Er spielte bundesweit auf vielen Bühnen und bereicherte das kulturelle Leben auf der Ostalb

Ostalb

Rems-Zeitung

Am 30. Dezember verstarb der auf Schloss Laubach lebende Künstler Ulrich Popp in seinem 73. Lebensjahr. Zwei Tage zuvor feierte er noch Geburtstag, umso überraschender, dass ihn der Tod jetzt zu sich holte.

Mittwoch, 05. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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OSTALBKREIS (kul). Ulrich Popp sei gerade auf dem Weg zur Probe beim Theater der Stadt Aalen gewesen, als er vermutlich eines Schwächeanfalls wegen die Herrschaft über sein Auto verlor, berichtet Theaterintendantin Katharina Kreuzhage. Die herbeigerufenen Helfer hätten allerdings nur noch den Tod des Schauspielers feststellen können.
Mit Ulrich Popp verliert die Schauspielkunst einen Darsteller, der an vielen deutschen Bühnen, beispielsweise in Frankfurt und Mannheim engagiert war, der aber immer wieder den Weg auf die Ostalb fand. Viele Theaterfreunde — auch aus dem Gmünder Raum — sind gerne nach Laubach gefahren, wenn Ulrich Popp dort zu Lesungen oder Theaterinszenierungen eingeladen hatte. Als Bereicherung empfanden ihn hier die Theaterfreunde, unter anderem als er 2007 in Wasseralfingen als Zarah Leander auftrat, im vergangenen Jahr CDs mit Lesungen von Gedichten Wilhelm Buschs und in einer Sonderedition von Goethe aufnahm. Unvergessen seine 2006 in der Kunsthalle Würth begonnene Hermann-​Hesse-​Reihe, unter anderem mit dem „Glasperlenspiel“, aus dem er eine spannende Vorlesung in Literaturgeschichte machte.
Solche Ausflüge standen fest in Popps Terminkalender, doch vom Schauspiel wollte er dessen ungeachtet nicht lassen. In Bernd Strombergers „In Nomine Patris“ agierte er am Deutschen Theater in München, ließ sich in jüngster Vergangenheit immer häufiger am Aalener Stadttheater blicken. So spielte er unter Regisseur Jürgen Bosse im „Diener zweier Herren“ und im „Zerbrochenen Krug“.
Doch Ulrich Popp mischte sich als kritischer Zeitgeist ebenso ins gesellschaftliche Leben ein. Unter anderem beim Antikriegstag mit Christian Friedrich Daniel Schubarts Anti-​Kriegs-​Gedicht „An die Herrscher der Erde“ oder mit Beiträgen zu den Architekturtage-​Gesprächen. Dem in einem Schloss lebenden Individualisten galten alte Gebäude als heilig. Wer diese entkerne, nehme ihnen die Seele, urteilte er einmal.
„Wir wurden von seinem Tod überrascht. Er hinterlässt eine große Lücke“, sagte Theaterintendantin Katharina Kreuzhage nach Bekanntwerden der Todesnachricht. Ulrich Popp selbst schrieb: „Unter dem Regenbogen /​Lebende und Tote /​Hand in Hand.“ Das zeugt von Zuversicht, auch wenn der allerletzte Vorhang gefallen ist.