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Ausstellungen im Gmünder Museum, in der Prediger-​Galerie und in der Ott-​Pauserschen Fabrik: Ein Ausblick auf das Jahr 2011

Zwei neue Ausstellungen im Museum, drei in der Prediger-​Galerie, eine in der Ott-​Pauserschen Fabrik — das Gmünder Museum hat ein verhältnismäßig kleines Programm. Folge des Prediger-​Umbaus, aber auch der städtischen Haushaltslage. Doch Qualität und Intensität machen das schmale Angebot wett. Nachstehend eine Vorschau.

Montag, 03. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

AUSSTELLUNG (rw/​pm). Noch bis Ende Januar sind die beiden laufenden Ausstellungen im Museum („Schichten, Spuren und Spiralen“) und in der Galerie (Kunstvereins-„Querschnitt“) zu sehen. Diese Jahresausstellung wird den Reigen in der Prediger-​Galerie auch wieder beschließen ( Querschnitt 2011, ab 2. Dezember)
Mit ihren erstmals aufeinander bezogenen Bildern und Skulpturen erschaffen Hasso von Henninges und Hans Karl Kandel in der Galerie im Prediger vom 18. März bis zum 13. Juni einen weiten Raum von poetischer Stille. Subtil korrespondieren die empfindsam gestalteten und formal reduzierten Oberflächen der Farbmalereien des Malers Hasso von Henninges mit der Geometrie der Boden-​Skulpturen aus weiß belassenem Gips des Bildhauers Hans Karl Kandel.
Hasso von Henninges, geb. 1943 in Berlin und heute in Nürnberg lebend, zählt zu den Vertretern der Konkreten Kunst und Farbfeldmalerei in Deutschland. „Der Betrachter seiner Bilder versinkt in Farbtiefen“, so Eugen Gomringer, der „Vater“ der Konkreten Poesie, zu den Arbeiten von Hasso von Henninges. Kegel, Scheibe und Ring sind Urformen, aus denen der fränkische Bildhauer Hans Karl Kandel (geb. 1946) seine Skulpturen entwickelt. Aber nicht nur die Formen von Kandels plastischen Arbeiten sind extrem reduziert, sondern auch deren Farbe und Material: Die „Nichtfarbe“ Weiß und der matt geschliffene, unlackierte Hartgips, fordern den Betrachter zum subtilen Wahrnehmen auf.
„Quadratisch — praktisch — Kunst“: die Sammlung Marli Hoppe-​Ritter ist zu Gast im Museum (8. April bis 9. Oktober). Beginnend mit Kasimir Malewitsch „Schwarzes Quadrat auf weißem Grund“ (1915) ist das Quadrat zu einem Paradigma der Moderne geworden. Unzählige Künstlerinnen und Künstler haben sich mit dem Quadrat in Form und Inhalt auseinandergesetzt: vom Konstruktivismus über die De Stijl-​Bewegung, die Zürcher Konkreten bis hin zur Minimal Art. Rund 750 Gemälde, Objekte, Skulpturen und graphische Arbeiten, die um das Thema Quadrat kreisen, verleihen der Kunstsammlung der Museumsgründerin Marli Hoppe-​Ritter weltweit ein einzigartiges Profil. Zurecht kann die Sammlung Marli Hoppe-​Ritter als eine „Huldigung an das Quadrat“ bezeichnet werden. Mit 50 Werken stellt die Ausstellung im Museum im Prediger bedeutende künstlerische Positionen der Sammlung vor — von der streng konstruktiv-​analytischen Gestaltung bis hin zur spielerischen Auflösung der quadratischen Form. Vertreten sind Künstler wie Vera Molnar, François Morellet, Marcello Morandini, Jesús Rafael Soto und Beat Zoderer.
„Schmuck erscheint mir häufig als ein ‚unanständiges Medium‘“ — das bekennt Norman Weber. Die Kreationen des 1964 in Schwäbisch Gmünd geborenen Schmuckgestalters beinhalten all jene verborgenen und offenbaren Qualitäten, die den zeitgenössischen Autorenschmuck so faszinierend machen: Brillanz und Glamour, Humor und Hintergründigkeit, Prunk und Schaustellung. Seine Schmuckstücke beweisen, dass wirklich guter Schmuck Drama, Vergnügen, Absurdität, Eleganz, Prunk und Pracht und Witz mühelos zum Einklang bringen kann. Webers Schmuck umfasst beides: das Modische, das Altertümliche des Schmucks, seine gesamte Historie und zugleich seine komplette Verwandlung, seine Persiflage, seine Übertreibung und seine Negation, stets jedoch dargeboten mit Wonne und Doppelbödigkeit.
Mit einem Augenzwinkern überzeugt der Goldschmied: Schmuck kann intelligent und gewitzt sein und einer anderen Form von Schönheit gehorchen. Norman Weber ist 2011 in Schwäbisch Gmünd jedoch nicht nur mit einer Ausstellung präsent, sondern auch als Stadtgoldschmied.
Mit der bundesweit erstmaligen Berufung eines Stadtgoldschmieds im Jahre 1989 hat Schwäbisch Gmünd als Gold– und Silberstadt und bedeutender Ort des künstlerischen Schmuckgestaltens einen wichtigen Akzent gesetzt. Betreut wird der Stadtgoldschmied von der Stiftung Gold– und Silberschmiedekunst („Now — Jewels by Norman Weber“, 8. Mai bis 28. August in der Ott-​Pauserschen Fabrik).
„Es ist nicht so, wie es aussieht“, behauptet Daniel Bräg (8. Juli bis 30. Oktober, Galerie im Prediger). Daniel Brägs Arbeiten befinden sich auf der Schnittstelle von Wissenschaft, Kunst und Natur. Er konfrontiert die Natur mit Kunst und den Kunstraum mit dem Naturraum. Seit 1992 betreibt Daniel Bräg intensive künstlerische Feldforschung im Bereich der „Pomologie“, der Lehre von den Obstsorten und dem Obstbau. Aus diesem Konzept ist eine umfangreiche Werkgruppe hervorgegangen.
Egal, ob ganze Apfelbäume in regelmäßige Stücke zerteilt und im Ausstellungsraum aufeinander gestapelt oder Früchte in verschiedenen Erhaltungszuständen in Kühlschränken präsentiert werden: Daniel Bräg macht in unterschiedlichen Schritten die Transformation eines Naturgegenstands in eine Kunstform nachvollziehbar. Mit dem Fallbeispiel Obst, ein vom Menschen über Generationen hinweg kultiviertes Naturprodukt, führt Daniel Bräg beispielhaft die kulturelle Aneignung von Natur durch den Menschen vor Augen und lenkt den Blick auf eine konservierte, letztlich aber vergängliche Natur. Die Arbeiten von Daniel Bräg (geb. 1964) offenbaren einen gleichermaßen ironischen wie kritischen Blick auf Produkte der Natur, die bei ihm immer den Verwandlungsprozess eines Kulturproduktes aufzeigen. Natur ist für ihn immer ein Ergebnis menschlicher Eingriffe — unberührte Natur gibt es nicht mehr.
Drei regionalen Malern des 19. und 20. Jahrhunderts ist die zweite Ausstellung im Museum gewidmet (vom 18. November bis 9. April): Hermann Pleuer, Peter Jakob Schober und Paul Mahringer, von denen das Museum eine Reihe von Werken im Bestand hat. Sie werden hier thematisch arrangiert und fügen sich in den Kontext, in dem die Sammlung Marli Hoppe-​Ritter steht: der Gegenstand auf dem Weg in die Abstraktion.

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