeister in Baden-​Württemberg kraft Amtes eine Machtposition inne haben. „Man schafft es aber nur miteinander“, so Lange mit dem Verweise auf seine eigene Erfahrung im kommunalpolitischen Bereich. „Und sie werden nicht nur rosige Zeiten als Bürgermeister haben“, prognostizierte der MdB.
Staatssekretär und Landtagsabgeordneter Dr. Stefan Scheffold stellte die erfreulichen Aspekte einer Amtseinsetzungen in den Vordergrund seines Grußworts. „Eine so vollbesetzte Halle bei einer Amtseinsetzung ist nicht nur ein schöner Anblick, sondern auch ein gutes Zeichen“. Er freue sich, so Scheffold, auch die gute Zusammenarbeit mit dem neuen Bürgermeister; schließlich gebe es ja genügend Verknüpfungspunkte zwischen der Kommunal– und der Landespolitik. Einen bissigen Seitenhieb auf „Stuttgart 21“ konnte sich Scheffold aber gestern dann doch nicht verkneifen: „Es soll ja Kommunen geben, denen kann man Zuschüsse in Millionen und Milliardenhöhe geben, und die Einwohner protestieren dann auch noch dagegen“.
Diesen Gedanken griff der Abtsmünder Bürgermeister Georg Ruf, der im Namen des Gemeindetags ans Rednerpult trat, auf und stellte klar: „Der Gemeindetag steht hinter Stuttgart 21. Es darf nicht sein, dass demokratisch gefasste Beschlüsse nun einfach über den Haufen geworfen werden. Zum Amt des Bürgermeisters sagte Ruf, dass die Arbeit in Städten und Gemeinden jener Politikbereich sei, der bei der Bevölkerung die größte Akzeptanz genieße. Gemeinsam die Entwicklung zu gestalten, sei etwas sehr Schönes. Seinen offiziellen Glückwünschen namens des Gemeindetags und des Zweckverbands Rombachgruppe fügte Ruf auch ganz persönliche hinzu. Denn schließlich handle es sich beim Ehepaar König um Abtsgmünder Bürger.
Walter Weber, Vorsitzender des Verwaltungsverbandes Leintal-​Frickenhofer Höhe und Gögginger Bürgermeister, hieß seinen neuen Kollegen König herzlich willkommen und zeigte sich überzeugt, dass die Eschacher einen kompetenten und guten Schultes gewählt haben — was auch nötig sei, denn es stehen große Herausforderungen an, zum Beispiel durch die immer älter werdende Gesellschaft und wachsende soziale Aufgaben. „Die Mittel für die Gemeinden werden weniger, nicht mehr. Wer dies bezweifelt, gibt sich einer Illusion hin!“, sagte Weber– „Wir Gemeinden müssen durch Zusammenarbeit dafür sorgen, dass wir auch künftig Gestalter und nicht Getriebene der Entwicklung sind.“
Harald Gensch, früherer Bürgermeister von Oberkochen und heute Geschäftsführer des Verbandes der Verwaltungsbeamten in Baden-​Württemberg, verwies auf die langjährige Tätigkeit von Jochen König in diesem Verband und würdigte ihn als jemand, der nicht mit seiner Meinung hintern Berg hält, aber dabei stets die Form wahrt. Weitere Grußworte sprachen Pfarrerin Elfi Bauer im Namen beider Kirchengemeinden, Franz Raab für die örtlichen Vereine, Irma Wirsching für die Senioren und Rektorin Kroboth für die Grundschule. Im Schlusswort zeigte sich Jochen König überzeugt, dass der Spruch „Einer allein ist allein!“ die Marschrichtung für sein Handeln vorgebe. Er wolle seine Amtsgeschäfte auf partnerschaftliche Weise führen. Seinem Amtsvorgänger Reinhold Daiss zollte er ein großes Lob, dafür , wie jener mit Augenmaß und Weitsicht die Infrastruktur gestaltet habe.