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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Gmünder Jubiläumshymne gestern erstmals öffentlich auf der Münsterorgel präsentiert

Auf dem Papier sieht es schwierig aus. Es-​Dur, drei „b“ als Vorzeichen. Wer allerdings weiß, dass das eine klassische Bläsertonart ist, erkennt, warum Stephan Beck sie für die Gmünder Jubiläumshymne gewählt hat, die gestern erstmals öffentlich auf der Münsterorgel präsentiert wurde

Samstag, 24. Dezember 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 46 Sekunden Lesedauer

Von Manfred Laduch
SCHWÄBISCH GMÜND. Eine Hymne soll erschallen, wenn Stauferkaiser Heinrich VI. in seiner Stadt Gamundia einzieht. Das ist eine der Massenszenen, wenn im kommenden Jahr die Staufersaga auf dem Johannisplatz aufgeführt wird. Aus deren Geist heraus hat sich das Autorenteam daran gemacht, das Stück zu texten und in Noten zu setzen.
Was sich Prof. Dr. Hubert Herkommer (Text) und Stephan Beck (Musik) dabei dachten, erläuterten sie gestern bei einem Pressegespräch im Rathaus. „Wer jubelte und lobte, lobte sich immer selbst mit. So funktioniert bereits seit der Antike die Rhetorik des Lobens“, beschrieb Mittelalter-​Experte Herkommer, wie die Menschen damals dachten, denn Heinrich VI., Sohn Barbarossas, Vater von Friedrich II., war 1193 tatsächlich in der ältesten Stauferstadt.
Außerdem verpflichtete man sich durch so einen Gesang zu dem, was man dem Kaiser zujubelte. So erklärt sich die erste Zeile „Preiset hoch die Stadt Gamundia, Schwabens Nabel, Herz der Welt.“ Die drei Strophen, so Herkommer, loben die (Gold– und Silberschmiede-​) Kunst, das bürgerliche Engagement und die Aufgeschlossenheit anderen Kulturen gegenüber.
Gerade diese Strophe sei den Verantwortlichen besonders wichtig, sagte der Professor. Deshalb habe zwar die Sprache eine gewisse Altertümlichkeit, beschreibe aber hochaktuelle Inhalte.
Live vorgestellt wird die Hymne nach der gestrigen Uraufführung erstmals beim Neujahrsempfang im Stadtgarten am 8. Januar. Er habe sich lange überlegt, wie er musikalisch auf das historische Werk reagieren könne, ohne in der Tonalität an den heutigen Menschen vorbei zu gehen, beschrieb Stephan Beck den Kompositionsprozess.
Deshalb wolle die Melodie keine Nachahmung mittelalterlicher Musik sein. Vielmehr ist sie stilistisch gezielt in einer Tradition des 18./19. Jahrhunderts angesiedelt und schlägt so bewusst eine Brücke zur großen Mehrzahl heute üblicher Nationalhymnen.
Die Gmünder ein Stück weit
dort abholen, wo sie ihre
aktuelle Hymne sehen
Ein punktierter Rhythmus zieht sich durch das gesamte Stück. Ein Septimsprung sorgt für Anklänge an das „Württemberglied“. Beim Refrain, so Beck, habe er sich entschlossen, „die Gmünder ein Stück weit dort abzuholen, wo sie ihre aktuelle Hymne sehen“: Es erklingen da drei Takte aus dem „Alois“. Für ihn sei aber klar, dass die Hymne keineswegs in Konkurrenz zum Bestehenden trete.
Da man so ein Lied nur über das Hören lernt, wird es ab dem 9. Januar ins Repertoire des Rathaus-​Glockenspiels aufgenommen. Man denkt auch darüber nach, es im Frühjahr ab und an von Bläsern vom Johannisturm erklingen zu lassen.

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