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Der Gmünder Münsterorganist Stephan Beck gibt am Sonntag ein Gastspiel in der Kathedrale von Paris

Davon träumen vermutlich viele Orgelspieler: Stephan Beck, seit zehn Jahren Organist am Gmünder Heilig-​Kreuz-​Münster, gibt ein Konzert in der Notre-​Dame-​Kathedrale in Paris.

Mittwoch, 02. März 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 30 Sekunden Lesedauer

KONZERT (rw). Paris ist gar nicht so weit weg, dank TGV sind es ab Stuttgart nur dreieinhalb Stunden Fahrtzeit. Aber so ein Auftritt, wie ihn Stephan Beck erwartet, dürfte für die meisten ganz weit weg sein. „Eine sehr hohe Auszeichnung und eine Ehre“, sagt der 36-​Jährige, der vor wenigen Tagen zum zweiten Mal Vater wurde, bedeute es, in Notre Dame ein Orgelkonzert geben zu können. Der Auftritt findet statt am Sonntag, 6. März, um 16.30 Uhr. Stephan Beck geht am Freitag auf die Reise.
Während in Deutschland Organisten vor allem wegen der Kirchenmusik in der liturgischen Praxis bekannt sind, zählen sie in Frankreich eher zu der Szene bekannter Darsteller, und oft seien sie regelrecht populäre Persönlichkeiten. Die drei Organisten der Kathedrale Notre Dame gehören dazu – dass sie hochkarätige Künstler sind, versteht sich. Zwei davon waren bereits in Schwäbisch Gmünd beim Festival Europäische Kirchenmusik zu hören: Olivier Latry (1991 und 2010) sowie Jean-​Pierre Leguay (2009), sie gaben hier Konzerte und spielten auf der Münsterorgel. Leguay nahm eine CD mit Aufnahmen von Stephan Beck mit.
Die Einladung, in Notre Dame zu spielen, erhielt der Hausorganist des Gmünder Münsters schon vor einem Jahr, ebenso den Termin seines Gastspiels, „die haben dort einen ziemlich langen Vorlauf“, sagt er. In der Pariser Kathedrale erwartet ihn neben dem atemberaubenden gotischen Raum eine Orgel, die annähernd doppelt so groß ist wie die im Münster. Sie besitzt um die 100 Register, während die 1983 gebaute Klais-​Orgel im Münster deren 55 hat und damit verhältnismäßig klein ist, eine Folge des Barockgehäuses. Sie besitzt fünf Manuale (Münster: drei) und ist mit der Betonung des Zungenklangs und dem Schwellwerk streng auf den „französischen Stil“ ausgerichtet. Auf den die Münsterorgel aber durchaus Bezug nehme.
Die Orgel von Notre Dame wurde vor 15 Jahren konzipiert, sie sei ein „fast völliger Neubau“. Mit dieser Orgel muss sich Stephan Beck erst einmal vertraut machen, aber der Vorgang ist ein Hauptgeschäft für Organisten, die ein fremdes Instrument spielen: Erst einmal die Klänge auswählen und sich einstellen auf den Raum. Der hauptamtliche Orgel-​Assistent von Notre Dame hilft ihm dabei. Dies und die Proben sind allerdings nur nachts möglich, im Falle von Beck in der Freitag– und Samstagnacht. Die Verständigung müsste klappen, die Begriffe und das Fachvokabular seien klar, „unter Musikern ist das kein großes Problem.“
Zwei Programme waren einzureichen, jeweils auf die Minute abgestimmt, die Verantwortlichen in Paris entscheiden, welches genommen wird – es muss abwechslungsreich sein und zum übrigen Konzertprogramm passen.
Das Programm: Werke von Bach,
Couperin und Franck
Stephan Beck wird in Notre Dame die große Partita „Sei gegrüßet, Jesu gütig“ von Johann Sebastian Bach spielen – ein deutscher Organist muss einfach ein Werk von Bach im Programm haben, und bei der Partita handelt es sich um ein Variationsstück, das viele Gelegenheiten gibt, die Orgel auszuschöpfen.
Ferner Teile einer Orgelmesse von Francois Couperin (Offertorium und Benedictus). Das ist stimmig: Bach schätzte Couperin, und weil der französische Orgelbau sehr traditionsbewusst ist, passen die Kompositionen Couperins noch zu den heutigen Orgeln.
Als drittes spielt Stephan Beck den Choral a-​Moll von César Franck – das dürfte eine Verneigung vor der französischen Musik sein und „ein Idealstück für diese Orgel“, freut sich der Gmünder Organist.
Wie groß sein Publikum in der Pariser Kathedrale sein wird, vermag Beck nicht abzuschätzen. Aber er wird alles daran setzen, dass sein Konzert gut aufgenommen wird. Und dann geht’s in der Nacht mit dem TGV zurück nach Schwäbisch Gmünd.

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