Forderung nach einer modernen Murr– und Remsbahn

Ostalb

Rems-Zeitung

Murrbahn und Remsbahn erfüllen nicht mehr den Standard eines zeitgemäßen Regionalbahnverkehrs. Trotz vielfacher Gespräche auf den verschiedensten Ebenen hat sich bisher keine greifbare Perspektive für die Zukunft von Murr– und Remsbahn herauskristallisiert.

Samstag, 26. April 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
159 Sekunden Lesedauer

OSTALBKREIS/​REMS-​MURR-​KREIS. Auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder für Besorgungen beziehungsweise in der Freizeit steigen tagtäglich insgesamt bis zu 16 000 Fahrgäste in die Züge auf diesen Strecken. Doch diese Infrastruktur gerät immer mehr in Gefahr. Für die drei Landkreise im Nordosten Stuttgarts sind die Bahnlinien ein unverzichtbares Mobilitätsrückgrat für einen leistungsfähigen und umweltschonenden ÖPNV.
Daher haben die Landräte Johannes Fuchs (Rems-​Murr-​Kreis), Gerhard Bauer (Schwäbisch Hall) und Klaus Pavel (Ostalbkreis) im Schulterschluss einen Forderungskatalog zu den zentralen Fragen der Ausschreibung der Verkehrsverträge, Fahrpläne und des Wagenmaterials formuliert und im Bahnhof in Waiblingen gemeinsam vorgestellt.
In einem Brief an Minister Winfried Hermann bitten die Vertreter der drei Landkreise um Annahme der Problemstellungen mit höchster Priorität und um baldmöglichste Umsetzung der formulierten Handlungsschritte.
Die Landräte sind sich einig: „Wir wollen eine zeitnahe Planungssicherheit, was Taktverkehr und Fahrplan angeht und belastbare Aussagen im Einsatz modernen Wagenmaterials sowie eine Beteiligung an der Planung des Landes“, beschreiben die drei Landräte die zentrale Aussage des Forderungspapiers.
„Wir haben Angst und Sorge, wie sich der ÖPNV bei uns in den Kreisen entwickeln wird, daher müssen wir politischen Druck ausüben“, sagte Landrat Klaus Pavel und betont, dass eine Beteiligung der kommunalen Familie an Ausschreibungsinhalten vom Land bereits zugesagt wurde. „Unsere Forderungen sind glasklar“, erklärt der Landrat aus dem Ost-​albkreis. Auch Landrat Gerhard Bauer stellt zu Beginn fest, „dass uns kaum ein Thema so umtreibt, wie die Entwicklung im Schienenpersonennahverkehr.
Wir erwarten, dass das Land Baden-​Württemberg mit den kommunalen Seiten den Dialog sucht und unsere Anliegen ernstnimmt. Wir haben Sorge, dass das Land von den bisher im Raum stehenden Angeboten abrückt“. Und auch Landrat Johannes Fuchs pflichtet seinen Kollegen bei und ergänzt: „Wir haben eine Beförderung im prähistorischen Format, auch zu bezeichnen als rollendes Antiquariat. Wir sehen uns in der Region abgehängt. Es muss sich hinsichtlich Outfit und Qualität ein Modernisierungsruck tun.“
„Auch die Barrierefreiheit muss in Zeiten der Inklusion bei den Fahrzeugen gegeben sein“, führt Fuchs weiter aus.
Im Einzelnen fordern die Landräte Fuchs, Pavel und Bauer vom Land Baden-​Württemberg:
zeitnah einen aussagekräftigen, belastbaren und verlässlichen Fahrplan zu welchen Zeitpunkten die Ausschreibungen für die Netze 1 und 3 nun tatsächlich veröffentlich werden.
vom Land eine Klarstellung, wie die Zusage zur Einführung einer Metropol-​Express-​Bahn sich zu den bisher vorgestellten Planungen eines Ausbaus der Regional-​Express-​Netze verhält.
sich im Ausschreibungsverfahren eindeutig zum bislang propagierten 30-​Minuten-​Takt mit Halt an allen heutigen Haltepunkten außerhalb und innerhalb des S-​Bahn-​Netzes zu bekennen und nicht zu den bisher bekannten Standards zurückzugehen. Jetzt bereits ausgelastete Verstärkerzüge dürfen nicht als Reservoir zur Schließung von Taktlücken z.B. am Abend dienen.
dass das Land zum Ausgleich einen 60-​Minuten-​Takt im Busverkehr von 5 bis 24 Uhr umsetzt, wie es das Land auch den Landkreisen vorschreibt.
mit Bezug auf das verkehrspolitische Gespräch vom Juni 2013 die Aufnahme eines zeitnahen Dialogs durch das Land mit den drei Landkreisen und den Anliegerkommunen.
dass der Einsatz neuen Wagenmaterials in der Ausschreibung zwingend vorzusehen ist. Damit dieser mit Beginn des neuen Verkehrsvertrags gesichert ist, muss das Land ggf. bei der Beschaffung der Fahrzeuge in Vorleistung treten (Bsp. Rhein-​Land Pfalz). Um auf der Rems– und Murrbahn bis zur Neuvergabe einen Substandard zu verhindern, fordern die drei Landkreise zwingend, in den Übergangsverträgen den sofortigen Austausch des bestehenden Wagenmaterials durch moderne, barrierefreie und zeitgemäße Züge festzuschreiben. Mit Blick auf den gesetzlichen Auftrag zur Herstellung der Barrierefreiheit bis spätestens 1. Januar 2022, fordern die drei Landkreise vom Land Baden-​Württemberg:
1. Barrierefreie Zugänglichkeit der Fahrzeuge für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste.
2. Gegenüber der Deutschen Bahn darauf hinzuwirken, dass die Bahnstationen auf der Rems– und Murrbahn nicht nur stufenfreie Zugänge zu den Nahverkehrszügen aufweisen, sondern auch mit einem Blindenleitsystem, einschließlich Blindenleitstreifen an den Bahnsteigkanten, ausgestattet werden.