Der Brenners Karl vom Blumenhof: Kulturverein Schloss Laubach startet mit einer Premiere in die Theatersaison 2014

Ostalb

Rems-Zeitung

Leider war es nur ein kleiner Kreis von Theaterfreunden, der die mehr als gelungene Premiere des erstmals in Eigenregie inszenierten Schauspieles „Der Brenners Karl vom Blumenhof“ von der ersten bis zur letzten Minute auf der Freilichtbühne beim Eiskeller in Hohenstadt genossen hat. Als Vorlage diente das Stück „Der Brandner Kaspar und das ewig Leben“ von Kurt Wilhelm.

Sonntag, 06. Juli 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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ABTSGMÜND-​HOHENSTADT (fa). Regisseur Helmut Klotzbücher, der auch in die Rolle des Bürgermeistes geschlüpft ist, hat das Stück ins Schwäbische umgeschrieben und mit viel Lokalkolorit versehen. Es fehlte neben den tragischen und bewegenden Elementen der Grundhandlung natürlich auch der bodenständige Ostalbhumor nicht. Der Brenners Karl (Reiner Jedlicka) ist ein schlagfertiger und gewitzter bodenständiger Mann, der um 1850 im Hoheitsgebiet der Grafen Adelmann von Adelmannsfelden-​Hohenstadt mit seiner Tochter Marie (Franziska Benkendörfer) in einfachsten Verhältnissen, aber zufrieden lebt. Ein kleines Zubrot verdient er sich nebenbei, indem er mit Max (Lukas Drexler), den Freund von Marie, im herrschaftlichen Revier wildert. Wenn plötzlich der Tod vor der Tür steht Im vollen Leben stehend, bekommt er jedoch eines Abends Besuch von einer seltsamen, bleichen und mageren Gestalt, nämlich dem Tod (Kai Forster), der ihn in den Himmel holen soll. Zuvor hat ihn bei der Wilderei ein Schuss des Jagdaufsehers nur knapp verfehlt, was eigentlich im himmlischen Ablaufplan nicht vorgesehen war. Listig erspielt sich der Brenners Karl mit Hilfe von Kirschwasser und Spielkarten weitere 29 Lebensjahre. Am Abend der Feier zu seinem 60. Geburtstag verunglückt seine Tochter Marie jedoch bei dem Versuch, ihren Max vor einem Hinterhalt, den sein Nebenbuhler Rudi (Johannes Drexler) gelegt hat, tödlich. Und nun reuen den Karl die dem Tod abgewonnenen zusätzlichen Lebensjahre, sein ganzer Lebensmut ist dahin. Auch im Himmel herrscht Aufregung, als der väterliche Petrus (Walter Gudbrod) feststellt, dass der Brenners Karl eigentlich schon einige Jahre im Himmel sein sollte. Besonders der strenge Erzengel Michela (Karin Straczewski), der im Himmel die Frauenquote erfüllt, macht nun dem Tod für sein Versagen die Hölle heiß. Dieser muss nochmals auf die Erde und den Brenners Karl holen. Listig überzeugt er den Karl, wenigstens für eine Stunde die dortigen Herrlichkeiten in Augenschein zu nehmen. In einer Höllenfahrt geht es mit der Pferdekutsche, die die begeisterten Zuschauer per Videofilm (gedreht von Herbert Köble) miterleben dürfen, ins Himmelreich. Angesichts der vielen Bekannten und Familienangehörigen, die er dort antrifft, bleibt der Brenners Karl gerne im Himmel. Auch Johannes Gottfried Pahl (Otto Baur), der frühere Neubronner Pfarrer und Friedericke Karoline Freifrau von Wöllwarth (Maggy Röder) sind dort anzutreffen. In den weiteren Rollen sind Pia Leis, Josephine Klotzbücher, Cosima Bezler, Rhiannon O’Connell und Anne Gräfin Adelmann zu sehen. Die Geburtstagsfeier vom Brenners Karl gestalteten die Sänger vom Liederkranz Leinroden mit dem Leintallied mit. Die leider etwas wenigen Zuschauer bei der Premiere durften einen kurzweiligen Theaterabend erleben mit überzeugenden darstellerischen Leistungen, wobei vor allem das Spiel zwischen dem Brenners Karl und dem Tod hervorzuheben ist. Reiner Jedlicka und Kai Forster gingen dabei ganz in ihren Rollen auf und rissen die Zuschauer zwischen Tragik und Humor hin und her. Ein Lob gilt es auch der Bühnentechnik zu sagen. Nettes am Rande: Das Einzige, was bei der Premiere nicht so richtig klappte, war der Bierfassanstich bei der Geburtstagsfeier vom Brenners Karl, und das kann ja noch geübt werden. Weitere Aufführungen von „Der Brenners Karl vom Blumenhof“ gibt es an den Wochenenden 11. und 12. Juli, 18. und 19. Juli, 25. und 26. Juli sowie am 1. und 2. August, jeweils ab 20.30 Uhr.