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Die Orchestervereinigung Schorndorf führte in der Lorcher Kirche St. Konrad ein Winterkonzert auf

Die Schorndorfer Orchestervereinigung gastierte nicht zum ersten Mal im Ostalbkreis, hat(te) sie doch mit Joachim Wagner aus Schwäbisch Gmünd und jetzt mit dem Lorcher Musikschulleiter Benjamin Zierold zwei Dirigenten aus dieser Region.

Mittwoch, 26. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 46 Sekunden Lesedauer

KONZERT (-ry). Zierold ist der vierte Orchesterleiter (nach dem rührigen Gründer Walter Schmid) als Nachfolger von Gotthard Schulz, der speziell für dieses Ensemble immer wieder komponierte. Nun also gab es am Sonntagabend den zweiten Auftritt (nach Schorndorf am Samstag) in St. Konrad in Lorch. Das Publikum strömte und signalisierte so sein Interesse an dem Engagement der Laienkünstler.
Nach quantitativ und qualitativ großen Konzerten besannen sich der Klangkörper und sein Dirigent am vergangenen Wochenende auf das Kerngeschäft. Nachdem die Mitglieder Dilettanten im besten Sinne des Wortes sind: Liebhaber, also Laien, müssen die Grenzen erfolgreicher Konzertvorbereitung zwischen Unter– und Überforderung klug ausgelotet sein.
Da Zierold von der Pike auf sein Handwerk als Geiger gelernt hatte, fungierte er auch als einer der vier Solisten des Abends: in Antonio Vivaldis „Winter“ aus dem Zyklus „Die vier Jahreszeiten“ — eine gehörige Herausforderung bezüglich Präzision, Flexibilität und musikalischer Verve. Die musikprogrammatischen Assoziationen gelangen vorzüglich. Das Solo bestach durch Kraft, Virtuosität und Feingefühl in den Details. Schön war auch das zuvor auf Italienisch und Deutsch rezitierte Sonett „L’Inverno“/“Der Winter“ (wahrscheinlich aus der Feder des Komponisten stammend), das treffend in die Musik einführte.
Das zweite Werk war J. S. Bachs 4. Brandenburgisches Konzert. Man höre und staune: mit zwei Querflöten (Barbara Vietor-​Bühner und Rita König) statt der üblichen Blockflöten. Dabei hatte der füllig fließende Klang der modernen Querflöte seinen unverwechselbaren Reiz, wohl nur für Puristen unverträglich. Gisela Cajar, die langjährige Konzertmeisterin der SOV meisterte den heiklen Geigenpart mit Bravour, manchmal im mit ihr durchgehenden Temperament zum Treiben neigend. Streichorchester und Cembalo waren der zuverlässige Pol, boten verlässliches Fundament. Die angemessenen Tempi ließen die Details erkennen und angenehm mitvollziehen.
Nach der Pause erklang die Streichersinfonie Nr. 12 g-​Moll des erst 14-​jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy — ein unglaublich reifes Werk mit hohen Anforderungen. Den Streichern gelangen polyphone Differenz und zupackende Akkordreihungen sehr wohl — alles frisch und überzeugend. Nur die etwas schüchterne Gestik des Dirigenten wirkte bei aller schlagtechnischen Präzision wie ein optischer Gegensatz. Das Klangergebnis belegte klar die gründliche Probenarbeit.
Es wäre unsinnig, das Konzert unter den Kriterien von Profimusikern zu beurteilen. Die Frische des Spiels jedenfalls und die Lust des Amateurs boten eine respektable Authentizität. Die elementare Arbeit verdient hohe Anerkennung gegenüber anderen Orchestern, bei denen mit der Pracht der Farben manches Kritikwürdige zugedeckt wird. Man kann die Orchestervereinigung Schorndorf nur ermutigen, sich selbst treu zu bleiben und so die Hörer aufs Neue zu erfreuen.

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