Typisierungsaktion am 15. Mai in Welzheim

Ostalb

Rems-Zeitung

Gefunden wird nur, wer gefunden werden will. Nicht nur zwei sehr kranke junge Menschen, auch ihre Familien und Freunde hoffen derzeit verzweifelt, dass die Suche nach geeigneten Knochenmarkspendern erfolgreich ist; ohne ihren „genetischen Zwilling“ haben Marcus Artmann und Ines Kulow nur geringe Aussichten, ihre Krankheit besiegen zu können.

Mittwoch, 04. Mai 2011
Andreas Krapohl
149 Sekunden Lesedauer

ALFDORF /​WELZHEIM (bt). Wie bereits berichtet, wird in Welzheim eine Knochenmark-​Typisierungsaktion geplant, um dem 33jährigen Marcus helfen zu können; der Ehemann und Vater zweier kleiner Kinder leidet an einer lebensbedrohlichen Krebserkrankung des Knochenmarks. Mitte April freilich wurde auch die 21jährige Ines Kulow aus Alfdorf mit der furchtbaren Diagnose „Leukämie“ konfrontiert, weshalb diese Aktion nun im Gmünder Raum an Bedeutung gewinnt. Die angehende Industriekauffrau — sie wird bei CocaCola in Urbach ausgebildet und hat eben die Zwischenprüfung hinter sich gebracht – ist passionierte Sportlerin; sie spielt Fußball und mag Aerobic und hat noch so viel vor. Der Mann an ihrer Seite ist Jan Dornbusch aus Adelstetten, ebenfalls 21 Jahre alt, der in Stuttgart Maschinenbau studiert. Er und alle anderen, die sie gern haben, wünschen ihr von Herzen eine Stammzellentransplantation, ohne die sie Gefahr läuft, alles zu verlieren. Dazu bedarf es eines Menschen mit nahezu den gleichen Gewebemerkmalen, den zu finden unglaublich schwer ist. Viel zu wenig Menschen haben sich bislang in die Spenderdatei eintragen lassen — und nur sie können gefunden werden. Weltweit wurde und wird nach passenden Stammzellspendern für Ines und Marcus gesucht, bislang erfolglos. Nun wünschen sich alle Beteiligten ein kleines Wunder — dass nämlich bei der Typisierungsaktion, die gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei DKMS organisiert wird, viele Menschen aus der Region die Gewebemerkmale ihres Blutes bestimmen lassen und unter ihnen der oder die Richtige zum Lebensretter wird. Es gibt zwei Verfahren der Spende; nach Möglichkeit wird auf die Wünsche der Spender Rücksicht genommen. Zu 80 Prozent wird dem Spender fünf Tage lang ein körpereigener Stoff verabreicht, der die Produktion der Stammzellen stimuliert; diese können dann aus dem Blut gefiltert werden. Große Vorteile dieser Methode sind die fehlende Narkose und die ambulante Durchführung. Der Rechberger Jens Heilig hat sich damals zu einer Knochenmarkentnahme entschieden — nicht zu verwechseln mit einer Rückenmarkentnahme — bei der dem Spender unter Vollnarkose etwa ein Liter Knochenmark-​Blut-​Gemisch aus dem Beckenkamm entnommen, das sich innerhalb von etwa zwei Wochen vollständig regeneriert. Was bleibt, sind zwei kleine Narben über dem Gesäß – und das gute Gefühl, einem Menschen eine Chance auf ein neues Leben gegeben zu haben. Etwas, das Jens Heilig erfahren hat. Als er erfuhr, dass er der „Blutsbruder“ und damit potentieller Lebensretter des Mädchens Michaela war, hat er nicht gezögert. Angst vor der Vollnarkose hatte er nicht; wer sich Profis anvertraue, müsse keine Bedenken haben. Auch hätte er die Prozedur jederzeit abbrechen können. Hat er aber nicht getan: Bei weitem nicht jeder Kranke findet nämlich einen Spender. Von zehn Übereinstimmungsmerkmalen hatte sein Blut neun vorzuweisen; eine solche Chance hätte Michaela wohl nicht mehr erhalten. „Man lässt doch kein Kind sterben“, erklärte Jens Heilig damals der Rems-​Zeitung. Einen wie ihn brauchen nun auch Ines Kulow und Leidensgenosse Marcus ganz, ganz dringend. Für die Aktion geworben wird auch mit dem Hinweis, dass niemand wissen kann, ob er oder sie nicht eines Tages selbst eine Knochenmarkspende benötigt. Sich als potentieller Stammzellenspender in die DKMS eintragen lassen kann grundsätzlich jeder zwischen 18 und 55 Jahren, der in guter gesundheitlicher Verfassung ist. Nach dem Ausfüllen einer Einverständniserklärung werden den Spendern fünf Milliliter Blut abgenommen, welches dann auf seine Gewebemerkmale untersucht wird. Eine Typisierung ist kostenlos; dabei sind die Helfer freilich auf Spenden angewiesen. Die Typisierungsaktion in Welzheim findet am Sonntag, 15. Mai, von 11 Uhr bis 17 Uhr in der Eugen-​Hohly-​Halle statt.