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Schattentheater in klassischer Form: Die Hand Mime Show des japanischen Theaters Kakashi-​Za

In rein klassischer Form mit Licht und Händen und einem bisschen Scherenschnittszenerie eröffnete die japanische Kakashi-​Za Gruppe das Schattenspielfestival. Nach einigen Grundformen des Schattentheaters wurden die Zuschauer von Pinguin Pen-​ta mit auf seine Weltreise genommen.

Donnerstag, 15. Oktober 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 6 Sekunden Lesedauer

THEATER (wil). Auch bei Pinguins geht es so zu wie in allen Familien. Eine Leinwand, eine Lichtquelle und wenige Requisiten sind das Reisegepäck des japanischen Schattenspieltheaters Kakashi-​Za – dazu aber vier perfekte Akteure, die sowohl allein als auch im Zusammenspiel jede ihrer Figuren punktgenau treffen. Gelungener hätte der Auftakt des diesjährigen Festivals nicht geplant werden können: die japanische Gruppe entführte die Besucher im vollbesetzten Großen Saal des Prediger behutsam in die fantastische Welt des Schattenspiels und zeigte schließlich ihre faszinierende Perfektion, mit der die Erwachsenen am Dienstag wie auch die Kinder bei der Vormittagsvorstellung am Mittwoch ausnahmslos in ihren Bann gezogen wurden.
Zur Einstimmung hoppelten Häschen und Hühnchen über die Leinwand, folgte ein Marsch der Tiere und wo die Hände nicht ausreichten, musste auch mal das Haupthaar eines Spielers als Vogelnest dienen. In lebhaftem Spiel und mit raschen, aber perfekten Szenenwechseln agierten die vier Mitglieder der kreativen Performance-​Gruppe.
Die Papiertüren des japanischen Hauses dienten einst als natürlicher Hintergrund für Kinderspiele, wurde die über 300 Jahre alte Tradition erklärt und mit einfachen Tierfiguren wurden die Zuschauer zum Mitmachen aufgefordert und „erlernten“, wie eine Eule gebildet wird.
Welche Figuren aber noch möglich sind, das konnte man in der Geschichte von Pen-​ta und Pen-​ko erleben, die eigens für das Gmünder Festival kreiert wurde. In acht Bildern konnten die faszinierten Zuschauer verfolgen, wie der kleine Pinguin Pen-​ta die Antarktis verlässt und auf Weltreise geht. Ein Scherenschnitt auf einem Rad sorgte für die wechselnde Kulisse, ließ Kakteenlandschaften und Großstädte entstehen.
Und während die Schauspieler, die im Dunkel unter der Leinwand bestens zu verfolgen waren, wahrhaftig „in der Luft hängen“, landete die Schattenfigur stets punktgenau auf dem nächsten Felsen. Sämtliche Tiere Afrikas begegneten Pen-​ta auf seiner Weltreise, alle mit den Händen geformt und gelegentlich mussten auch die Köpfe der Spieler als Kulisse dienen. Die Tanzszene in der Großstadt bewies die hohe Perfektion der japanischen Truppe. Während sich die Darsteller auf der dunklen Bühne nicht berühren dürfen, bilden ihre fingergeformten Tänzer auf der Leinwand eine Einheit, entstehen Gestalten aus vier Händen wie aus einem Guss.
Und was dem Betrachter gemächlich und genussvoll geboten worden war, wurde plötzlich auf dem Rückweg des Pinguins fast im Zeitraffer heruntergespielt. Doch statt eines freudigen Willkommens zeigte sich Frau Pen-​ko verstimmt und zickig, aber dann trat Familie Pinguin mit ihren vier kleinen nochmals die Reise an und bot eine zweite Interpretation so mancher Szene.
Quasi als Zugabe konnten sich die begeisterten Zuschauer dann noch an der Liebesgeschichte des Gorillas erfreuen, wo sich Frau Äffin zur Melodie von „only you“ ausgiebig schminkt, das Fell des kraftstrotzenden Männchens aus dem Haupthaar der Schattenspieler gebildet wird und sich die Kussszene als reines Lichterspiel entpuppt, wenn man die Akteure hinter der Schattenwand beobachtet. Ein gelungener Auftakt des achten Festivals, der fast ausschließlich mit einfachsten Mitteln und natürlich dem Licht auskam.

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