Singspiel der Uhlandschule zum Geiger von Gmünd in der Theaterwerkstatt
Von sieben bis siebzig Jahre zählten die Akteure in Barbara Wellers Fassung des Geigers von Gmünd — und das Experiment mit einem solch gemischten Ensemble aus Cantate-Chor und Schultheater-AG darf als äußerst gelungen bezeichnet werden.
Montag, 27. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
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Bewusst waren Einzelszenen aus Kerners Gedicht ausgewählt worden, füllten sie doch das bekannte Stück mit dem nötigen Leben. So bewies Hartmut Weller nicht nur als musikalischer Leiter der Aufführung seine Stimmgewalt sondern spielte auch noch den Goldschmied Ambrosius, der den vermeintlichen Kirchenräuber dem Richter (Franz Karabacek) übergab. Mit einer gelungenen Mischung aus Chorgesang und Solobeiträgen wurde die Handlung entzerrt, die Tenöre Michael und Alexander Bofinger boten als „gestandene Handwerksburschen“ den kraftvollen Gegenpart zum leichtlebigen Spielmann.
Barbara Weller, die selbst als schnippische Bürgersfrau auftrat, hat ein Gesellschaftsbild geschaffen, das vor allem den jungen Mitwirkenden einen bleibenden Eindruck von der städtischen Hierarchie gab, die Volksfrömmigkeit ebenso hervorhob wie die Rechtsprechung. Selbst die Uhlandschulband unter Leitung von Rainer Pflanz war als Trommlergruppe für den Weg zum Galgen angeworben worden und sorgte mit ihren dumpfen Schlägen für die passende Stimmung im Raum. Michael Gunst setzte die Aufführung ins rechte Licht und diente gleichzeitig als Büttel und Josef Stampfer als ehrenwerter Rat Frobel hatte für eine beeindruckende Kulisse gesorgt. Obwohl für alle Beteiligten die Aufführung im Mittelpunkt ihres Engagements gestanden hatte, darf doch nicht übersehen werden, welche enormen Lernprozesse sowohl bei den Schülern und Schülerinnen wie auch bei den Erwachsenen angeregt wurden. Die Kinder gewannen erlebtes Wissen über die vergangene Zeit, die Erwachsenen hatten in vielen Proben erleben können, wie Kinder begeistert werden können und zu welchen beachtlichen Leistungen auch jene fähig sind, die sich nicht von vornherein zum Theaterspielen berufen fühlen.
Es war die Mischung, zu der Barbara Weller den nötigen Mut hatte und die ein gelungenes Experiment ausmacht.
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