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Nachrichten Kultur

Ausnahmequalität und ansteckende Spielfreude

Morgen, 20 Uhr, gastiert im Congress-​Centrum Stadtgarten Schwäbisch Gmünd das Landesjugendorchester Baden-​Württemberg (LJO) unter der musikalischen Leitung des renommierten Dirigenten Christoph Wyneken. Orchesterdirektor des jungen Ensembles ist der Kulturmanager Detlef Hartmann. Die Rems-​Zeitung sprach mit den beiden führenden Köpfen des Landesjugendorchesters.

Mittwoch, 04. November 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 22 Sekunden Lesedauer

Herr Wyneken, viele Menschen glauben, „ernste Musik“ sei nur etwas für ein reiferes Publikum. Blickt man in einen Konzertsaal, liegt der Altersdurchschnitt tatsächlich bei etwa 50 Jahren. Welche Chancen hat die Vermittlung klassischer Musik an junge Menschen?
Klassische Musik ist ein Schatz, der sich weder am Altersdurchschnitt eines Publikums misst noch an den beträchtlichen Mühen mancher Musiklehrer mit der „widerspenstigen“ Zielgruppe Jugendlicher. In dieser Frage gilt es, auf eine sich verändernde Gesellschaft zu reagieren. Ein zentraler Punkt ist die unmittelbare Orchestereinbindung.
Vom ersten Tag an spielen die Kinder in einem Orchester ihrer Altersklasse, um das gemeinsame Musizieren so schnell wie möglich zu erlernen. Ein Sinfonieorchester ist mit einer kleinen Gesellschaft vergleichbar, in der jeder Verantwortung übernehmen muss.
Worin sehen Sie die Bedeutung Ihres Bemühens, Jugendliche an das Beherrschen eines Instrumentes heranzuführen?
Das Erlernen eines Instrumentes und das Spiel in einem Orchester kann eine der schönsten Erfahrungen sein. Ich behaupte, dass jedes Kind von Tönen und Rhythmus fasziniert ist. Man muss ihm nur die Chance geben. Die Erfahrung, sich mit einem Instrument auseinanderzusetzen, Widerstände zu überwinden, mit den eigenen Händen und dem Atem Musik zu formen und gemeinsam mit anderen zu musizieren, ist überaus wertvoll.
Herr Hartmann, Sie waren Projektleiter bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen, Kulturmanager der Stadt Wertheim und Orchesterdirektor im Nationaltheater Mannheim. Was hat Sie bewogen, vor zwei Jahren beim Landesjugendorchester einzusteigen?
Nicht wenige aus der Kulturbranche lesen aus meinem beruflichen Werdegang gern eine „Rückentwicklung“ heraus. Ich stehe da auf einem ganz anderen Standpunkt. Das LJO spielt seit sehr vielen Jahren auf einem erstaunlich hohen künstlerischen Niveau, es beweist Ausnahmequalität und eine jugendlich-​ansteckende Spielfreude. Allein dass im Bundesjugendorchester rund jeder Dritte über unser LJO den Weg dorthin gefunden hat, spricht Bände. Auch dass uns als bisher einziges Landesjugendorchester überhaupt der Europäische Jugend-​Orchesterpreis verliehen wurde, ist selbstredend. Daran zu arbeiten, dass dies auch entsprechend wahrgenommen wird, erfüllt ein Kulturmanagerherz.
Herr Wyneken, Ihr Jugendorchester funktioniert nur, wenn die Musiker/​innen teamfähig sind. Musik ist demnach ein „soziales Medium“, das Menschen zusammenführt?
Die Musik bietet einen unendlich großen Raum für Träume und die Fantasie. Das Instrumentalspiel macht die Musik zur lebendigen Erfahrung zwischen Körper, Geist und Seele. Ich sehe es als Aufgabe an, Begeisterung und Anregung zu vermitteln, um in die Welt der Töne einzudringen, die uns so viel zu sagen hat und dennoch so viel verborgen hält.
Was erwartet das Publikum beim Konzert in Gmünd?
Die insgesamt 90 jungen Musikerinnen und Musiker kommen sehr gern nach Schwäbisch Gmünd. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits seit fast zwei Jahren. Das Programm verspricht außerdem mit der 3. Sinfonie von Johannes Brahms und den wunderschönen Orchesterliedern von Gustav Mahler wahre Glanzpunkte der Konzertliteratur. Mit dem jungen und bereits mehrfach prämierten Bariton Georg Gädker haben wir zudem ein Ausnahmetalent für diese Konzerte gewinnen können. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass alle die, die nicht ins Konzert kommen und hinterher davon hören, ein „hätte man doch gewusst …“ seufzen werden. Ich hoffe sehr, dass in Schwäbisch Gmünd eher Seufzer zu hören sind, weil man keinen Platz mehr bekam.

Einige Karten sind noch erhältlich beim i-​Punkt am Marktplatz, Telefon 0 71 71/​6 03 – 42 50.

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