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Faltenfrei bis in die Kniekehlen: Kabarettistin Simone Fleck in Iggingen

Glauben Sie an Schönheit nach dem Tode, oder reicht dreimal die Woche Frisör? Mit vielen spitzen Fragen und noch mehr doppelsinnigen Antworten begeisterte in Iggingen die Kabarettistin Simone Fleck.

Donnerstag, 28. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 12 Sekunden Lesedauer

KABARETT (vh). Auf Einladung der Volkshochschule gastierte Simone Fleck in der ausverkauften Gemeindehalle Iggingen. „Ich liebe dieses Temperament im Süden“, bekennt die Dortmunderin Simone Fleck, als sie mit vielen Vorschusslorbeeren in der ausverkauften Igginger Gemeindehalle begrüßt wird. „Fast südamerikanisch“ wird es aber im Lauf der über zweistündigen Ein-​Frau-​Show am Freitagabend: Der Saal brodelt und tobt. Denn Iggingen wäre als Veranstaltungsort auch nicht zufällig ausgesucht: „In Iggingen verschanzen sich proportional die meisten Singles“.
Iggingen sei quasi der „Wallfahrtsort der ausgehungerten Singles“. Sie selbst halte es inzwischen mit dem Motto: „Nichts gegen Männer, aber nicht in meiner Wohnung“. Ob Singles überhaupt noch zu retten sind, ist eine der Fragen, welche die Kabarettistin und studierte Designerin und Pädagogin in ihrem aktuellen Programm „Henne sucht Hengst“ aufspürt. Rettung gibt es in den zahlreichen Ratgebern, die meterweise in jeder Buchhandlung stehen: „Männer in der Mauser“ und „Hoden bis zum Boden“ sind da noch die harmlosen Titel.
Für Simone Fleck aber sehr beruhigend: „Da kann ich ja noch jede Menge Krisen durchleben“. Dass der jüngst angewandte Tipp, Kaviar auf den erogenen Stellen zu verteilen, auch keine Beziehung retten kann, veranschaulichte Simone Fleck mit vollem Körpereinsatz und zur Freude der Besucher auf der Bühne. Selbst nach der Scheidung finde sie noch Fischeier in den im Alter nicht weniger werdenden Falten. Effektiver sei da schon die „Botox-​Flatrate“, lästert sie mit spitzer Zunge und schlüpft flugs samt Strähnchenperücke in die Rolle der „Nicole von der Wellness-​Oase“: Eine Kundin nutze so regelmäßig „Botox to go“, die habe nicht mal mehr in den Kniekehlen Falten. Sie selbst sei eher die Spezialistin für Maniküre: Ob Königshochzeit oder Obama, sie male alles drauf. Wenn es sein muss sogar Doktorarbeiten.
Rotzfrech ist sie. Kein Blatt nimmt sie vor den Mund. Und es kommen alle dran: Vor allem Männer, aber auch Frauen, Singles genauso wie Paare, graue Mäuse genauso wie aufgebrezelte Schönheitsfanatiker. Spaß macht es. Während man noch herzhaft über „die Anderen“ lacht, erkennt man sich plötzlich selber. In rasantem Tempo wechselt Fleck die Themen und die Charaktere. Mit einem Tisch voller Requisiten bestreitet sie bravourös den Abend und ist mal ganz der Proll von nebenan, dann wieder die Wellness-​Tussi.
Immer wieder wird das Publikum einbezogen, auch die hinteren Reihen sind vor ihrem kritischen Blick nicht sicher: „Den roten Pullover haben Sie aber nicht selber gekauft. Da war eine Frau dabei“, lobt sie die Kleiderwahl eines Besuchers. Mit dem Karohemd in der ersten Reihe hat sie da schon mehr Probleme, „geht gar nicht“, urteilt sie kritisch. Unerreicht ist aber die Rolle als Oma Wally, die sie schon durch mehrere ihrer insgesamt fünfzehn abendfüllenden Programme begleitet: Die mit rabenschwarzem Humor gesegnete Alte lästert über „High-​Heels am Rollator“, über „Männer, die bis zur Schnabeltasse pubertieren“ und über Luxusschnecken, die selbst noch die Gehhilfe mit „Schmarotzky-​Steinen“ verzieren lassen. Klar, dass das Igginger Publikum Simone Fleck nicht ohne „Oma Wally“-Zugabe gehen lässt.

Zum Abschluss der Kabarettreihe gastiert am 13. Mai die Kabarettistin Simone Solga in Lorch. Allerdings gibt es nur noch wenige Karten an den bekannten Vorverkaufsstellen.

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