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Ein Minimalismus mit Tiefgang: Bernadette Hörder und Ulrike Israel im Gmünder Kunstverein

„Über die Inhalte kommt man zur Form“, sagt Bernadette Hörder. Dabei scheint ihre Kunst und die von Ulrike Israel sich weit von jedem Inhalt zu entfernen. „Zweiseitig“ heißt ihre Ausstellung im Gmünder Kunstverein. Doch man kann hier noch einige Seiten mehr entdecken.

Sonntag, 15. November 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 29 Sekunden Lesedauer

KUNST (rw). Bernadette Hörder und Ulrike Israel arbeiten in einer Ateliergemeinschaft, sie inspirieren sich gegenseitig. Beide studierten in den 80er Jahren an der Kunstakademie in Karlsruhe, beide perfektionieren eine minimalistische Position, die jedoch ungemein in die Tiefe taucht. „Zweiseitig“ bezieht sich auf Fläche und Raum, aber Bernadette Hörders Bilder wirken ebenso in den Raum hinein wie Ulrike Israels archaisch wirkende Holzskulpturen die Oberfläche des Materials aufgreifen. Und in der Skulptur mit dem Titel „Haare der Hera“ vereinigen sich die Gemeinsamkeiten in einem Werk.
Es steckt Information dahinter, und Bernadette Hörders Satz über den Weg vom Inhalt zur Form ist der Schlüssel zu ihren Bildern. Diese bestehen aus roten und schwarzen MDF-​Streifen in drei unterschiedlichen Breiten, angeordnet in einer ausgeklügelten und penibel ausgemessenen Folge. Schon wächst die Zahl der Varianten ins fast Unendliche, ähnlich wie bei einem Barcode, auch dieser ein Bedeutungsträger. Nicht anders ihre weißen Kompositionen; Platten, in die unterschiedlich tiefe und breite Rillen gefräst sind. Es entstehen dunkle Schatten, von lichtgrau bis schwarz, welche die weiße Fläche rhythmisieren.
Ulrike Israel verwendet für ihre durchweg weiblichen Torsi — auch sie mit einem Minimum an figürlicher Gestalt, doch die Vorstellungskraft ergänzt sie leicht — altes Holz. Oft aus Abbruchhäusern, aber auch ein beschädigter Balken vom Freiburger Münster ist darunter. Sie ölt und lasiert Eiche und Fichte, folgt den Spuren der Zimmermannsarbeit und dem Gegebenen der Natur, den Schründen und Kerben. Die Information bezieht sie aus der Geschichte, aus Kunst und Mythos. eine massive Venus kauert am Boden, und massig steht eine „Allegorie“ auf dem Parkett. Hier darf man spielen und aus den abstrahierten Formen des Holzes gleichsam den Körper aus Attributen zusammensetzen: kein Kopf, Brüste, die Rundung von Hüfte und Bauch, Flügel — hier ist eine Variante der Nike von Samothrake im Kunstverein gelandet.

„Zweiseitig.“ Bernadette Hörder und Ulrike Israel, bis 20. Dezember. Di-​Fr 14 –17 Uhr, Sa 10 – 13 Uhr, So 11– 17 Uhr.

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