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Die Gmünder Bühne präsentierte das Komödiantenspiel „Zirkus“ in der Theaterwerkstatt

Schon das liebevoll detaillierte Bühnenbild schafft die Stimmung von Leichtigkeit und Ferne, welche die Hauptdarsteller in ihren Sehnsüchten und Erinnerungen zum Ausdruck bringen. Der Erfolg, er war einmal.

Dienstag, 10. Mai 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 6 Sekunden Lesedauer

THEATER (wil). Die Gmünder Bühne brachte am Wochenende das zeitlose Stück „Zirkus“ auf die Bretter der Theaterwerkstatt. Bereits vor einem halben Jahrhundert standen Ernst Kittel und Günther Helle in der Spielschar der Volkshochschule als Käsehändler und Zirkusdirektor auf der Bühne, heute haben sie in Wolfgang Meier und Uwe Kreusel ebenso überzeugende Nachfolger gefunden. Allein das Stück von den Lebensträumen der Männer und ihren nüchtern denkenden Angetrauten hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt.
Silvio Benozzo erfreute viele Jahre sich und andere als Clown eines Wanderzirkus am Rande Roms, bevor ihn seine Gattin in einen Käseladen steckte und zum Bürgermeister machte. Doch hinter den Kulissen herrscht sie, notfalls mit dem Besen, wie Iris Spielvogel vehement verdeutlichte. Auch Uwe Kreusel als Zirkusdirektor Ortini leidet unter den Vorwürfen seiner Frau, die den Träumer in ein ordentliches Arbeitsverhältnis bringen möchte. Ruth Kopper als Gattin Palmira zeigt sich weniger zänkisch doch dafür entschlossener und wird nicht mehr ins Bärenfell schlüpfen. Aber es muss auch Hoffnung für die Liebe geben und dafür sorgen die beiden Debütanten Jannis Kuhnle als Artist Flavio und Stefanie Nigro als Ladenmädchen, welche den Part der frisch Verliebten übernehmen.
Der Ort des Geschehens in Ewald Autengrubers Stück ist Benozzos Käseladen, den die Brüder Haseidl in sorgfältiger Kleinarbeit aufbauten. Hier werden die Szenen der Ehe aufgeführt, hier treffen sich die Paare. Eigentlich hat Benozzo (Wolfgang Meier) den Zirkusdirektor schon aus dem Ort verwiesen, doch dann streckt ein herabfallender Käselaib den Ärmsten nieder. Wohin nun mit dem leblosen Körper? Und so verschwindet Uwe Kreusel als wortgewaltiger Direktor stumm in einer Regentonne, wo er einen großen Teil der Aufführung verbleibt. Doch nun reist der Zirkus nicht ab, Palmira Ortini übernimmt die Leitung der Vorstellung und Clown Giorgoine soll den Bären spielen, aber dann fehlt der Spaßmacher. Umständlich werden die komplizierten Zusammenhänge aufgearbeitet und ein mimisch überragender Dieter Waigel als Giorgione versteht von allem nichts mehr.
Der schuldbewusste Bürgermeister übernimmt nun selbst die Rolle des Clowns, auch zur eigenen Freude, und der vermisste Direktor schlüpft ins Bärenfell. Denn auch ein kleiner Wanderzirkus braucht ein Raubtier, das er sich nicht leisten kann, das aber die billige Illusion versinnbildlicht. Die Aufführung wird zum großen Erfolg, den Jannis Kuhnle dann engagiert und feurig nachspielt und somit beweist, dass er nicht nur das Talent zum schmachtenden Liebhaber hat.
Da es sich um eine Komödie handelt, lösen sich die Probleme in Wohlgefallen auf. Rosaura Benozzo erkennt endlich das künstlerische Talent ihres Mannes und gewährt ihm seinen Freiraum. Ortinis alter Zirkuswagen gibt seinen Geist auf. Damit löst der Direktor sein Versprechen ein, den Zirkusbetrieb einzustellen und dadurch erlischt auch der Vertrag des Artisten Flavio, der nun bei seiner Geliebten, dem Ladenmädchen Ita bleiben kann. Mit viel Situationskomik entführte die Gmünder Bühne von Freitag bis Sonntag wieder ins Reich der Phantasie, griff Sehnsüchte auf, die tief in den Menschen schlummern und ließ ihre Zuschauer herzlich lachen.

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