Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Kultur

Zweites Hofkonzert in Eschach: Sorin Badin und Marcus Englert führen E-​Gitarre und Flügel zusammen

Titel von Telemann, Beethoven, Ravel und Dvorák – eigentlich nichts Außergewöhnliches. Bemerkenswert dagegen Wahl und Zusammenspiel der Instrumente sowie die Künstler: Heavy-​Metal-​Gitarrist Sorin Badin an der E-​Gitarre und Marcus Englert am Flügel.

Mittwoch, 13. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 59 Sekunden Lesedauer

KONZERT (go). Beide sind sie Virtuosen auf ihrem Instrument, aber das Zusammenspiel machte daraus ein eindrucksvolles Klangerlebnis beim Hofkonzert in Eschach, veranstaltet von Andreas Wagner. Deutlich war die hohe Konzentration zu spüren, die das anspruchsvolle Programm den beiden Künstlern abverlangte: Das einfühlsame Miteinander erforderte Präzision, mit absoluter Taktsicherheit und intensivem Blickkontakt gingen beide aufeinander ein. In Telemanns Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 g-​Moll agierten beide Musiker zunächst noch verhalten, stimmten sich im Adagio aufeinander ein, um schließlich im Vivace mit einem furiosen Höhepunkt abzuschließen. Auch bei Beethovens Sonate für Klavier und Violoncello Opus 5 Nr. 2 g-​Moll war diese Steigerung erlebbar, akustisch wie optisch.
Nach der Pause wurde mit Ravel und Dvorák die Musik moderner, damit auch anspruchsvoller für das Publikum. Eindrucksvoll, wie sensibel Sorin Badin mit seinem Instrument umging: Die Flageolett-​Technik beherrschte er ebenso souverän wie den E-​Bow und erzeugte damit Klänge, die an Nazareths „Love hurts“ erinnerten, sich sich zugleich aber so sehr der Klavierpartitur und dem Flügel anpassten, als hätte Ravel selbst das Stück für die E-​Gitarre geschrieben.
Den Abschluss bildete Dvorák s Sonatine für Violine und Klavier Opus 100 G-​Dur, sorgfältig ausgesucht, um die Aufmerksamkeit des Publikums bis zum Schluss des Konzerts zu erhalten und mit einem Scherzo und dem Finale einen beeindruckenden Abschluss zu bilden.
Immer wieder brillierten die beiden Künstler mit atemberaubenden Läufen, einmal über die Tasten des Flügels, das andere Mal über die Stege des Gitarrenhalses, technisch souverän, mit rasanten Wechseln, die ineinander glitten und überraschende Klangbilder boten, virtuos und einfühlsam bis zum Schluss. Schöner konnte der Abend eigentlich nicht ausklingen als mit Rachmaninoffs „Vocalise“ und Bachs „Jesus, meine Zuversicht“ Den Anstoß für dieses gelungene Musikexperiment hatte ein zufälliges Zusammentreffen auf einem Fest gegeben, nach intensiver einjähriger Zusammenarbeit war daraus ein großartiges Klangerlebnis entstanden. Dieses Duo sei vielen Musikliebhabern gegönnt – und aufgeschlossenen Veranstaltern ans Herz gelegt. Andreas Wagner hatte bei seiner Begrüßung die Geschichte des Klavierhauses in Erinnerung gerufen: Inzwischen feiert Klavier Wagner sein zwanzigjähriges Bestehen. Auch die alle zwei Jahre stattfindenden Hofkonzerte sind zu einer Tradition geworden. Spürbar ist der gute Zusammenhalt innerhalb der Familie, der an diesem Abend der ausdrückliche Dank des Veranstalters galt. Der gute Zusammenhalt der von christlichen Werten geprägten Familie Wagner war an vielen Stellen spürbar. Der ehemalige Heuboden bietet in Eschach nicht nur eine stimmungsvolle Festatmosphäre, sondern auch einen für die Hofkonzerte typischen Resonanz-​Rahmen. Am Freitag, 20. Mai, findet die diesjährige Hofkonzert-​Reihe mit „Feel the Gospel“ unter der Leitung von Christine Maihöfer und Thomas Baur ihren Abschluss. Zuvor wird am 15. April noch Franz Mohr, der ehemalige Steinway-​Cheftechniker, von seinen Erlebnissen mit Horowitz, Rubinstein und Glenn Gould erzählen, und am 7. Mai heißt es „Bühne frei“ für junge Pianisten.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

2869 Aufrufe
478 Wörter
4785 Tage 16 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 4785 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2011/4/13/zweites-hofkonzert-in-eschach-sorin-badin-und-marcus-englert-fuehren-e-gitarre-und-fluegel-zusammen/