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Nachrichten Kultur

In der Reihe „Leben ist Poesie“ erlebten die Zuhörer im Kloster Lorch eine beeindruckende Vorstellung

In der Reihe „Leben ist Poesie“ bereitete der Veranstalter der „Kultur Jahreszeiten“ MuT dem Publikum im Refektorium des Klosters Lorch einen eindrucksvollen Abend.

Mittwoch, 29. September 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 26 Sekunden Lesedauer

KLEINKUNST (jur). Mit kabarettistisch-​lyrischer Leichtigkeit und hintersinnigem Witz unterhielten die Kabarettisten und Musiker Reiner und Dietmar Panitz als die „Mehlprimeln“ die begeisterten Zuschauer. Mit Schalk und Hintersinn nahmen sie die Senioren beim humorvollen Älterwerden unter die Lupe. Die Jungen werden immer älter und die Alten immer jünger, schelmisch schilderten sie Verhalten, Kleidung, Sport und Jugendwahn in Sprüchen und Liedern.
Gereimt und ungereimt stellten sie groteske Neuentwicklungen und Seniorenmodelle für Best– und Silveragers vor. Wie wär’s für Altrocker, Rentner in Leder, mit einem Blutdruckmesser und Auffangschutz fürs fliegende Gebiss am Motorrad? Auch Politiker wurden satirisch beleuchtet. Jetzt haben die Politiker ihre neue Leidenschaft als Bankenretter entdeckt. Je mehr man in den Patienten hineinpumpt, je kränker wird er. Skurrile Alltagsschilderungen und Pannen im Nahverkehr schilderten, wie man so auf der Strecke bleibt. Auch den digitalen Tod, Ikea-​Produkte und Klimakatastrophen in der Ehe waren ein Thema. Die Lieder der „Mehlprimeln“ spiegelten ihren Witz und ihre Musikalität. Wie z.B. „Ich bin so kommunikativ“ in dem aus deutschen Abkürzungen ein witziger Text gesungen wurde. Eine neue Idee, der Aktentaschenverleih für alle Fälle hat so seine Vorteile: beim Modell Sarkozy hat man durch einen Henkel beide Hände zum Betatschen von Frauen frei.
Die Musikstücke zwischen ihren satirischen Plaudereien waren besonders schön. Wohlklingende Melodien auf irischer Harfe, Gitarre und Hackbrett zeigten das musikalische Können der „Mehlprimeln“. Echte Volksmusik, traditionell und als Rock parodiert, waren ebenso ein Genuss wie das Lied von Georg Kreisler „Mein Weib will mich verlassen, hoffentlich.“ In ihrem Wohnort Crailsheim kann man die „Mehlprimeln“ öfters bewundern. Der Journalist Holger Gayer von der Stuttgarter Zeitung führte gekonnt durchs Programm. Er stellte den Fotografen und Buchautor Meinrad Heck vor und sprach mit ihm über die Arbeit an seinem Foto und Textbuch über Südafrika „Wir weinen nicht, wir singen“.
Mit seinem Freund Peter Maurer ist er in Südafrika auf Entdeckungsreise von Mensch zu Mensch gegangen. In die Townships bekamen sie Zugang durch einen Freund und stellten fest, dass das Schlüsselwort für solche Begegnungen der Respekt ist. Sie schufen ein Buch ohne Löwen und Touristenattraktionen, ein Buch über Menschen, die sonst nicht in der Öffentlichkeit stehen und schildern in Geschichten und Fotos deren Lebensformen, Träume und Philosophien. Sie zeigen in Text und Bild Trauer und Denker, Künstler und Überlebenskünstler, Optimisten und verzweifelte in ihrer Welt in der sie leben.
Die Apartheid ist zwar abgeschafft, aber sie geht noch durch den Geldbeutel. Die beeindruckenden Fotos konnten während der Pause bei einem kleinen Imbiss im Ausstellungsraum besichtigt werden. Nach der Pause las Meinrad Heck Geschichten aus dem Buch vor, spielte ein Stück am Klavier und stellte die „Sawubona-​Band vor. „Sawubona“ ist Zulu und steht für „Hallo“. Sie wurde von ihrem musikalischen Leiter Werner Acker, Dozent für Jazzgitarre an der Musikhochschule Stuttgart, gegründet.
Ihre „Songs of good hope“ sind das Ergebnis. Dafür komponierten Musiker aus der ganzen Welt Musik zu Lyrics über Südafrika. Die „Sawubona — Band“ nahm die Besucher mit auf eine Reise durch Südafrika. Werner Acker, Gitarre, Eckehard Rössle, Saxophon und Klarinette, Verena Nübel, Vocals und Annette Kienzle, Vocals, boten hochkarätige Titel auf Englisch mit afrikanischen Refrains mit Elementen aus Jazz, Blues und Gospelmusik, die Empfindungen, Schilderungen und Eindrücke Südafrikas wiederspiegelten. Meinrad Heck bereicherte die Songs mit Textübersetzungen und Geschichten aus einem Land, wo die Lieder aus der Seele kommen.
Denn Singen ist wie Beten. Sie singen nicht aus dem Buch, wie wir, sondern aus der Seele: sie weinen nicht, sie singen.

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