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Benefizkonzert des Lions-​Club mit den ARD-​Preisträgern Anita Watson und Falko Hönisch im Gmünder Stadtgarten

Das siebte Benefizkonzert des Lions-​Clubs Schwäbisch Gmünd — Aalen — Ellwangen setzte konsequent die seit Jahren verfolgte Intention fort, durch Benefizkonzerte Projekte für Kinder und Jugendliche im Ostalbkreis zu fördern.

Mittwoch, 21. April 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 26 Sekunden Lesedauer

KONZERT (-ry). Präsident Hans-​Peter Schwarz konnte viele Besucher im Stadtgarten begrüßen. Landrat Klaus Pavel umriss als Schirmherr Notwendigkeit und Segen dieser Aktionen. Die im Kreis Verantwortlichen können die Quadratur des Kreises nicht lösen, aber die Notlage lindern. So ist dem Lions-​Club wieder einmal dafür zu danken, dass er den guten Zweck u. a. durch wunderbare Konzerte fördert.
Mit der australischen Sopranistin Anita Watson und dem deutschen Bariton Falko Hönisch bekamen zwei Preisträger des ARD-​Wettbewerbs 2009 ein Podium für vokale Kunst der Genres Lied und Oper. Zuerst muss der Hauptakteur gewürdigt werden: Felix Romankiewicz erwies sich als höchst sensibler Begleiter. Allein seinetwegen wäre der Abend ein überwältigendes Ereignis gewesen. Die Ruhe, die von seinem wunderbaren Spiel ausging, kein einziges Übergehen entsprechend notwendiger Spannung, der „singende“ Anschlag — perlend, zupackend, motivdominant und von feiner Noblesse — bestätigte die kompositorisch gleichrangige Gewichtigkeit, aber auch den geistigen Horizont eines Künstlers, der so den Vokalsolisten erst das nötige Fundament bereitete. Mühelos kamen die rasanten Terzparallelen — nur ein Beleg virtuoser Kompetenz. Anita Watson begann mit vier Liedern op. 27 von Richard Strauss, allesamt von verklärter Reife. Man war sofort gefangen von der zarten Lyrik, deren Spannung sich bis zur exponierten Dramatik entwickelte. Es war ein Wagnis, so dezent zu beginnen, gleichsam ohne Netz und doppelten Boden, bei vollem Risiko. Umso berückender gelang jede Nuance. Jenseits der unnützen Fehlklischees von „Registern“ erlebte man eine wunderbare Einheit aller Ausdrucksmittel. Und ein Legato — als das Markenzeichen linearer Kantilene!
Von Fanny Hensel, der Schwester Felix Mendelssohn Bartholdys, erklangen drei Duette auf Texte von Heinrich Heine. Interessant im Vergleich zu Kompositionen anderer Tonsetzer sind alle Lieder schlicht, dialogisch sublim komponiert. Mit Falko Hönisch, der sich zu nobel zurückhielt, erlebte man Kleinodien en miniature. Es folgten drei Balladen mit dem Bariton. Hier zog der sensible Lyriker alle dramatischen Register. Sein Kommentar („noch eine Horrorgeschichte“) traf bei allen Liedern zu: zuerst Schuberts „Der Zwerg“. Schumanns Ballade „Belsatzar“ zeichnet die Arroganz jenes babylonischen Königs nach Daniel 5. Wer assoziiert nicht Rembrandts Menetekel-​Darstellung? Hier wie bei Schuberts „Erlkönig“ läuft es einem eiskalt den Rücken hinunter. Hönisch nimmt Fischer-​Dieskau auf und lotet minutiös die Kontraste aus.
Anita Watson und Falko Hönisch bestechen mit ihrer Stimmtechnik. Die Resonanzen tragen derart im Raum, dass der Flügel bei offenem Deckel gespielt werden kann. Hönisch huldigt nicht durchgehend dem Legato — allmählich typisch für deutsches Ausbildungsdefizit. Genau dies aber ist der hörbare i-​Punkt ästhetischer Ressource. Nach der Pause folgen Opernbeiträge von Mozart in der Originalsprache. Die sängerischen Qualitäten werden wirksam ergänzt durch szenisches Agieren. Jetzt entpuppen sich beide Künstler als prächtige Schauspieler: charmant, beseelt, komödiantisch — das Ganze im Fragment. Schlösse man die Augen, wähnte man sich im Opernhaus. „Cosi“, „Figaro“ und „Zauberflöte“ liefern so wundervolle Teile für Sopran, Bariton und im Duett. Der Pianist spielt den Klavierauszug ebenfalls hinreißend, dass man wirklich von einem Gesamtkunstwerk sprechen darf, auch wenn z. B. die drei Knaben bei der Erlösung des schmachtenden Papageno fehlen. Dank traumwandlerischer Sicherheit erlebte man zauberhafte Höhepunkte.
Die Zugabe konnte man als Motto verstehen: die Bündelung zärtlicher Liebe: „Reich mir die Hand, mein Leben“ („Là ci darem la mano“) aus „Don Giovanni!“ Falko Hönisch zog eine jener herrlichen Rosen aus der Vase, die doch anschließend ebenfalls für den guten Zweck verkauft werden sollten, um sie Anita Watson zu überreichen. Der Erfolg konnte nicht ausbleiben, selbst die Garderobenfrau wurde von einem Besucher mit solchem Prachtexemplar beschenkt.

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