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Ulrich Kienzle zeichnet in seinem neuen Buch das Werden und Wesen des Schwaben nach — zwischen Pietismus und Zechfreude

Die Journalisten-​Legende Ulrich Kienzle zeichnet den Werdegang des Schwaben nach — vom zechenden Zeitgenossen im Mittelalter über seine Umerziehung durch die Pietisten bis zu seinen heutigen Vertretern, die langsam wieder lernen, das Leben zu genießen.

Mittwoch, 18. November 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 58 Sekunden Lesedauer

AUTOREN (sa). Ulrich Kienzle begibt sich auf einen historischen Exkurs. „Wer sind wir?“, fragt er sich. „Wo kommen wir her? Was sind die Wurzeln unserer Macken?“ Mit „wir“ meint er sich. Und seine Landsleute, also die Schwaben. Tief dringt er vor in die Geschichte, forscht dort nach den Wurzeln des schwäbischen Charakters. Am Beispiel schwäbischer Politiker — von Kiesinger bis Oettinger, von Joschka Fischer bis Cem Özdemir und am Beispiel schwäbischer Erfolgs-​Unternehmer von Daimler über Kärcher bis Würth, beschreibt Ulrich Kienzle schwäbische Macken und Eigenarten. Er beschreibt den vom Pietismus geprägten Neckarschwaben, den barocken Oberschwaben — und den Berliner Schwaben. Der hat es mittlerweile zum Feindbild Nr. 1 in der Hauptstadt gebracht. Und Spätzle in Kreuzberg etabliert. „Mission erfüllt“, so Ulrich Kienzle.
Ein unterhaltsamer Essay, ein Muss für alle Schwaben. Und für jeden, der sich ihnen nicht entziehen kann. Mit spitzer Feder, pointiert und augenzwinkernd geschrieben. Im Alter wird Ulrich Kienzle zum schwäbischen Tucholsky.
„Noch Fragen, Kienzle?“- diese Frage seines Partners Bodo Hausers im ZDF-​Magazin „Frontal“ machte aus Kienzle eine TV-​Legende. Ulrich Kienzle begann seine TV-​Karriere in Stuttgart. Er war zunächst Leiter der SDR-„Abendschau“ und berichtete später im Auftrag des Stuttgarter Senders für die ARD aus dem Nahen Ostern. Er war Korrespondent im südlichen Afrika und von 1980 bis 1990 war er Chefredakteur Fernsehen bei Radio Bremen. Bis 1993 leitete er die ZDF-​Hauptredaktion Außenpolitik, moderierte das ZDF-„Auslandsjournal“ — und nachdem er längst, zusammen mit seinem „rechten Gegenpart“ Bodo Hauser, Leitung und Moderation des Magazins „Frontal“ übernommen hatte, war er der letzte westliche Journalist, der Saddam Hussein interviewte
Ulrich Kienzle polarisiert. Als er noch Chefredakteur war bei Radio Bremen, endete eine ARD-​Konferenz weinselig und damit, dass sein bayerischer Kollege Wolf Feller wütend eine Flasche Trollinger nach ihm warf. Die Flasche verfehlte ihr Ziel. Sie zerschellte an der Wand hinter Kienzle und die Schlagzeile am nächsten Tag lautete: „Chefredakteure bewerfen sich mit Rotwein.“ Kienzle zur „Süddeutschen Zeitung“: „Geworfen hat aber nur der Feller. Ich werfe nie mit Trollinger.“
Denn Ulrich Kienzle ist ein Genussmensch. So moderiert er seit 2003 die Reihe „Kaufen mit Kienzle“ für das ZDF-​Wirtschaftsmagazin „WISO“, wo er sein Lebensmotto öffentlich pflegt: das Leben zu genießen, ohne einen zu hohen Preis dafür zu bezahlen.
Schon früh hat er dabei sein kabarettistisches Talent unter Beweis gestellt: für den SDR hat er vor vierzig Jahren die Figur des „Bruddlers“ erfunden — und ihr mit seinen intelligenten, hintersinnig-​witzigen Texten seine schwäbische Seele eingehaucht. Damals eine unvergessene Paraderolle für den Stuttgarter Schauspieler Werner Veidt.

Am Donnerstag, 19. November, 20 Uhr liest Ulrich Kienzle in der Theaterwerkstatt (Ledergasse) aus seinem Buch „Wo kommsch denn Du alds Arschloch her?“

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