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Bei gleich drei Wettbewerben von „Jugend musiziert“ ersang der 12-​jährige Johannes Grimm stets die beste Wertung

Es war einmal — so zumindest fangen die meisten Märchen an. Keine erfundene Geschichte der Gebrüder Grimm ist aber die Tatsache, dass der Gmünder Chorknabe Johannes Grimm, gerade einmal zwölf Jahre alt, kürzlich Musikexperten bundesweit mit seinem Gesang überzeugte. Von Giovanni Deriu

Samstag, 01. August 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 49 Sekunden Lesedauer

GESANG. Auch im Final-​Wettbewerb erreichte er die Höchstzahl von 25 Punkten. Mit Schuberts „die Forelle“. Jedoch nicht allein. Und das hebt der 12-​jährige Johannes Grimm, mit seinen wachen Augen, und seiner einnehmenden Art, gleich hervor. Als Duo trat Johannes Grimm mit seinem Kameraden Leonard Gramm auf. Johannes Grimm mit seiner Stimme, und Leonard Gramm als Begleiter mit seinen Händen am Klavier. Es komme auch auf „Teamarbeit“ an, meint Johannes Grimm. Beide – also, Grimm und Gramm, sangen und spielten so (gut), dass die Experten in der Jury des Wettbewerbs „Jugend musiziert“, weder bei den Vorentscheidungs-​Treffen auf regionaler, Landes– und wie letzt in Essen, auf Bundesebene etwas auszusetzen hatten. Es herrschte wohl erst geschäftsmäßige Stille vor, dann ein wenig Staunen, wenig später die Auszeichnung – wieder „verdienten wir uns mit 25 Punkten die Höchstpunktzahl“, erzählt Johannes Grimm ganz stolz. Viel Zeit habe er aber nicht, entschuldigt er sich, die Pflichten rufen, üben soll er, und ins Handball-​Training bei der SG Bettringen möchte er auch. Johannes Grimm, Schüler auf dem Scheffold-​Gymnasium, liebt seine Musik, das macht er uns schnell klar – denn er sei wohl kaum so lang dabei geblieben, wenn es „mir keinen Spaß machen würde“. Das Singen sei einfach toll, „Kicken kann doch jeder“, meint Grimm und schaut uns treuherzig an. Nur eines mag er nicht, nämlich auf Kommando zu singen – wenn ihn Mitschüler auffordern, „komm, trällere uns mal was vor“. Den Schul-​Chor unterstützt er aber gern. Mit drei begann Johannes zu singen, meist bei seiner Tante, der früheren Schuldirektorin, Ursula May. Die „Tante“ sei auch sehr musikalisch. Die Kirchenmusik-​Direktorin, Sonntraud Engels-​Benz, fördert Johannes – der darf von nun an in Capellachören seine Stimme einbringen. Der Sport als Ausgleich zum Gesang nebenbei sei auch wichtig, nicht nur für’s bessere Lungenvolumen. Natürlich möchte auch Johannes mit Freunden herumtoben. Ansonsten aber sei viel Disziplin gefragt, das meint doch auch sein CIS-​Chor-​Leiter Friedemann Keck. Das Motto des Dirigenten, „das Chaos sei schneller hergestellt, als die Disziplin“, gibt Johannes eins-​zu-​eins wider. Für den CIS-​Chor (Collegium Iuvenum) in Stuttgart, einem „ökumenischen Chor“, singt Johannes seit fast fünf Jahren. Es macht ihm Spaß, seine Stimme mit einbringen zu dürfen, über 120 Knaben und junge Männer singen und üben fast täglich. Nicht nur geistliche Lieder auf „kirchlichen Konzerten“ würden aber gesungen. Auch klassische Lieder und die Moderne kämen nicht zu kurz. Johannes Grimm selbst findet die „A-​cappella-​Gruppe Wise Guys super“. Selbst komponierte witzige Texte gäbe diese „Gruppe“ ohne Instrumente zum Besten. Zu den Gesangs-​Proben nach Stuttgart fährt er zweimal wöchentlich. Jemand aus seiner Familie begleite ihn dann immer im Zug. Die längeren Fahrten nutze er auch dazu, um für die Schule „ein bisschen zu lernen“. Einmal pro Woche schult er zusätzlich seine Stimme bei der „Stimmbildnerin“ Dorothee Gloger. Dann ist auch Leonard Gramm am Klavier dabei. Nebenbei übt der kleine Grimm auch am Klavier unter der Führung der Pianistin, Vitaliya Fedodenko, Aber der Gesang sei das Genre, das dem kleinen spitzbübischen Sopranisten, Grimm, am besten gefalle.
Jeder Chorsänger habe seine eigene Stimme, und gemeinsam würde alles „so klasse“ harmonieren, schwärmt der Schüler. Außerdem habe er schon einiges erlebt, toll seien auch die Reisen, die ihn bereits weltweit mit den Chören herumkommen ließen. Jüngst tourten sie durch Kanada, Edinburgh steht demnächst an, in La Coruna und Prag war Grimm auch schon. Im Jahr kommt Johannes bestimmt auf 40 Auftritte in Konzerten und Gottesdiensten. Wie geht’s weiter? Irgendwann, meint der 12-​Jährige leise, folge der Stimmbruch. Der Stimme werde dann zwar mit Sicherheit „etwas genommen“, aber – und darauf hofft auch er – auch wieder etwas dazugegeben. Vielleicht wird er ja einmal ein bekannter Tenor? Das sei ihm momentan überhaupt nicht wichtig. Solange Johannes wie beim großen Finale in Essen die Konsonanten auf den Punkt betont und singt, und seine Stimme nicht „absacken“ lässt, wird er sein Publikum weiterhin begeistern. Wie Grimms Märchen eben.

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