Seit gestern hat die Eschacher Heilig-​Geist-​Kirche endlich ein Altarbild

Ostalb

Rems-Zeitung

„Darauf haben wir 16 Jahre gewartet und es ist unglaublich schön“. Pfarrer Andreas Ehrlich und Messnerin Anneliese Hilbert waren sich gestern einig in ihrer Bewunderung des Eschacher Altarbildes. Auch der Schöpfer, Rudolf Kurz, sprach mit der Rems-​Zeitung.

Freitag, 14. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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ESCHACH (bt). Sogar an diesem Regentag ist das Altarbild mit seinen warmen Goldtönen Kunst gewordenes Licht. Messnerin Hilbert überlegt, dass es noch mehr glänzen könnte, buchstäblich, wenn einer der Deckenstrahler auf die Wand gerichtet würde. Pfarrer Ehrlichs Einwand, er müsse das Gesangbuch lesen können, winkte sie lächelnd weg; es gebe ja Brillen. Doch dann überlegten sich die beiden, dass allein die Sonne angemessene Beleuchtung ist für dieses „wunderbare Werk“. So soll es sein.
Nach der Grundsteinlegung 1994 weihte der damalige Bischof Walter Kasper die Heilig-​Geist-​Kirche 1995 ein: Naturstein, Holz, viel Licht, klare Linien. Die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil verlangt, dass der Altar einer Kirche freistehend ist, damit die Eucharistie dem Volk zugewandt gefeiert werden kann; der halbkreisförmige Heilig-​Kreuz-​Altar ist, wie der Ambo, an dem die heiligen Schriften verlesen werden, aus weißem Marmor gestaltet. Elegant und schön, aber auch kühl. Von Anfang an war also klar, dass das Altarbild Wärme und Farbe in die Kirche bringen musste. Der richtige Mann dafür war, da waren sich der damalige Pfarrer Hilmar Kneer und seine Gemeinde einig, der „Künstlerpfarrer“. Sieger Köder aber tut sich schwer mit dem Nein sagen. Er hat auch nicht „nein“ gesagt, als ihn die Eschacher Mitte der 90er-​Jahre um dieses Altarbild gebeten haben. Und dann sind die Jahre ins Land gezogen; die Kirchengemeinde gewöhnte sich an den schmucklosen Altarraum – und wünschte sich doch so sehr dessen Gestaltung.
Pfarrer Ehrlich und der Kirchengemeinderat hatten schließlich genug und schrieben im Januar 2010 einen Künstlerwettbewerb aus, an dem sich vier Künstler beteiligten. Alle vier versuchten, das „Schöne, Wahre und Gute“ darzustellen, um den Zuschlag zu erhalten. Von da an hätte es nicht besser laufen können: Sowohl die Kunstkommission der Diözese als auch die Eschacher entschieden sich ganz klar für den Entwurf von Rudolf Kurz – immer ein Glücksfall. Gehen die Meinungen allzu weit auseinander, sind Streit und böses Blut programmiert. Aber Ehrlich zufolge war von Anfang an klar, „dass es dieses Modell sein muss“: „Ein modernes Bild für eine moderne Kirche“. Die Aussage passe, die Höhendimension, auch dass Breite und Rundung des Altars aufgenommen werde. „Es macht den Eindruck, als gehöre es hierher, als sei’s immer schon da gewesen“, so Ehrlich und sinniert, der Betrachter fühle sich unweigerlich umarmt von diesem Bild. „Es fügt sich wunderbar ein in die gesamte Kirche. Wir wollten kein Altarbild, das den Kirchenraum erschlägt, sondern eines, das ihn aufwertet“. Das sei in der Tat sein Ziel gewesen, erläutert Kurz und spricht vom Raumklang und davon, dass er „keinen Solitär“ schaffen wollte, „auf keinen Fall etwas, das Rudolf Kurz schreit und nichts anderes gelten lässt.“
Der Künstler hat sich überlegt, wie heute der Heilige Geist dargestellt werden könne – auf die Ikonografie, die Taube etwa, wollte er nicht zurückgreifen, das passe nicht zu dieser Kirche. Aber bei jeder Eucharistiefeier werde in der Wandlung der Heilige Geist herabgerufen auf Brot und Wein. Dieses Herabfließen habe er darstellen wollen, möglichst so, dass es auch an einem trüben Tag von Freude und Licht künde. Weil der Carrara-​Marmor immer etwas kühl und distanziert wirkt, war das Bemühen um Wärme zentrales Anliegen. Blattgold spiegelt nun das Licht, das durch das Oberlicht und die Fenster auf die Altarraumrückwand fällt und in weichem Glanz in den Kirchenraum hineinströmt — wie der Heilige Geist, den es symbolisiert.
Kurz hat eine hölzerne Trägerplatte mit Leinwand bespannt, grundiert und in vielen Schichten die Textur entstehen lassen. Als Farbe wählte er einen Gold-​Ocker-​Ton, der den später aufgetragenen verschiedenkaratigen Blattgoldschichten die Wärme gibt. Ein Teil des Blattgoldes wurde wiederum übermalt, schimmert aber perlmuttartig durch – die changierende Wirkung macht einen nicht geringen Teil der Faszination dieses Bildes aus.
Rudolf Kunz, 1952 in Ellwangen geboren, hat bereits 1987 den Gmünder Wettbewerb „Junge Künstler“ gewonnen. Er hat die Hauskapelle des jetzigen Kardinals Kasper in Rom gestaltet, ebenso die Hauskirche des Priesterseminars Collegium Germanicum in Rom, Kaderschmiede der katholischen Geistlichkeit, zudem den Altarraum der Kirche St. Michael in Schloss Altshausen und vieles andere mehr. Er hatte Dutzende Ausstellungen, freute sich über renommierte Preise und macht deutlich, dass es ihm vor allem um eines geht: Schönes zu schaffen.

Pfarrer Ehrlich wird das Altarbild am kommenden Sonntag um 10 Uhr einweihen.