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AOK-​Vorstandsvorsitzender Dr. Rolf Hoberg sprach beim Unternehmertag vor über tausend Mitarbeitern

Der Gesundheitsfond mit der Zentralisierung der Verantwortung in Berlin ist eine groteske Fehlsteuerung. Nötig wäre stattdessen eine maßgeschneiderte Lösung für Baden-​Württemberg. Dies hat der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-​Württemberg, Dr. Rolf Hoberg, in Heidenheim gesagt. Von Viktor Turad

Freitag, 26. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 13 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND/​HEIDENHEIM. Anlass war der Unternehmenstag, zu dem sich über 1000 Mitarbeiter der Krankenkasse im Kongresszentrum in Heidenheim getroffen haben. Er diente laut Hoberg der Standortbestimmung, außerdem sei über die Herausforderungen des kommenden Jahres gesprochen worden. „Wir sind auf Wachstumskurs“, verkündete der Vorstandschef stolz.
Hoberg ließ vor der Presse an der jüngsten Gesundheitsreform kein gutes Haar. Es sei wieder einmal die Chance verpasst worden, durch mehr Wettbewerbselemente und Verbindlichkeit wirkungsvoll und nachhaltig auf Kostenstrukturen einzuwirken. Angesichts des im kommenden Jahr drohenden Defizits von elf Milliarden Euro wäre eine gründliche Analyse der Ursachen nötig gewesen.
Die Regierung habe sich jedoch für den einfachsten Weg entschieden: Sieben Milliarden seien den Versicherten, also Arbeitnehmern und Arbeitgebern, durch Beitragserhöhungen aufgebürdet worden. Die Einnahmen der Kassen seien für zwei Jahre gedeckelt worden. Grausamkeiten gegen Ärzte seien in einem Wahljahr nicht populär und deswegen habe man auf diesem Sektor zurückhaltend agiert. Hoberg: „So kann man kein Gesundheitswesen steuern!“ Der AOK-​Chef prophezeite, die Reform werde nicht länger als zwei Jahre halten und dann werde die Regierung versuchen, noch irgendwie über den Termin der nächsten Bundestagswahl zu kommen.
Hoberg: „Die Enttäuschung bei uns sitzt tief. Aber wir versuchen das Beste daraus zu machen.“ Was das konkret ist, verdeutlichte sein Stellvertreter Dr. Christopher Hermann. Nach seinen Worten gibt es Möglichkeiten, sich dem Einheitssog zu entziehen, und die nutze die AOK beispielsweise mit dem Hausärzteprogramm. Bei ihm handele es sich um eine alternativ angelegte, bürokratiefreie Versorgung, die die Ärzte entlaste. Schrittweise, kündigte Hermann an, sollen die Fachärzte einbezogen werden, so dass klare Versorgungswege aufgebaut würden, bei denen den Ärzten mehr Zeit für ihre Patienten bleibe. „Dadurch heben wir uns nachhaltig positiv von der Zentralisierung ab.“
Im Übrigen schlug sich Hoberg klar auf die Seite der Ärzte. Sie sollen nach Ansicht des AOK-​Chefs nicht nur alle Leistungen auch vergütet bekommen, sondern auch Anreize erhalten. „Wer mehr tut, kriegt auch mehr Geld.“ Dass die Mediziner gefrustet seien, sei mehr als verständlich. „Sie sind fleißig, wissen aber nicht, was bei der Abrechnung über das KV-​System am Schluss herauskommt.“
Die Einsparungen durch die Arzneimittel-​Rabattverträge mit der Pharmaindustrie — für 2011 wird mit 700 Millionen Euro gerechnet — kommenden Versicherten zugute, unterstrich Hermann. Denn deshalb entfielen für Teilnehmer am Hausarzt– und Facharztprogramm die Zuzahlungen zu ihren Medikamenten. Hermann: „Das können wir durch die Einsparungen locker finanzieren.“
Der AOK ist die Verankerung in der Region wichtig, unterstrichen Hoberg und der Geschäftsführer für Ostwürttemberg, Jörg Hempel. Er erinnerte daran, dass es in Ostwürttemberg schon immer innovative Entwicklungen gegeben habe. So sei die inzwischen im ganzen Land vorhandene Struktur der AOK-​Gesundheitszentren ein „Kind“ dieser Region.
Auch das erste AOK-​Rückenstudio sei 1996 in Ostwürttemberg eröffnet worden. Inzwischen könnten AOK-​Versicherte ihren Rücken an landesweit 42 Standorten stärken. Auch bei der Gestaltung des Rettungsdienstes, sagte Hempel weiter, spiele die AOK eine wichtige Rolle. Man habe die Notfallrettung in der Region deutlich verbessert, zuletzt im Sommer dieses Jahres durch die Einrichtung des Kreisgrenzen überschreitenden Notarztstützpunktes Neresheim. Damit werden die Hilfsfristen im Ostalbkreis überall eingehalten, bestätigte Hempel auf Nachfrage.

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