Wäschgölt ahoi

Ostalb

Rems-Zeitung

Ein gutes Sitzfleisch und noch bessere Lachmuskeln brauchten die Narren am Freitagabend beim rund viereinhalbstündigen Programm mit ausschließlich einheimischen „Künstlern“ in der Stuifenhalle. Um Mitternacht hatten es alle dank der Kurzweil und Klasse des Gebotenen locker geschafft.

Sonntag, 03. Februar 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
159 Sekunden Lesedauer

Von Karl Schleicher

WALDSTETTEN. Das Drumherum einer Programmfasnacht muss stimmen, und es stimmte: die von Vera Nuding, Martin Ehmann und Ewald Hägele fein dekorierte Halle, tadellose Bewirtung durch den Heimatverein, perfekte Licht– und Tontechnik durch Stuifensound und gekonnte musikalische Begleitung der Sitzungskapelle „Madows“. Helmut Herkle versteht es wie kaum ein zweiter, das närrische Volk schon gleich zu Beginn zur Polonaise zu animieren.

So war es für die Wäschgölten-​Guggamusik Lachabatscher in ihren „Rock me Amadeus“-Kostümen ein Leichtes, dem Publikum ordentlich einzuheizen. Zur tollen Stimmung trugen auch die „O Mama Mia“-Wäschweiber mit den Waldstetter Fasnachtsschlagern bei. Oberwäschweib Susanne Kessler und die Wäschweiber setzten mit ihrer Herbert Grönemeyer „Männer“-Parodie als Fußballmannschaft plus Nationalhymne noch eins drauf. Prinzessin Corinna I. von Wißlenga – ganz neu mit Prinz Matze – machte samt Hofstaat, Stuifenrat und Hofkapelle ihre gnädige Aufwartung. Sie monierte den fehlenden Stuifen auf dem Entwurf der Waldstetter Ortseingangstafeln, lobte die Glatze des Bürgermeisters als „vielleicht schönste en dr Gmoi“, setzte aber die Stuifenglatze als die schönste im ganzen Land dagegen.
Mehr als 50 Mädchen und junge Damen werden fast das ganze Jahr bei Minis, Hopfdohla, Teenies und Jungwäschweiber ausgebildet. Was Trainerinnen und Betreuerinnen dabei leisten, war in allen durchweg großartigen Gardetänzen deutlich zu sehen, so dass alle, besonders naturgemäß die „süßen Kleinen“, im verdienten Beifall baden konnten.
Die Wißlenger Stuifahexa, überraschten mit einem originellen Strumpfhosentanz „Schwarz und Weiß“, bei dem ein Hexenbein immer in der Strumpfhose der Nachbarin steckte. Wie alle Tanzformationen kamen auch die beiden Männerballette nicht um eine Zugabe herum. Die neu gegründeten Wißlenger Stuifahopfer imponierten bei ihrem Debüt als „Schaffer und Faulenzer“ im blauen „Done“ und Baströckchen. Die Waldstetter Ballerinas präsentierten unter dem Titel „Science Fiction“ die Leinwandhelden dieses Genres aus den vergangenen Jahrzehnten.
Die Urwäschweiber bauten, nach Texten von Karl Schleicher, als Nonnen vom Wäschgöltia-​Orden im Waldstetter Zentrum ihr Kloster, um Pfarrer, Schultes und Schuahbauer im Blick zu haben. Angesichts ihres kanonischen Alters erhielten sie vom Papst Dispenz von zwei wichtigen Gelübden aber den Auftrag, in Waldstetten nach dem Rechten zu schauen. So treibe sich der Schultes lieber im Dorf rum als auf dem Rathaus, den Wißlengern brauche man nicht jeden Wunsch zu erfüllen, denn sie würden wegen der „roten Laterne“ im Kindermachen bald aussterben, und Schlatthofbauer Anton „Done“ Weber, CDU-​Fraktionschef, nenne seine Kühe nicht mehr Lotte oder Lise, dafür Angela Merkel, aber nie und nimmer Claudia Roth. Schließlich wurde Schultes „Michael der Zärtliche“ ermahnt, die Kruschtläden in der Gemeinde aufzuräumen und für Frau Meiwald einen Sonderparkplatz zu schaffen. „Biddl“ Ingo Nuding war in den Waldstetter und Wißlenger Gassen unterwegs. Während der Schultes nahe bei seinen Bürgern sei, schieße sein „Hofstaat“ einen Bock nach dem anderen, zum Beispiel bei der Wasserabstellung auf dem Friedhof bei 15 Grad plus. Etwas peinlich sei, dass der Pfarrer die Mütter der St. Meinrad-​Kindergartenkinder zum Baumaterialtransport per Schubkarren bat. Schließlich forderte der Büttel angesichts der Frauenpower in Wißgoldingen eine Männerquote.
Außerdem sei es der Wunsch vieler Männer, an den zum Verkauf stehenden „Löwen“ ein „rotes Laternle“ zu hängen, sozusagen als „Puff mit Flipperautomat“. Vizepräsident Thomas Simmler war textlich und gesanglich in seinem Element. Seinem „Viva Wäschgöltia“ folgte eine Hommage an ein schwäbisches Leibgericht. Das närrische Publikum kapierte sofort, dass es auf Fingerzeig nur „Läberkäs“ zu singen hatte und wollte gar nicht mehr damit aufhören. Beifallsstürme gab es auch für „da langweiligschta Kroisverkehr“ weit und breit. Thomas wusste natürlich Abhilfe: Mit einem Wäschweiberdenkmal könne man daraus „da schönschta Kreisel en Deitschland macha“. Zum Schluss seine Devise „Jetzt isch Fasnacht, mir rockat d’Gmoid!“ Zum Schluss, genau um Mitternacht, regneten zum Waldstetter Nationallied „Trink lach sing“ hunderte Luftballons auf begeisterte Narren herunter.