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Heubach und Edirne — zwölf Tage, die viel zum gegenseitigen Verständnis beitrugen

Einen Großteil der Pfingstferien verbrachten 30 Schüler des Rosenstein-​Gymnasiums damit, das Fundament für eine weitere Schulpartnerschaft des Heubacher Gymnasiums zu legen: Im türkischen Edirne wurden die Heubacher mit überwältigender Gastfreundschaft empfangen.

Sonntag, 20. Juni 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 18 Sekunden Lesedauer

HEUBACH (rog). Auf Anregung und durch großzügige Unterstützung der Robert-​Bosch-​Stiftung haben die beiden Gymnasien seit Februar an der Ausgestaltung der Projektpartnerschaft gearbeitet. Ähnlich wie bei den Projektpartnerschaften mit den Gymnasien im tschechischen Brünn und im slowenischen Ptuj recherchieren die Heubacher und türkischen Schüler jeweils im eigenen Land und beim Gegenbesuch im Gastland. Die Heubacher hatten bereits ihre zwölfseitige Projektzeitung im Reise-​Gepäck, in der sie sich in vielen Artikeln, Reportagen, Berichten und Quizfragen mit Edirne, der türkischen Kultur, der Situation der Türken in Deutschland, mit dem Lieblingsinstrument der Türken, der Saz, oder der Konzeption des Islamunterrichts in Baden-​Württemberg auseinandersetzen.; diese Zeitung ist kostenlos im Sekretariat des Rosenstein-​Gymnasiums erhältlich.
Kaum waren die Heubacher Gymnasiasten im Schulhof des Anadolu Ögretmen Lisesi im Zentrum von Edirne eingetroffen, erklangen Zurna und Davul (Flöte und Trommel) und die Volkstanzgruppe der Schule eröffnete das Begrüßungsfest. Der Schulleiter Safak Sadi Akin hieß auf türkisch und deutsch die Gäste willkommen, bevor er alle Schüler und die deutschen Begleitlehrer Dr. Helmut Rössler und Bernhard Degen aufforderte, sich in die Tanzformationen einzureihen. Schneller konnten etwaige Berührungsängste nicht abgebaut werden. Viele der folgenden sieben Tage waren den Recherchen gewidmet. So konnte man bei der gerade eröffneten Wanderausstellung in der neu restaurierten Ekmekcioglu Karawanserei die große Produktpalette türkischer Handwerkskunst bewundern und gleichzeitig bei der Herstellung von Glaskunstwerken und Goldintarsienarbeiten zuschauen. Die Vielfalt und die Dichte des Speiseangebots überraschten allgemein und jeder Schüler wurde von seinem Gastgeber dazu eingeladen, die Edirner Spezialitiät, die tava ciger, die gebratene Kalbsleber, zu probieren. Den vielen Bazaren und hier insbesondere dem Goldschmuck wandten sich zwei Gruppen von Schülern zu, so dass nach der Rückkehr nun die Konzeption der zweiten Projektzeitung in Angriff genommen werden kann: Gemeinsam mit ihren Gastgebern befragten die Deutschen einige Passanten nach ihrem Deutschlandbild und wollten wissen, wie sie zu einem EU-​Beitritt der Türkei stünden.
Von Edirne aus, das knapp hundert Jahre lang Hauptstadt des Osmanischen Reiches war, machten Deutsche und Türken gemeinsam einen Ausflug ins 200 km entfernte Istanbul. Die Menge an Passanten auf der Flaniermeile ließ erahnen, was es bedeutet, wenn eine Metropole 15 Millionen Einwohner hat.
„Was ist deutsch?“ — eine Revue
der nationalen Stereotypen
Zum Projekt dieses deutsch-​türkischen Schüleraustausches gehörte auch die gemeinsame Theateraufführung. Vor dreihundert Schülern und Lehrern des Edirner Gymnasiums führten die Heubacher ein deutsch-​türkisches Theaterstück auf, das sich unter der Fragestellung „Was ist deutsch?“ mit nationalen Stereotypen auseinandersetzte und mit eingestreuten Aufführungen von Wiegenliedern, Grimms Märchen, Sketchen, Karnevalstänzen und Schlagern Einblicke in die deutsche Alltags-​Kultur eröffnete. Nicht nur die szenischen Fassungen von Rotkäppchen und Rumpelstilzchen kamen beim Publikum gut an und wurden von Edirne TV am Abend im Fernsehen gezeigt, auch die türkischsprachigen Sketche der Heubacher Türkisch AG fanden große Aufmerksamkeit. Umrahmt wurde die Aufführung von türkischen Musikbeiträgen und deutschsprachigen Sketchen, welche die türkischen Projektschüler in ihrem Deutschunterricht vorbereitet hatten. Alle Schüler des AÖL lernen verpflichtend als zweite Fremdsprache Deutsch.
Bereits Ende Juni erfolgt der einwöchige Gegenbesuch der Edirner Gruppe. Ob die türkischen Jugendlichen nach ihrem Besuch ebenso viele Vorurteile über Bord werfen werden wie die Heubacher Gymnasiasten nach ihrem intensiven Eintauchen ins türkische Alltags– und Familienleben, darauf darf man gespannt sein.

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