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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Singspiel der Uhlandschule zum Geiger von Gmünd in der Theaterwerkstatt

Von sieben bis siebzig Jahre zählten die Akteure in Barbara Wellers Fassung des Geigers von Gmünd — und das Experiment mit einem solch gemischten Ensemble aus Cantate-​Chor und Schultheater-​AG darf als äußerst gelungen bezeichnet werden.

Montag, 27. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 56 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (wil). Nahezu professionell füllten die Sprecher und Sänger ihren jeweiligen Part aus, dazwischen immer wieder das „Original“ von Kerner, von verschiedenen Schülern vorgetragen. Es fällt schwer, zu entscheiden, was am Mittwoch in der Theaterwerkstatt bei der Aufführung des Geigers von Gmünd stärker zu bewundern war: die schauspielerischen und gesanglichen Leistungen der Akteure oder das gelungene Miteinander von spielerprobten Erwachsenen und begeisterten Kindern, die dem Stück eine unglaubliche Frische gaben. Barbara Weller von der Bettringer Uhlandschule war es gelungen, alle Beteiligten einzubinden, für jedes Kind eine Rolle zu finden und genügend Große zu motivieren, um eine stimmige Gesamtkomposition auf die Bühne zu bringen, die trotz drückender Hitze in der überfüllten Theaterwerkstatt kurzweilig und erfrischend wirkte. Dorothea Hess als Geiger spielte ihren Part souverän und stimmlich überzeugend, Jasmin Pier als Statue der heiligen Cäcilia ertrug stoisch Hitze und Beleuchtung. Valentina Mackintosh führte als Lene die Kinderschar an, die sich des armen Geigerleins annahm und einen Einblick in die Lebensverhältnisse der einfachen Stadtbürger gab, Elfi Buchheit und Carmen Mackintosh sorgten als Tratschweiber für Situationskomik.
Bewusst waren Einzelszenen aus Kerners Gedicht ausgewählt worden, füllten sie doch das bekannte Stück mit dem nötigen Leben. So bewies Hartmut Weller nicht nur als musikalischer Leiter der Aufführung seine Stimmgewalt sondern spielte auch noch den Goldschmied Ambrosius, der den vermeintlichen Kirchenräuber dem Richter (Franz Karabacek) übergab. Mit einer gelungenen Mischung aus Chorgesang und Solobeiträgen wurde die Handlung entzerrt, die Tenöre Michael und Alexander Bofinger boten als „gestandene Handwerksburschen“ den kraftvollen Gegenpart zum leichtlebigen Spielmann.
Barbara Weller, die selbst als schnippische Bürgersfrau auftrat, hat ein Gesellschaftsbild geschaffen, das vor allem den jungen Mitwirkenden einen bleibenden Eindruck von der städtischen Hierarchie gab, die Volksfrömmigkeit ebenso hervorhob wie die Rechtsprechung. Selbst die Uhlandschulband unter Leitung von Rainer Pflanz war als Trommlergruppe für den Weg zum Galgen angeworben worden und sorgte mit ihren dumpfen Schlägen für die passende Stimmung im Raum. Michael Gunst setzte die Aufführung ins rechte Licht und diente gleichzeitig als Büttel und Josef Stampfer als ehrenwerter Rat Frobel hatte für eine beeindruckende Kulisse gesorgt. Obwohl für alle Beteiligten die Aufführung im Mittelpunkt ihres Engagements gestanden hatte, darf doch nicht übersehen werden, welche enormen Lernprozesse sowohl bei den Schülern und Schülerinnen wie auch bei den Erwachsenen angeregt wurden. Die Kinder gewannen erlebtes Wissen über die vergangene Zeit, die Erwachsenen hatten in vielen Proben erleben können, wie Kinder begeistert werden können und zu welchen beachtlichen Leistungen auch jene fähig sind, die sich nicht von vornherein zum Theaterspielen berufen fühlen.
Es war die Mischung, zu der Barbara Weller den nötigen Mut hatte und die ein gelungenes Experiment ausmacht.

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