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Ein Streifzug durch die Daimler Kunst Sammlung: Das Spätwerk „Montaru auf Rosa“ von Willi Baumeister

Die Rems-​Zeitung unternimmt in einer Serie einen Streifzug durch die Daimler Kunst Sammlung. Im heutigen zweiten Teil steht noch einmal die Klassische Moderne auf dem Programm.

Freitag, 14. August 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 47 Sekunden Lesedauer

AUSSTELLUNG. Mit der Daimler Kunst Sammlung ist derzeit eine der ältesten deutschen Unternehmens-​Sammlungen im Museum im Prediger Schwäbisch Gmünd präsent. Seit der Gründung im Jahr 1977 ist der Sammlungsbestand bis heute auf rund 1800 Arbeiten von mehr als 600 Künstlern angewachsen. Die Werke erlauben einen einmaligen Überblick über bedeutende Entwicklungen und Stile der internationalen Kunst des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.
Mit 100 Werken aus 100 Jahren konzentriert das Museum im Prediger die Highlights der Sammlung — von der Klassischen Moderne und Nachkriegsavantgarde über europäisches ZERO und Minimalismus-​Tendenzen bis hin zu Auftragswerken und internationaler zeitgenössischer Kunst.
Seit ihrer Gründung verfolgt die Daimler Kunst Sammlung einflussreiche Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts, deren Ursprung auch im deutschen Südwesten und insbesondere in der Lehre Adolf Hölzels an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart liegen. Die Klassische Moderne deutscher Prägung verknüpft sich eng mit den Namen von Hölzel und seinem Kreis, namentlich seinen Schülern Oskar Schlemmer, Camille Graeser und Willi Baumeister, was die Ausstellung in repräsentativen Werken unterstreicht. Von Willi Baumeister (1889 – 1955), der ab 1950 selbst wegweisender Lehrer an der Stuttgarter Kunstakademie war und als einer der wichtigsten Vertreter der abstrakten Malerei der europäischen Nachkriegszeit gilt, zeigt die Ausstellung ein beispielhaftes Spätwerk: „Montaru auf Rosa“. Die 1953 einsetzende Reihe der „Montaru“-Bilder, die Baumeister bis zu seinem Tod 1955 fortsetzt, gehört mit über 50 Varianten zu seinen umfangreichsten Serien.
Diese Arbeiten sind ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie Baumeister Naturbeobachtung in „visuelle Materie“ umwandelt und im Zusammenklang von Farbe und Form neu interpretiert. Bereits im Bildtitel scheint der mythische Klang einer gesuchten Archaik mitzuschwingen.
Und tatsächlich postuliert Baumeister das „Unbekannte“ als Quintessenz der Kunst und weist auf die Verwandtschaft zwischen dem Unbekannten und den Naturkräften hin: „Das Künstlerische ist grenzenlos wie die Metamorphosen in der Natur. Es setzt sich beständig über das Durchschnittliche im Empfinden, Denken und über die vom Menschen gemachten Gesellschaftsgesetze hinweg, weil es vom Urleben ausgeht“, schreibt der Künstler 1947. So assoziiert der Bildtitel „Montaru“ den lateinischen Begriff „Mons“ für Berg und den alttestamentarischen Namen des armenischen Berges „Ararat“, aus dem „Aru“, eine auf das undurchdringliche Dunkel der Bilder anspielende Klangsilbe wurde. Die Bildsprache schöpft aus Baumeisters Vorliebe für den Bilderfundus prähistorischer Kulturen. Wie „Montaru“ mögliche Bedeutungen lautmalerisch anklingen lässt, spricht auch das Bild selbst vor allem die tätige Phantasie an. Durch den bildlichen Formenschatz soll das „poetische Auge“ des Betrachters stimuliert und für eine andere Form der visuellen Erfahrung geöffnet werden.

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