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Der Klang der St.-Cyriakus-Glocken fehlt /​Großartige Werke am Sonntag in der Kirche

Träumen wird man ja wohl dürfen. Und die Zimmerbacher, die sich wieder ein Glockengeläut wünschen, setzen alles daran, dass es beim Traum nicht bleibt: Am kommenden ersten Adventssonntag gibt’s ein Benefizkonzert für einen neuen Glockenstuhl und drei neue Glocken.

Freitag, 26. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 36 Sekunden Lesedauer

DURLANGEN-​ZIMMERBACH (bt). Früher waren die Menschen davon überzeugt, dass das Schwingen und der Klang ihrer Glocken Gebete zum Himmel zu tragen vermag, dass es das Böse abwehrt und Unwetter, die die Ernte bedrohen. Sie lebten mit den Glocken, die ihren Tag, ihre Woche, ihr Jahr buchstäblich einläutete, zu Gebet und Gottesdienst riefen, die die Toten beklagten und die Lebenden durch die Hochfeste führten, durch Taufe Eucharistie und Firmung.
War Not am Mann: Die Glocken sprachen von Krieg und Feuersbrunst, und wenn ein junges Paar in die Ehe ging, geschah’s begleitet von ihrem Geläut. In Zimmerbach fehlt die vertraute Klangkulisse; zwei der drei Glocken müssen erneuert werden, die vierte fehlt ganz, und so soll jetzt unter anderem Musik die Glockenkasse füllen.
Wie berichtet hat sich ein Teil des Zimmerbacher Glockenstuhls gesenkt; die große Glocke steht still, weil sie sich so verschoben hat, dass ihr Tonnengewicht verrutscht ist und in die Tiefe zu rauschen droht. Zudem sind die große und die kleine Glocke irreparabel beschädigt. Offenbar mehr schlecht als recht sind sie nach dem Krieg, 1922 bzw. 1923, aus minderwertigem Material entstanden; ein Gutachten spricht von einer „kurzlebigen Eisenlegierung von höchst bedenklicher Materialqualität und sehr niedriger Lebenserwartung“.
Die Vorgängerglocken, dieser beiden, wertvolle Bronzearbeiten, wurden im Weltkrieg beschlagnahmt und eingeschmolzen. Nur noch die mittlere Glocke, die älteste und kostbarste, die eigentlich nach Kräften geschont werden müsste, hat ihren makellosen Klang behalten, bzw. wiedergewonnen: Gegossen wurde sie von Bernhart Lachamann im Jahr 1494. Die vierte Glocke, eigentlich unverzichtbar, fehlt bislang. Ohne sie ist freilich kein Glockenspiel vollständig.
So fehlt es heute im Ort, das Glockengeläut herunter vom Turm der Kirche Sankt Cyriakus: Es fehlt sehr. Ein früherer Kirchengemeinderat betreut die Glocken Zimmerbachs seit über neun Jahren, seit der damalige „Glöckner“ gestorben war. Geht die Uhr im Sommer vor, im Winter nach, hält er sie an oder lässt sie vorrücken. Er wartet die gesamte Technik, ölt das Getriebe, das Schlagwerk, die Uhr.
Seinen Namen gedruckt sehen, will er nicht: „Das macht man und schwätzt nicht drüber“. Ein Fachmann aus Durlangen, ebenfalls Ehrenamtlicher, brachte ihm damals die Grundlagen dieser Aufgabe bei und hilft noch immer, wenn es um komplexere Aufgaben geht. Dann sind da noch Hausmeister Hans Disam, die Kirchengemeinde, die Vereine, überhaupt alle, die um die Bedeutung eines richtigen Geläutes wissen: Es sind viele, die sich für die Glocken einsetzen.
Die Zimmerbacher vermissen so sehr, was die meisten von ihnen von Kindesbeinen an begleitet hat, dass sie beschlossen haben, für neue Glocken zu sorgen. Aber das wird nicht leicht: Immer wieder machen sich Freiwillige Gedanken, wie man mit Aktionen und Veranstaltungen eine Grundlage für die Finanzierung neuer Glocken schaffen kann. Heike Stöhr vertreibt Glocken-​Senf; sie hat zwei Rezepturen zusammengestellt und beschreibt sie in den Geschmacksrichtungen „Pikant mit Chili“ und „mild mit Kräutern“. Schon einige hundert Gläschen „Zimmerbacher Glockensenf“ hat sie abgefüllt und den Erlös für neue Glocken gespendet. Der junge Posaunist und Oberministrant Clemens Gottwald hat das Blechbläserensemble „Brass for bells“ gegründet, das ebenso für den guten Zweck musiziert und sammelt wie die von MV-​Vorstand Tobias Abele zusammengestellte Swing Combo „The Island Hot Club“.
Kirchenkonzert zum Advent
in St. Cyriakus, Zimmerbach
Am kommenden Sonntag, 18 Uhr, gestalten der Kirchenchor Zimmerbach unter der Leitung von Florian Strasser, der Musikverein Zimmerbach unter der Leitung von Brigitte Gottwald und Dorothee Proske an der Orgel ein Kirchenkonzert zum Advent. Die Besucher dürfen sich auf einige der schönsten Melodien freuen – „Maria durch ein Dornwald ging“ etwa, die Mozart-​Serenade, „Non Nobis Domine“ oder Dvoráks messe in D op 86 mit Kyrie, Gloria, Credo und Sanctus.

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