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„Jazz im Prediger“ weicht nach Straßdorf aus: Louis Sclavis Quintett und Moritz von Woellwarths Abstractorchester spielen

„Jazz im Prediger“ – das geht momentan nicht mehr wegen Umbau des Kulturzentrums. Die Jazz:Mission weicht daher am Samstag, 11. Dezember, nach Straßdorf in die Gemeindehalle aus. Dort erwartet die Besucher das Louis Sclavis Quintett aus Frankreich.

Freitag, 19. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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JAZZ (rz). „Lost On The Way“ markiert eine neue Etappe auf Louis Sclavis’ bewegter Reise durch musikalische Grenzgebiete. Der aus Lyon stammende Klarinettist, Saxophonist und Komponist, der allgemein als einer der wichtigsten Pioniere des „europäischen Jazz“ gilt, hat auf überwiegend intuitive und undogmatische Art ein breites Spektrum an Musik und anderer Kunstformen erforscht. In seinen Arbeiten hat er sich keineswegs nur mit dem Jazz auseinandergesetzt: so zollte er auf seinen Alben neben Duke Ellington auch schon dem Barockkomponisten Jean-​Philippe Rameau, dem Filmemacher Charles Vanel und dem Maler /​Collagekünstler Ernest Pignon-​Ernest Tribut. Mal führte ihn sein Forschungsgeist in den Orbit der freien Improvisierer, dann wieder mit Volksmusikern oder Interpreten zeitgenössischer Kompositionen zusammen. Als Instrumentalist, der eine ganz eigene, unverkennbare Stimme gefunden hat, hebt sich Sclavis heute von vielen seiner Kollegen ab. Er macht internationale Musik aus der Perspektive eines Europäers und verändert dabei kontinuierlich seinen Ensembleklang. Sich selbst ständig neuzuerfinden ist ein Schwerpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit. Und mit jeder neuen Veröffentlichung verleiht er der Landkarte seiner Musik neue Konturen.
Die Titel der Stücke von „Lost On The Way“ sind eine klare Referenz an das Werk des antiken griechischen Dichters Homer. Sclavis vergleicht seine eigene musikalische Reise mit der bekannten Odyssee: „Ich wollte neue Stücke erfinden, die wir spielen und in denen wir uns verlieren konnten. Stücke, in denen wir per Zufall einige Fragmente von Erinnerungen wiederfinden und aus diesen neue Ideen gewinnen können.“
Moritz von Woellwarth und sein Abstrakt Orchester spielen als Opener in der Straßdorfer Halle. Ein junges und kreatives Ensemble, welches seine Liebe zur Improvisation in der Musik von Moritz von Woellwarth zelebriert. Zwischen zeitgenössischen Jazz, freier Improvisation, Chorälen und Liedern aus einer verdrehten Welt, überrascht dieses Ensemble mit unerwarteten Wendungen von flirrender Schönheit und halsbrecherischen Parcours. Voll und ganz dem Augenblick verschrieben, machen die Musiker immer wieder neue musikalische Linien, die sie über die Akkordstrukturen des Komponisten legen, hörbar. Einerseits in der langen Tradition der Improvisation verankert, anderseits von Kindesbeinen an in der Kirchenmusik der Posaunenchöre verwurzelt, schreibt Moritz von Woellwarth Stücke für sein Ensemble, welche als Anleitungen zum Ungehorsam gelesen werden können. Die enorme Freude am Spiel entfaltet sich hier frei und impulsiv.

Louis Sclavis Quintett, Samstag, 11. Dezember, 20 Uhr, in der Gemeindehalle Straßdorf. Das Konzert der Jazz:Mission Schwäbisch Gmünd findet in Zusammenarbeit mit dem städtischen Kulturbüro statt. Der Vorverkauf läuft. Karten beim i-​Punkt im Spital, Tel. (07171) 603‑4250.

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