Regierungspräsident Johannes Schmalzl an der Technischen Schule Aalen

Ostalb

Rems-Zeitung

Sinkende Schülerzahlen, die neue Gemeinschaftsschule und die weggefallene verbindliche Grundschulempfehlung – die Schullandschaft ist im Umbruch und an einer regionalen Schulentwicklung führt kein Weg vorbei. Wie sie funktionieren kann, haben am Donnerstag Regierungspräsident Johannes Schmalzl sowie Vertreter des Regierungspräsidiums und des Staatlichen Schulamts bei einer Informationsveranstaltung an der Technischen Schule Aalen verdeutlicht.

Freitag, 21. Februar 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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OSTALBKEIS (ard). Eingeladen dazu waren Schulleiter und Bürgermeister, Elternvertreter und Personalräte, Vertreter der Wirtschaft und der Kommunalverwaltungen.
Den Rahmen für alle Veränderungsprozesse und auch für eine regionale Schulentwicklung soll das neue Schulgesetz bilden, das derzeit in Arbeit ist und ab dem Schuljahr 2015/​2016 gelten soll. Darin sollen auch neue Mindestgrößen für Schulen festgelegt werden: 16 Schüler in den Eingangsklassen, wenn es um den Fortbestand einer Schule geht, 40 Schüler bei Neugründungen, etwa bei Bildung einer neuen Gemeinschaftsschule.
Schmalzl, die Leiterin der Abteilung Schule und Bildung im Stuttgarter Regierungspräsidium, Claudia Rugart, und Hans-​Jörg Polzer, Leiter des Staatlichen Schulamts Göppingen, machten dabei folgende Aussagen: Nicht jede Kommune wird in Zukunft ihre Schule(n) halten können. Regionale Schulentwicklung soll Maßarbeit in enger Absprache unter allen Akteuren sein. „Es soll nicht so sein, dass das Land am Ende Schulen schließen muss“, so Schmalzl.
Die Grundschulen bleiben von den Vorgaben des künftigen Schulgesetzes ausgeschlossen. Der Grundsatz „Kurze Beine, kurze Wege“ solle auch weiterhin gelten.
Auch die allgemeinbildenden Gymnasien und die Beruflichen Schulen sollen in die regionale Schulentwicklung mit einbezogen werden. Ebenso müsse diese auf die derzeit besondere Situation der Realschulen im Verhältnis zu den Gemeinschaftsschulen eingehen. Und: „Die Beruflichen Gymnasien brauchen vor der Gemeinschaftsschule keine Angst zu haben, für mich sind sie deren Oberstufe“, so Schmalzl. Nach Einführung von Gemeinschaftsschulen in ländlichen Räumen wird sich Schulentwicklung jetzt vor allem auf die Großen Kreisstädte konzentrieren müssen. Wo nötig, müssen einzelne Schulstandorte auch kreisübergreifend betrachtet werden. Polzers Beispiele: Oberkochen und Königsbronn sowie Rosenberg und Frankenhardt.
Rugart sprach von einem Paradigmenwechsel. Künftig werde es nicht mehr so sein, alle Schularten in kürzester Distanz anzubieten. Ziel der regionalen Schulentwicklung sei vielmehr, „allen Schülern in zumutbarer Erreichbarkeit die Erlangung des gewünschten Bildungsabschlusses entsprechend ihrer Begabungen und Fähigkeiten bei einem gleichzeitig effektiven und effizienten Ressourceneinsatz zu ermöglichen“, wie sie aus dem Anhörungsentwurf für das neue Schulgesetz zitierte. Mit „effizient“ sei aber nicht nur Geld gemeint, sondern auch die Frage, was pädagogisch sinnvoll und richtig sei.
Schulamtschef Polzer skizzierte und bewerte aktuell für den Ostalbkreis mögliche schulische Raumschaften: in sich geschlossene Bereiche wie Lorch, Mutlangen/​Schwäbischer Wald, Neresheim, Bopfingen oder Unterschneidheim, in denen es bereits Entwicklungen gegeben habe, solche im Gange seien oder die auch künftig „ohne Hilfe von außen“ auskämen; Ellwangen und Abtsgmünd, die sich „stabil geordnet“ präsentierten; Lauchheim/​Westhausen, das durchaus noch kritisch zu sehen sei; Heubach/​Rosenstein, wo noch einige Fragen der künftigen Schulstruktur offen seien; Schwäbisch Gmünd mit einem hohen Anteil privater Schulen; Aalen, das seine Bohlschule sicher verlieren werde, wo er einen Gemeinschaftsschulantrag zumindest für die Hofherrnschule erwarte und wo er Ansätze für einen Schulverbund aus Talschule und Karl-​Kessler-​Realschule sehe.
In einem Pressegespräch zuvor kündigte Landrat Klaus Pavel weitere Kooperationen zwischen allgemeinbildenden und Beruflichen Schulen an. Außerdem müssten die Überlegungen für eine noch individuellere Schülerförderung vertieft werden. Bürgermeister Manfred Fischer aus Neuler kritisierte als Kreisvorsitzender des baden-​württembergischen Gemeindetags, das offenkundige Festhalten an der klassischen Dreigliedrigkeit in den Städten widerspreche dem, wo die Reise eigentlich hingehen werde. Außerdem fehlten dem Gemeinden verlässliche Rahmenbedingungen vom Land für den Einstieg in eine Ganztagsbetreuung an ihren Grundschulen.