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Benefizkonzert mit Stadtjugendkapelle, Michael-​Chorknaben und Kammerchor der Waldorfschule zugunsten der Johanniskirche

Eine Schicksalsgemeinschaft aus Parler-​Ring, Münsterbauverein, OB Richard Arnold als Schirmherrn und eine beachtlich stattliche Zahl junger Musikakteure sorgte für ein fast volles Münster. Gesungen und musiziert wurde zugunsten der Johanniskirche.

Freitag, 13. Mai 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 34 Sekunden Lesedauer

KONZERT (-ry). Wenn das Konzert von Kammerchor der Freien Waldorfschule mit Kammerorchester, der Stadt-​Jugendkapelle und den St. Michael-​Chorknaben seine Entsprechung im materiellen Ergebnis über Spenden und Patenschaft für 10 Jahre zu je 20 Euro fand, dann haben sich die kühnsten Träume der vielen Väter und Mütter für die Sanierung der Johanniskirche wohl mehr als erfüllt. Die Erinnerung an das Vorjahreskonzert mit den Strümpfelbach-​Schulen ist noch in bester Erinnerung. Deshalb war die Erwartung der vielen Besucher zu Recht hoch. Und sie wurde mit Hingabe erfüllt. Die Dirigenten und ihre Klangkörper hatten viel investiert: Zeit, Kraft, Idealismus … Es ist der Ausdruck eines wunderbaren Selbstverständnisses: „Jugend für altes Gemäuer“ (Pfarrer Kloker), vom pädagogischen Eros ganz zu schweigen: Jugendliche binden sich, widmen sich wertvollster Freizeitbeschäftigung und dienen damit Menschen und der guten Sache: Erhaltung gefährdeten kulturellen Erbes. Zu Beginn gab es mit Kammerchor und –orchester (samt schönem Orgelcontinuo) Joseph Haydns „Nelson-​Messe“ (ohne Credo) — mit exponierten Ansprüchen an stimmliche und interpretatorische Leistungsfähigkeit: Das hohe a2 oder Koloraturen sind nur ein äußeres Merkmal dafür. Man darf getrost von der martialischen Historie absehen: Das Werk ist so fantastisch in Ideenvielfalt, Anspruch an die Kompetenz der Ausführenden und eine feine spritzige Ausführung. Der ambitionierte Kammerchor verdankt natürlich seine Ausstrahlung der Pädagogik von Walter Johannes Beck, der auch die Soli seinen Choristen anvertraut hatte. Die schönsten Erinnerungen an die Aufführung der h-​Moll-​Messe am 22. Januar dieses Jahres wurden präsent: mitreißendes Engagement und ein auch psychologisches Kriterium, dass man sich als Zuhörer ganz entspannt zurücklehnen konnte, um einfach zu genießen. Die Kammerbesetzung war kein Problem: Spätestens am Widerhall der Fermaten konnte man die klangliche Präsenz ermessen. Jede katholische Kirchengemeinde schätzte sich glücklich, in der Feier der Eucharistie so etwas erleben zu dürfen. Die Stadt-​Jugendkapelle unter Norbert Bausback favorisierte einen homogen strömenden Sound. In sechs unterschiedlichen Beiträgen erlebte man ein Blasorchester, das in den Registern ebenso stark war wie in den Soli. Nur der Tubist war ein „älterer“ Jugendlicher. Ob Holz– oder Blechbläser bzw. Schlagwerk — nach persönlicher Überprüfung der Intonation aller Instrumente durch den Chef höchstpersönlich war ein Optimum an Klangqualität garantiert. Und seine stets ruhige Gestik bewirkte ganz selbstverständlich den beschriebenen Klang. Es war auch kein Stilbruch, dass bei Bachs 7. Kantatensatz aus BWV 147, „Jesus bleibet meine Freude“, die weichen Klarinetten (samt Saxophonunterlegung) die obligate Oboenmelodie „ersetzten“. Die „Pavane in blue“ (Henk von Lijnschooten) mit typischen Soloverschmelzungen von Trompete und Saxophon begeisterte ebenso wie der Mozart zugeschriebene dreistimmige Kanon „Dona nobis pacem“, der in Ted Huggens’ Arrangement mit Echotrompeten einen klangmächtigen Impuls für den ersehnten Frieden fand. Zwischen den beiden Blöcken der Stadt-​Jugendkapelle warteten die St. Michael-​Chorknaben unter Harald Elser mit neun A-​cappella-​Motetten vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart auf: Kleinkunst der Satztechnik, immer des konzentriertesten Einsatz auch des jüngsten Knaben bedürfend. Elser verlangt viel, feuert mit gespanntester Gestik an, die kaum noch eine dynamische Steigerung oder innere „Ruhe“ zulässt. Die Jungen in ihren wunderschönen Chorgewändern bestechen in Artikulation und klanglicher Präsenz. Selbst im heiklen „Locus iste“ von Anton Bruckner werden die Modulationen sauber intoniert. Bei den beiden Männerchorsätzen („Jauchzet dem Herrn“ von Friedrich Silcher und „Der Herr ist mein Hirt“ von Hubert Bernhard Klein) waren die Begleitstimmen (besonders die Bässe) zu laut. Zum Glück ließen sich die ersten Tenöre nicht zum Forcieren verleiten! Am Schluss spürte man die Lösung der Spannung: Liebevoll spiegelte der Dirigent seine Freude im Aufmuntern der Jüngsten. Darf man sich auf eine Fortsetzung dieser Benefizkonzerte im nächsten Jahr freuen? Hoffentlich! Sind sie doch eine wunderbare Gelegenheit, dass Generationen übergreifend solidarisch handeln: für einen guten Zweck und zur Freude aller.

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