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Beim Landesjazzfestival spielten am Donnerstag sechs lokale Bands im Cafe Margrit und im Cafe Bassano

Es swingt, klingt, jazzt in Gmünd in dieser Woche so intensiv wie nur selten. Das Landesjazzfestival hatte am Donnerstagabend einen furiosen Auftakt. Gleich sechs Bands aus der Region boten ein abwechslungsreiches Programm — ganz kostenlos. Die Gmünder Musiker haben es bewiesen: Jazz we can! Von Hannah Klötzer

Sonntag, 25. April 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

JAZZ. Füße wippen, aufmerksame Blicke verfolgen die musikalischen Interaktionen der Bandmitglieder, begeistertes Klatschen ehrt den Solisten: So sieht es aus, wenn ein Konzert dem Publikum wirklich Spaß macht. Die örtliche Jazz-​Mission hat ein äußerst vielversprechendes Programm auf die Beine gestellt: Mit dem großen Aufgebot an hervorragenden Musikern, die in Gmünd am Donnerstag ohne Bezahlung für ein großes Publikum spielten, wurden diese Versprechungen bereits mehr als nur eingehalten.
Ab 20.30 Uhr erklangen im Café Margrit die ersten Töne eines langen musikalischen Abends. Die Formation „Quod libet“ mit dem Gitarristen Wolfgang Schultes, dem Pianisten Markus Götte und der Bassistin Alexandra Funk musste zwar auf ihren Schlagzeuger Klaus Mann verzichten, doch es ging auch ohne. Die Gruppierung spielte beschwingte Eigenkompositionen ebenso souverän wie Stücke bekannter Musiker wie Pat Metheny und bewies ein bemerkenswertes melodisches Feingefühl. Das Café Margrit füllte sich währenddessen schnell und bald waren selbst Stehplätze sehr begehrt.
Im Halbstundentakt mussten sich die Zuhörer dann entscheiden: Der einen Band weiter zuhören oder doch das Café wechseln und einer neuen Band lauschen? Sicher nicht immer eine leichte Entscheidung angesichts der hohen Qualität aller Konzerte. Versetzt begannen die Bands im Café Margrit und Bassano mit ihren musikalischen Darbietungen. Um 21 Uhr stand das „Trio Fraktal“ im sehr gut besuchten Bassano auf der Bühne und präsentierte sich ausgesprochen virtuos. Drei Berufsmusiker aus dem Gmünder Raum, darunter der bekannte Gitarrist und erste Vorsitzende der Jazz-​Mission Thilo Schimmele, spielten scheinbar mühelos hochkomplexe Themen und solierten über den rhythmisch-​melodischen Teppich, den die jeweils anderen Musiker bereiteten. Schnelle Läufe, wilde Saxofon-​Soli von Johannes Groß und rhythmische Raffinessen von Alois Geiger verliehen der Musik des Trios eine besondere Tiefe und Energie.
Als zweite Band im Café Margrit präsentierte sich „Groove Connection“ unter der Leitung des Trompeters Frank Balint mit Jürgen Fälchle an den Tasten, Christoph Müller am Kontrabass und Hartmut Ott am Schlagzeug. Die seit zehn Jahren bestehende Formation machte ihrem Namen alle Ehre und swingte und groovte mit Stil und musikalischem Feingefühl. Auch wenn Stücke namens „Delirio“ auf dem Programm standen, die Musik sprach für sich: Die vier Musiker verstanden es, fesselnd, eingängig, manchmal hypnotisch, bei jeder Passage jedoch stets energiegeladen zu spielen. Nach drei Konzerten hörte man auch von Oberbürgermeister Richard Arnold nur noch einen Kommentar: „Des find i echt gut!“
Im Bassano ging es um 22 Uhr weiter im Programm mit einer Formation aus dem Posaunisten Uli Röser, dem Gitarristen Matthias Flum, dem Kontrabassisten Volker Held und dem Schlagzeuger Alois Geiger. „Guitar-​Jazz meets Trombone“, lautete das Motto. Gespielt wurden unter anderem Eigenkompositionen der ehemaligen Band „In Between“, in der Flum und Röser lange gemeinsam gespielt hatten. Bei dieser Musik trafen sanfte Unisono-​Stellen auf energische schnelle Läufe, die ganz unterschiedlichen Klangfarben von Posaune und Gitarre ergaben im kreativen Zusammenspiel einen eigenwilligen Sound.
Der musikalische Abend kam im Café Margrit schließlich mit einer Darbietung einer fast schon legendären Gmünder Band zum Abschluss — wobei legendär keineswegs „abgeklärt“ meint. Die seit 15 Jahren bestehende Formation „Chum Chum Rubbins“ war nicht nur die älteste, sondern mit sieben Musikern auch die größte Formation des Heimspiels. Mit einer ganzen Bläserabteilung, bestehend aus den Saxofonisten Stefan Fetzer und Johannes Groß sowie dem Posaunisten Wolfgang Gretschel, kam zeitweise ein richtiges Bigband-​Flair auf. Mit Andreas Weiß am Piano, Winnie Albano an der Gitarre, Markus Hoffmann am Bass und Gunther Köppe am Schlagzeug spielte die Band ein sehr grooviges Repertoire mit Funk-​Einflüssen.
Zusammenspiel und
persönliche Signatur
Zum letzten Konzert im Bassano füllte sich der Raum noch einmal massiv. Trotz der späten Stunde wollte es niemand verpassen, wenn sich der bekannte Saxofonist Uwe Werner, der Pianist Mick Baumeister, der Bassist Volker Held und der Schlagzeuger Aron Werner, allesamt in der Jazz-​Szene keine Unbekannten, die Ehre gaben. Alle Stücke stammten von der erfolgreichen Duo-​CD „Oh Brother“ von Uwe Werner und Mick Baumeister, wurden in diesem Rahmen jedoch in Quartett-​Besetzung aufgeführt. Mit dem Stück „Drei Schritte zum Abgrund“ ging es steil bergauf: Das erste Saxofon-​Solo, ein musikalisches Feuerwerk. Die Musiker präsentierten sich als Individualisten, die es verstanden, miteinander zu spielen, aufeinander einzugehen, Ideen aufzunehmen und weiterzuentwickeln und im vorgegebenen Rahmen der komponierten Stücke die Freiheit zu finden, eine ganz persönliche Signatur zu hinterlassen.
Das Heimspiel der Gmünder Musiker wurde von den Zuhörern begeistert aufgenommen und von den Musikern selbst mit großer Spielfreude gestaltet. Ein Heimspiel, bei dem, anders als im Fußball, am Ende des Abends jeder als Gewinner nach Hause gehen konnte: Die Musiker, die Zuhörerschaft, die Jazz-​Mission und nicht zuletzt die Stadt Schwäbisch Gmünd. Ein Heimspiel, das viel versprochen und noch mehr gehalten hat.

Heute Abend spielen Carla Bley mit Band sowie Nils Wogram mit dem „Nostalgia Trio“ im Prediger, Einlass ist ab 18.30 Uhr. Am Sonntag, 25. April, findet um 11 Uhr ein Jazzbrunch mit der Schwörhaus-​Bigband im Prediger statt.

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