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Die kleine Tierschau: „In der Garage mit Dieter“ ist unschwer als Klassiker aus den frühen 70ern zu erkennen

Helle Lichtblitze, Nebelschwaden und mittendrin zwei Rockmusiker in goldenen Lederoutfits und schwarzen Netzhemden. So mischten Michael Gaedt und Michael Schulig am Freitagabend das Forum Mutlangen auf.

Mittwoch, 06. Oktober 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 17 Sekunden Lesedauer

SHOW (cl). Mit ihrem Programm „Die kleine Tierschau — Onkel Rock‘n‘Roll“ brachten sie die fast ausverkaufte Gemeindehalle zum Beben. Der Name ist Programm; bei der Show stand der Spaß an der Musik im Vordergrund. Das Repertoire birgt neben etlichen Klassikern der Rockmusik auch nicht so oft gehörte, aber dennoch zum Abfeiern geeignete Schätze der Musikgeschichte. Und dafür griffen Michael & Michael tief in die Trickkiste bekannter Rockstars.
Zu Beginn erklärt Michael Gaedt als Dozent eines Rockseminars die einzelnen Schrittfolgen, die in der Rockwelt Gültigkeit haben. Und noch ehe sich die Zuschauer umsahen, waren sie Teilnehmer eines Workshops über die Riffs und Rituale des Rock. Und die beiden Rockstars: Ja die waren voll in ihrem Element. Michael Gaedt startete gleich zu Beginn einen Versuch des Stage-​Diving. Dafür ließ er sich in ein Schlauchboot fallen und über die Köpfe der begeisterten Zuschauer schieben.
Heil wieder auf der Bühne angekommen ging das Spektakel weiter. Die beiden Musiker heizten weiter ein. Und das nicht nur mit Feuerzeugen, die sie ins Publikum warfen. In ihrer hochmusikalischen Kür verbanden sie gekonnt Musik mit Witz. Hits wie „Smoke on the water“ wurden eingedeutscht – danke Google Translator oder sie vertonten das Leben des Jim Knopf. Musikalisch in perfekten „Iron Maiden Schweinsgalopp“ gekleidet, erhebt sich der Refrain des verblasenen Epos zur Erkenntnis „Jim Knopf setzt die Bösen auf den Topf“.
Spaß macht auch zu sehen, wie Gaedt und Schulig bekannte Rock‘n‘Roll Hits auf zwei Kazoos und zwei Dobros spielten oder sie sich gegenseitig mit leeren Plastikflaschen den Takt zum a cappella vorgetragenen „Je ne regrette rien“ auf die Köpfe hauen und hier auch mehr oder weniger Freiwillige aus dem Publikum eingebunden wurden.
Zwischendurch lassen die beiden Rocker immer wieder die eine gleiche Formel pauken. Nach wenigen Animationsversuchen ist klar, dass einem „For those about to rock“ ein stimmgewaltiges „We salute you“ folgen muss. Aber mancher aus dem Publikum konnte sich diesen Satz einfach nicht merken.
Dozent Gaedt wedelte dann drohend mit Backstage-​Pässen oder ging mit strafendem Blick durch die Reihen und suchte sich einen Zuschauer aus, der auf der Bühne mit einem Vorschlaghammer eine Betonplatte zertrümmern musste. Auf der nackten Brust des Rock-​Dozenten.
Dann gibt es auch schon wieder lautstärkemäßig was auf die Ohren: Die beiden Metal-​Dozenten überzeugten mit Gary Glitters „Rock’n’Roll Part I and II“, mitsamt allen Wiederholungen eines einzigen Akkords; „In a Gadda da Vida“ eingedeutscht als „In der Garage mit Dieter“. Sie verkleiden sich als Rodeo– Cowboys in Plastikkostümen, rollen auf einem Kirmesmuli über die Bühne und singen das Lied vom einsamen Cowboy.
Und Michael Gaedt und Michael Schulig kennen keine Gnade, vermengen Stile, bearbeiten sie unter Hinzuziehung genrefremder Instrumente wie Xylophon, Dudelsack, Kazoo oder Saxophon. Garniert mit verbalen Albernheiten und schrillen Verkleidungen. Unterstützt wurden Gaedt und Schulig an diesem Abend von einer Rockband: Regionaler Profis erster Klasse wie Rolf Kersting (der größte Bassist Süddeutschlands), Jörg Orlamünder (der größte Drummer Süddeutschlands), Andi Feller (Gitarre) und den drei bezaubernden Zwillingsschwestern Tixie, Trixie und Traxie. Die Show lebte also nicht nur von ausgefallener und toll umgesetzter Musik, sondern vom gesamten Drumherum, das „Die kleine Tierschau“ zu mehr als nur einem Konzertabend machte – nämlich zu einer tierisch guten Rockshow. „We salute you“

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