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Stuifenhalle in Waldstetten war beim Togo-​Winterfest brechend voll /​Tanzkreis spendet 2000 Euro

„Nächstes Jahr müssen wir wohl aus der Stuifenhalle eine Wand herausbrechen, um mehr Platz für die Gäste und eine größere Tanzfläche zu schaffen.“ Stefan Kaller, Trainer und Conferencier des Tanzkreises Wißgoldingen, brachte es auf den Punkt. Erneut war das Togo-​Winterfest ein Publikumsmagnet. Von Gerold Bauer

Montag, 10. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
4 Minuten Lesedauer

WALDSTETTEN. Kein Wunder angesichts des tollen Programms, durch das Kaller zusammen mit Dr. Reinhard Barth führte. Man kann es kaum glauben, dass die Erfolgsgeschichte des Togo-​Winterfests zunächst mit einem „Flop“ begann. Vor sieben Jahren wusste eben noch niemand, was er versäumt und entsprechend war die Besucherzahl enttäuschend. Doch die Veranstalter ließen sich gottlob nicht beirren, starteten einen neuen Versuch – und mit jedem Jahr kletterte die Zahl der Gäste nach oben. Inzwischen ist es schon sinnvoll, dass man sich einen Platz reservieren lässt, denn immer mehr Besucher kommen gleich als Gruppe.
Der Erfolg dieser Benefiz-​Veranstaltung fußt auf verschiedenen Faktoren und hat mehrere „Väter“. Obwohl der Eintritt frei und die Bewirtungspreise sehr günstig sind, wird ein abendfüllendes Unterhaltungsprogramm geboten, wie man es sonst nur bekommt, wenn man eine teure Eintrittskarte löst. Möglich ist dies, weil sich alle Mitwirkenden in den Dienst der „Hilfe für Togo e.V.“ stellen. Von den Aufbauhelfern übers Küchenteam bis zu den Akteuren auf der Bühne verzichten alle auf Honorar oder Gage, damit am Ende ein möglichst hoher Erlös für Hilfsprojekte in Afrika in der Kasse klingelt.
Den modernen Begriff „Infotainment“ verwendet in der Stuifenhalle beim Togo-​Fest keiner – und doch ist diese Veranstaltung eine gelungene Mischung aus Unterhaltung und Information. Auf kaum eine andere Weise wäre es sonst möglich, dass der Verein „Hilfe für Togo“ vor einem so zahlreichen Publikum über die aktuellen Projekte berichten und Werbung für weitere Spenden machen könnte. Doch so erkennt jeder, dass seine anstelle eines Eintritts geleistete Spende und der Erlös aus der Bewirtung ohne Umwege und ohne kostenträchtigen Verwaltungsapparat direkt bei den Menschen ankommt, denen es in Togo sogar am Nötigsten fehlt.
Das Nötigste, so machte Vorsitzender Anton Weber in seinem Bericht am Samstag deutlich, ist zunächst einmal Trinkwasser, von dem man nicht krank wird. Leider, dies wurde mit Bildern untermauert, seien immer noch für viele Menschen in Togo schmutzige Flüsse ihre einzige Quelle. Wo es möglich sei, werden deshalb vom Verein Tiefbrunnen gebohrt; wo nicht, sorgen Aufbereitungsanlagen für Trinkwasser-​Hygiene.
Ebenfalls lebensnotwendig sind Nahrungsmittel, und daher werden Flächen aufgeforstet und durch effektive Bewirtschaftung die Erträge der Äcker gesteigert. „Eigentlich müsste in Togo niemand Hunger leiden, wenn sie dort ihre Landwirtschaft richtig betreiben würden“, sagte Weber. Als Landwirtschaftsmeister und Vorsitzender des Ostalb-​Bauernverbands weiß er, wovon er redet. Zum Beispiel habe der Verein „Hilfe für Togo“ ein rund 13 Hektar großes Stück Land, das als unfruchtbar galt, in eine Anbaufläche verwandelt, auf der inzwischen alles mögliche bestens gedeiht. Dazu sei allerdings Know-​how sowie eine Ausstattung mit Traktoren und Landmaschinen erforderlich, die der Verein in Form eines „Lohnunternehmens“ den armen Bauern gegen geringe Gebühr zur Verfügung stellt.
Sehr viel Geld habe man in den Bau von Schulen sowie in die berufliche Bildung investiert. Für Frauen ohne jegliche Schulbildung gibt es eine Schneiderei– und Nähausbildung; Togolesen mit mittlerem Bildungsabschluss können technische und handwerkliche Ausbildungsgänge absolvieren, berichtete der Hilfsvereinsvorsitzende. „Das Ziel aller unserer Ausbildungsbemühungen ist es, dass die Absolventen am Ende den Weg in die Selbständigkeit finden und ihre Familien selbst ernähren können. Das jüngste Kind von „Hilfe für Togo“ sei ein Gesundheitsfonds, der die Kosten für ärztliche Behandlung und Medikamente für Bedürftige übernimmt. Denn bislang war es in vielen Fällen leider so, dass eine Mutter mit ihrem an Malaria erkrankten Kind nach der Diagnose nach Hause ging – im Bewusstsein, dass dieses Kind sterben wird, weil die Familie die 14 Euro für die lebensrettende Medizin nicht bezahlen kann. Solche Beispiele zeigten am Samstag wieder einmal, wie man mit Geldbeträgen in Afrika Leben retten kann, die man in Deutschland ohne großes Nachdenken für Kleinigkeiten ausgibt.
Das Show– und Unterhaltungsprogramm am Samstag setzte sich aus bewährten und neuen Punkten zusammen. Eine feste Bank ist ohne Zweifel die von Volker Pitzal aus Wißgoldingen geleitete Big Band „More Fun“. Mit ihren Trompeten-​, Saxophon– und Posaunenregistern sowie einer Rhythmusgruppe geben die Musiker den mehrheitlich tanzbegeisterten Veranstaltungsbesuchern sicher den Takt vor. Sänger Christian Hörner (der übrigens am Samstag Geburtstag hatte) und die drei Damen von der Gesangsgruppe Oxalys ergänzen mit ihrem Talent die Instrumentalmusik bestens. Dabei wird eine große Bandbreite an musikalischen Stilrichtungen abgedeckt und über den gängigen Foxtrott und Walzer hinaus die Möglichkeit geboten, in lockerer Atmosphäre auch Rumba, Cha Cha Cha, Samba, Jive, Tango und – neuerdings sogar Paso Doble zu tanzen.
Für die 160 Mitglieder des seit zehn Jahren bestehenden Wißgoldinger Tanzkreises ist dies natürlich eine willkommene Gelegenheit, ihre von Susanne und Stefan Kaller eingeübten Schrittfolgen auf der Tanzfläche zu zeigen – sowohl in den allgemeinen Tanzrunden als auch bei der Jahr für Jahr mit Spannung erwarteten Tanzkreis-​Showdarbietung.
Dieses Jahr lag der Fokus auf den Linientänzen. Die im März gegründete Abteilung „Stuifen-​Line-​Dancers“ zeigten volkstümliche und noble Choreographien aus verschiedenen Jahrhunderten und führten in passenden Kostümen vor Augen, wie man in den 20er-​Jahren den „Dixie“ tanzte.
Am Ende übergab die Tanzkreis-​Vorsitzende Irmgard Schmid wieder eine unter den Mitgliedern gesammelte Spende, die heuer dank einer Firmenspende stolze 2000 Euro betrug und für die Renovierung des undichten Dachs einer Geburtshilfe-​Station in Togo verwendet wird.
Ebenfalls dem Tanz verschrieben hat sich der Rock’n’Roll-Club Petticoat aus Straßdorf. Dieses Jahr zeigten die Kinder, die „Rocking Speedys“, dass sie neben den Grundschritten auch schon die akrobatischen Basisfiguren beherrschen. Trainiert wird die Gruppe von der ehemaligen Weltklasse-​Tänzerin Ingrid Barth.
Akrobatik pur bot eine Gruppe der TSG Hofherrnweiler dem begeisterten Publikum. Mit waghalsigen Schrauben und Salti – beschleunigt durch Sprünge von einem kleinen Turm auf eine Wippe – sorgten die Turnerinnen und Turner dafür, dass viele Gäste den Atem anhielten.
Der krönende Abschluss des Showprogramms war wie üblich eine Tanzdarbietung – und zwar eine, die ebenso atemberaubend war wie jene der Turner. Marion Lengl (ehemalige Partnerin des Waldstetters Marcus Mnerinsky) beeindruckte mit ihrem neuen Partner Felipe Garcia Lopez mit den fünf Tänzen aus dem Latein-​Turnierprogramm. Die Drehungen und Bewegungen der Arme und Beine waren rhythmisch präzise und dabei so schnell, dass die beiden nur mit viel Glück fotografiert werden konnten. Man sah es den beiden an, dass sie gerade im Begriff sind, die Liga der Amateure zu verlassen und Profi-​Tänzer zu werden. Lopez, Sohn des Latein-​Landestrainers von Rheinland-​Pfalz, hat bereits zwei Landesmeister-​Titel in seiner Vita.

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