Erfolgreicher Start der Kunstfahrten des Kulturbeirates Böbingen zur Uecker-​Ausstellung im Ulmer Museum

Ostalb

Rems-Zeitung

„ Beim nächsten Mal sind wir auf jeden Fall wieder dabei.“ So äußerten sich nahezu alle der 25 Teilnehmer, als sie am Sonntag voller nachhaltiger Eindrücke mit dem „Zügle“ wieder am Böbinger Bahnhof „landeten“. Zurück aus Ulm, wo sie im Ulmer Museum die Ausstellung „Günther Uecker – Handlungen“ erleben durften.

Mittwoch, 12. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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BÖBINGEN (af). Bemerkenswert und erfreulich aber auch, dass sich vier Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klassen der Werkrealschule Böbingen-​Mögglingen auf dieses Abenteuer einließen. Daniela Baumann vom Museum führte lebendig und höchst sachkundig über eine Stunde lang durch die Ausstellung, die etwa 100 Exponate umfasst. Hochinteressiert erfuhren die „Kunstfahrer“ viel über Leben und Werk des Künstlers, der mit seinen 80 Jahren immer noch mit ungebrochener Schaffenskraft und Vitalität seine Kunstwerke „schafft“, und internationalen Ruf genießt. Seine Bedeutung wird unterstrichen durch die Tatsache, dass im letzten Jahr eines seiner Werke zum ersten Mal für über eine Million Euro verkauft wurde.
Günther Uecker , eine der großen deutschen Künstlerpersönlichkeiten, thematisiert in Skulpturen, Bildern, Installationen die „Gefährdung und Verletzung des Menschen durch den Menschen.“ Was meint er damit? Uecker nimmt stets und immer noch Anteil am aktuellen Zeitgeschehen in aller Welt und brandmarkt – in unverwechselbarer, künstlerischer Umsetzung – politische Verfolgung, kriegerische Auseinandersetzungen, zerstörerischen Umgang mit der natürlichen Umwelt, Benachteiligung von Minderheiten.Über das Klagen , das Anklagen hinaus, dokumentiert er aber seine idealistischen Anliegen, die konsequenterweise heißen: Bewahren, interkultureller, interreligiöser Dialog. Aber ja nicht mit dem Zeigefinger des Welltverbesserers und nicht erzählerisch. Vielmehr metaphorisch tut er das, mit der Kraft des Bildes. Und als Angebot für Assoziationen des jeweiligen Betrachters.
Nochmals zurück zu den Ulmer Ausstellungsexponaten.Uecker stellt Schlüsselwerke der vergangenen drei Jahrzehnte vor. Tief beeindruckt und sichtbar betroffen setzten sich unsere „Kunstfahrer“ zum Beispiel mit der raumfüllenden Werkgruppe“ Black Mesa“ auseinander. Einem aus Holzpfählen zusammengebundenen, auf Messerpitzen stehenden Raumobjekt im Mittelpunkt.Beklagt wird hier von ihm die Annektierung eines indianischen Heiligtums in South Dakota für den Uranabbau. Ein anderes Beispiel:Im hohen Lichthof des Ulmer Museums geht „Schwarzer Regen“ nieder. Das sind fünf zehn Meter lange Papierbahnen, die in unterschiedlicher Dichte mit Tuschetupfen bemalt und besprenkelt sind. Eine weitere Arbeit mit suggestiver Raumwirkung.
Die Bilder und Objekte begleiten zahllose Blätter – Aquarelle, Lithographien, Radierungen, Holzschnitte, Prägedrucke -, die Bewegung, Licht und Schatten thematisieren und auch einen Günther Uecker zeigen, der mit Formen und sogar mit Farben einfach auch nur mal spielerisch umgeht. Kurzum, eine Ausstellung, die Faszination beim Betrachter auslöst und zumindest indirekt jetzt schon hohe Erwartungen bezüglich der nächsten Kunstfahrten des Kulturbeirates Böbingen weckt.