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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Kaum begonnen, ist auch der letzte Heide-​Abschnitt fast schon wieder ausverkauft /​Gmünd hofft auf Miteinander

Die Gemeindeverwaltung Mutlangen rechnet damit, dass der Wohnpark Mutlanger Heide zu Beginn des neuen Jahres und damit gut zehn Jahre nach Beginn der Umwandlung des ehemaligen Raketendepots vollständig an Häuslebauer vermarktet sein wird. Die Gmünder Seite hofft währenddessen auf ein Miteinander, was die Zukunft der Südseite des Areals anbelangt.

Freitag, 23. Juli 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND/​MUTLANGEN (hs). Es hat fast schon Symbolik: 20 Jahre nach Abzug der US-​Armee von dieser seinerzeit weltbekannten Atomraketenbasis (siehe Info) wurden am einstigen inneren Sicherheitsbereich neue Warntafeln aufgestellt: Die Stadt Gmünd warnt an ihrer Grenze zum Mutlanger Teil der Heide die Nachbarn vor Grenzverletzungen in Gestalt von Ablagerung von Kompost. In der Tat hat sich der noch erhaltene Teil der Start– und Landepiste, welche die Markungsgrenze darstellt, in eine Art Erd– und Gründeponie verwandelt, so dass auch dieses Denkmal aus dem Kalten Krieg von den Mutlanger Häuslebauern und der Natur vollends entmilitarisiert wird. Spaß beiseite, denn hinter den Kulissen geht es bierernst zu. Fast schon dramatisch blickt die Gmünder Kommunalpolitik auf die Mutlanger Höh’. Denn die Abwanderungstendenz von jungen Familien dorthin scheint immer noch nicht gestoppt, obwohl sich OB Arnold seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr dafür verkämpft, die strengen Bauvorschriften im unmittelbar benachbarten und damit konkurrierenden Baugebiet „Wetzgau West“ zu lockern.
Gmünder Musterbaugebiet droht, Ladenhüter zu werden
Erst an diesem Mittwoch wieder wurde er von Bedenkenträgern aus dem Gmünder Gemeinderat davor gewarnt, die Zügel in „Wetzgau West“ allzu flexibel zu lockern, weil sich der Gmünder Rat unter Baubürgermeister Hans Frieser und der Planungsregie eines Architekten aus dem fernen München vor nunmehr fünf Jahren bewusst entschlossen habe, ein „homogenes und unter ökologischen Gesichtspunkten besonders hochwertiges Baugebiet“ zu schaffen. Etwa eine halbe Stunde lang gestritten wurde über das freiheitliche Ansinnen des örtlichen Bezirksbeirats, ob der Häuslebauer eine vorgeschriebene Laubbaumpflanzung vor oder hinter seinem Gebäude vornehmen darf. Im betroffenen Wetzgau wird währenddessen längst gewitzelt, dass unter „homogen“ wohl eine Art „Kasernensiedlung mit durchgehend befohlenen blendend weißen Häusern“ zu verstehen sei. Und die „ökologische Hochwertigkeit“ bestehe bislang aus einer Tümpellandschaft, die sich seit Jahren in den brachliegenden Bauplatzgruben breitmacht.
Was macht eigentlich Mutlangen besser, dass dermaßen viele Gmünder übersiedeln? Dieser Frage mal nachzugehen muss nicht mehr als Schleichwerbung gewertet werden, weil im Mutlanger Rathaus ja eh schon auf den baldigen Ausverkauf im Wohnpark Mutlanger Heide verwiesen wird. „Wir müssen ja auch keine Werbung machen, die macht schon die Stadt Schwäbisch Gmünd für uns im Stuttgarter Raum“, schmunzelt Hauptamtsleiter Hans Nagel. Auch ist die Nachfrage nach Mutlanger Erfolgsrezepten nicht neu, denn Kommunalvertreter klopfen damit immer wieder bei Hans Nagel an die Rathaustüre. Seiner Erfahrung nach sei der Bauplatzpreis (175 Euro pro Quadratmeter auf der Mutlanger Heide) gar nicht mal so ausschlaggebend für die Standort-​Entscheidung der Häuslebauer (zumal Gmünd diesen Preis mit massiven Nachlässen teils schon unterbieten kann). Hans Nagel beschreibt vielmehr, wie erfreut die Bauplatzinteressenten seien, weil sie im Mutlanger Rathaus in seiner Personen einen Dreh– und Angelpunkt und Ansprechpartner für die gesamte Suche, Orientierung und Abwicklung dieser Lebensentscheidung vorfinden. Er könne auch versichern, dass im Mutlanger Preis im Gegensatz zu Mitbewerbern sämtliche Erschließung– und Vermessungskosten von Anfang bis zum Ende des endgültigen Grenzsteinsetzens enthalten seien. Der kommunale Service gehe sogar den ungewöhnlichen Schritt, dass Mutlangen sogar die Bankbürgschaft übernehme, um den Schritt der Häuslebauer zum Notar zu erleichtern und bis zur endgültigen Finanzierungszusage abzusichern. Zudem seien die anderswo komplizierten Baugebietssatzungen den Bauinteressenten in Mutlangen in wenigen Sätzen erklärt: Hinweis auf das Einhalten des Baufensters und auf die maximale Höhe von 7,60 Metern. Ansonsten sei alles erlaubt: Satteldach, Pultdach, Walmdach, bauen wie man will. Hans Nagel sieht die kunterbunte Architektur auf der Heide überhaupt nicht als Nachteil, sondern als reizvolle Vielfalt. Schön sei auch das soziale Miteinander. Unter den vielen Familien werde eine freundliche Siedlermentalität gepflegt, bis zur spontanen Beratung, wenn man – was häufig vorkomme – einen Bauplatzinteressenten mit dem Heide-​Plan durch die Straßen irren sieht. Der vierte und letzte Bauabschnitt sei freigegeben. Von den dortigen 60 Plätzen seien nur noch neun zu haben. Auch in den drei anderen Abschnitten der Mutlanger Heide gebe es nur noch wenige Lücken.
Innerhalb von etwa zehn Jahren 330 Bauplätze verkauft
Nagel schätzt, dass im Frühjahr alle 330 Bauplätze des Wohnparks vermarktet sein werden – etwa zehn Jahre nach Verkaufsstart. Wie geht’s weiter mit der Mutlanger Siedlungspolitik? Verlockend liegt ja das Brachgelände des Gmünder Teils der Heide vor dem Mutlanger Wohnpark. Hans Nagel winkt ab. Er sieht Entwicklungspotenzial („Aber in dieser Größenordnung nicht mehr“) im nördlichen Bereich der Gemeinde. Im Süden werde man den Alt– und Neusiedlern gewiss keine zusätzliche Verkehrsbelastung zumuten.
Der Gmünder Rathaus-​Pressesprecher Markus Herrmann bemüht sich um eine pragmatische Sichtweise: Der Südteil der Mutlanger Heide wäre bestimmt ein schönes Baugebiet, doch mit einem sehr, sehr aufwendigen Erschließungsaufwand von Gmünder Seite. Diese Herausforderung werde die Stadt nur interkommunal und mit einem guten Miteinander mit Mutlangen lösen können.
Das Verhältnis scheint jedoch nach dem jüngsten Streit mit der Stadt Gmünd über das Einkaufszentrum bei Mutlangen eher wieder frostiger geworden zu sein.
Dem widerspricht Herrmann: Der Schein trüge, die kommunale Nachbarschaft werde vom neuen Gmünder OB viel besser gepflegt als dies in der Vergangenheit je der Fall gewesen sei.

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