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„Magnum“ verzichtete auf Schnickschnack und ließ die Songs für sich sprechen

Die Kulturinitiative Rock Winterbach feiert 20-​jähriges Bestehen. Mit dem Auftritt von „Magnum“ konnte sie ein Schmankerl für die Freunde des melodiösen Rock anbieten.

Samstag, 02. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 10 Sekunden Lesedauer

ROCK (her). Rund 600 begeisterte Zuschauer sahen in der vollen Lehenbachhalle ein knapp zweistündiges Konzert der Engländer, die eine Mischung aus alten Klassikern und vielen neuen Songs darboten. Fans alter Tage möchten in erster Linie Lieder der erfolgreichsten Zeit präsentiert bekommen, Songs, mit denen die Anhängerschaft aufgewachsen ist, Lieder die sich im Laufe der Zeit zu Klassikern entwickelt haben. Dagegen steht eine Band wie Magnum, die nach wie vor kreativ ist und neue CDs heraus bringt. Eine Musikgruppe, die nicht nur auf die Vergangenheit reduziert werden möchte.
Magnum versuchten in Winterbach den Spagat. Gleich fünf Kompositionen des neuen Albums „The visitation“ werden in den knapp zwei Stunden zum Besten gegeben. Natürlich wird ein „Freedom day“ nicht so abgefeiert wie ein „How far Jerusalem“ aus dem Jahr 1985, trotzdem scheinen die frischen Gastgeschenke der alten Haudegen herzlich willkommen zu sein. Das mag unterm Strich zwei Gründe haben. Zum einen konnten die Engländer – die kommerziell betrachtet zwischen 1985 und 1990 ihre erfolgreichste Zeit hatten – mit dem Anfang diesen Jahres veröffentlichten Opus eine überraschende Top-​20-​Chartplazierung erringen, zum anderen eilt den Birminghamern von jeher der Ruf einer hervorragenden Liveband voraus. Im Wissen, dass das Gericht schmeckt, scheint es gar nicht so auf die Wahl der Zutaten anzukommen.
Auf Schnickschnack wie Lichteffekte, Bühnennebel und andere Gimmicks wird komplett verzichtet, Sänger Bob Catley spart sich sogar die Vorstellung der einzelnen Lieder. Dazu passt, dass es auch keine ausufernde Schlagzeug– oder Gitarrensoli gibt – die Herren Harry James (Drums) und Songschreiber Tony Clarkin (Gitarre) gehen in Winterbach ausgesprochen songdienlich zu Werke. Die Pausen zwischen den einzelnen Songs sind kurz, Magnum wollen sich und dem Publikum keine Verschnaufpause gönnen. Von den älteren Alben wird „On a Storyteller’s Night“ von 1985 gleich mit vier Stücken bedacht – beim Anti-​Kriegs-​Lied „Les morts dansant“ verwandelt sich die Lehenbachhalle in ein Meer von rhythmisch winkender Hände.
Magnum kommen an bei den Leuten — keine Frage. Das liegt in erster Linie an den beiden Hauptakteuren, deren Rolle auf der Bühne nicht unterschiedlicher sein könnte. Bob Catley „erzählt“ seine Geschichten mit Stimme, großer Mimik und Gestik — stets mit der Hand Symbole in die Luft zeichnend. Zum Sprachrohr der Band kontrastierend steht Gitarrist Tony Clarkin geradezu stoisch rechts am Bühnenrand, ganz vertieft in sein Gitarrenspiel. Gut, dass die Bühne in der Lehenbachhalle nicht allzu groß ist, denn so fällt der seit jeher überschaubare Aktionsradius des Bandgründers gar nicht auf. Dafür glänzt Clarkin mit seinem akzentuierten Gitarrenspiel, auch hier behält die Devise „weniger ist mehr“ die Oberhand. Dass das Publikum trotzdem ein Gespür für die Verdienste des 64-​jährigen Bandkomponisten hat, zeigt die Reaktion bei der Vorstellung der Mitglieder — hier heimst Clarkin den mit Abstand größten Beifall ein.
Der Besuch der Geschichtenerzähler erweist sich als äußerst kurzweilig. Als „Vigilante“ vom das Ende des Auftritts beschließt, kommen Magnum für den Titelsong des ersten Albums von 1978 „Kingdom of madness“ nochmals auf die Bühne, ehe die zweite Zugabe „On a storyteller’s night“ als letztes Kapitel einen stimmungsvollen Abend in Winterbach beschließt.

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