Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Ostalb

Kurt Schumacher verdankt es dem DRK und der Tübinger Hand-​Chirurgie, dass er sein Hobby weiterhin ausüben kann

Beim Zusägen eines Holz-​Rohlings ist es passiert: Der Täferroter Rentner Kurt Schumacher geriet mit der linken Hand in die Bandsäge und trennte sich einen Finger ganz sowie zwei weitere halb ab. Dank bester medizinischer Versorgung kann er weiterhin seinem Hobby nachgehen und drechseln. Von Gerold Bauer

Mittwoch, 29. Dezember 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 36 Sekunden Lesedauer

TÄFERROT. Die Narben sind kaum noch zu sehen und die Beweglichkeit der Finger ist nahezu wieder voll hergestellt. Doch als der Unfall vor ein paar Jahren passierte, sah es zunächst gar nicht gut aus. Die abgetrennten Finger hingen nur noch an Hautfetzen. „Es war ein Glück, dass der Sanitäter von der Eschacher DRK-​Rettungswache sofort erkannte, was auf dem Spiel steht. Er habe mit der Begründung, „der Mann braucht als Schreiner seine Finger, der muss sofort nach Tübingen“, einen Rettungshubschrauber angefordert. Nur 17 Minuten habe der Flug zu den Spezialisten für Hand-​Chirurgie gedauert, erinnert sich Kurt Schumacher und weiß, dass Zeit beim Annähen von Gliedmaßen Gold wert ist. „Beim Mittelfinger musste allerdings das zerfetzte Gewebe entfernt werden — der ist deshalb um einen Zentimeter kürzer als die anderen — aber das stört beim Arbeiten nicht“.
Arbeit — sowohl im Beruf als auch im Ehrenamt — spielte im Leben von Kurt Schumacher schon immer eine große Rolle. Bereits als 14-​jähriger Bub begann der heute 68-​Jährige seine Lehre in einer Kleinmöbelfabrik in Gmünd, wo der nicht besonders groß gewachsene Junge am Anfang Mühe hatte, mit den schweren Handhobeln umzugehen. „Otto Stecker aus Ruppertshofen, der damals wenige Wochen vor der Gesellenprüfung stand, musste mir die erste Zeit helfen“. Kurt Schumacher ist auch seinem Lehrmeister Roth dankbar für die gute Ausbildung. „Obwohl ich im Industriebetrieb ja offiziell nicht die Handwerks-​, sondern die Facharbeiterausbildung machte, wurde mir alles beigebracht, was die Lehrlinge in den Handwerksbetrieben auch lernten“, erzählt Schumacher. Bis heute ist Kurt Schumachers Sachverstand als Mitglied des Prüfungsausschusses für die Holzmechaniker-​Azubis gefragt.
Bei der Bundeswehr werkelte der Täferroter in der Fahrzeug-​Instandsetzung und durfte dabei den Lkw-​Führerschein machen. „Mir wurde damals angeboten, beim Bund zu bleiben und Fahrlehrer zu werden“, bedauert Schumacher, dass er diese Chance seinerzeit nicht genutzt hat. Stattdessen kehrte er nach 18 Monaten Wehrdienst zurück nach Täferrot und begann als Lkw-​Fahrer bei Waiko in Durlangen. Vier Jahre später wechselte er allerdings in die Abteilung für Konstruktion und Entwicklung, machte den Omnibus-​Führerschein und wurde immer wieder im Waiko-​Werksverkehr als Busfahrer eingesetzt. Bis heute hat er die Lizenz alle fünf Jahre verlängert. „Dieses Frühjahr war ich wieder mal bei der Untersuchung — und der Prüfer hat mich aufgrund der guten Werte bestärkt, in fünf Jahren erneut die Verlängerung zu beantragen.“
Die örtlichen Vereine sind froh darüber, denn sie lassen sich weiterhin gern von Kurt Schumacher bei ihren Ausflügen chauffieren. Gemeinsinn hat er ja schon immer bewiesen: Als Betriebsrat wurde er Mitglied im Verwaltungsausschuss des Arbeitsamts und im AOK-​Vorstand. Auch als Busfahrer sowie 20 Jahre lang als Gemeinderat, elf Jahre als Liederkranz-​Vorsitzender und sechs Jahre als Kirchengemeinderat opferte er seine Freizeit. Und immer noch ist er der Täferroter „Kirchenschreiner“, der sich im Gotteshaus um nötige Reparaturen oder die Herstellung von gleichermaßen nützlichen wie dekorativen Gegenständen kümmert.
Zum Drechseln kam der Holzfachmann relativ spät. Aufgrund von Beruf und Ehrenamt sei er viel unterwegs gewesen und hatte wenig Zeit für die beiden Töchter. Dies wollte er bei den Enkeln wieder ins Lot bringen und nahm sich vor, dem ersten Enkel selbst eine Wiege zu bauen. Dies hat Kurt Schumacher vor 20 Jahren dann auch tatsächlich gemacht — wobei sein Arbeitskollege Franz Laslo aus Durlangen die Drechselarbeiten erledigte. „Allerdings wollte ich dies auch selbst können“, erzählt er im Rückblick, so dass bald danach er einen Drechsel-​Kurs beim „Freundeskreis der Gewerblichen Schule Aalen e.V.“ besuchte. Natürlich war ihm der Werkstoff Holz vertraut und schon bald entstanden in der Täferroter Hobby-​Werkstatt anspruchsvolle Werkstücke wie Spinnräder, Kerzenleuchter oder ein runder Laufstall mit gedrechselten Stäben für einen weiteren Enkel.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

1736 Aufrufe
627 Wörter
4874 Tage 8 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 4874 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2010/12/29/kurt-schumacher-verdankt-es-dem-drk-und-der-tuebinger-hand-chirurgie-dass-er-sein-hobby-weiterhin-ausueben-kann/